Re: Der Krieg in den Wohnzimmern - GröFaZ grüßt

Geschrieben von Torsten am 27. Dezember 2002 16:50:07:

Als Antwort auf: Der Krieg in den Wohnzimmern geschrieben von Danan am 27. Dezember 2002 15:18:06:

Liebe Leute,

dennoch wird sich die alte Aussage, daß nie mehr gelogen wird, als vor Wahlen und im Krieg (von irgendeinem US-Präsidenten; Truman?), bewahrheiten.

Denn die Reportagen werden von Medien verbreitet und vorher gefiltert. Und da bei uns sicher keine Sondersendungen von Saddam-TV laufen werden, dürfte aufgrund unserer amerikanisch gesteuerten Medien kein Zweifel an der (Nicht-)Objektivität bestehen. Wie auch über den letzten Golfkrieg in einer pro-US-Kampagne berichtet wurde.

Ich frage mich, ob das Absicht ist: Unsere Medien erzählen ständig von der Wahrscheinlichkeit oder gar Unvermeidlichkeit der Irak-Invasion. Immer unverhohlener werden sogar die billigen Tricks der Amis und Briten dargestellt, die den Angriff rechtfertigen sollen - wie z.B. auch über fehlende Legitimation der Flugverbotszonen (die noch nicht lange erwähnt wird). Hinzu kommen Meldungen über viele Staaten, die den geplanten Krieg verurteilen, aber offenbar nicht verhindern können.

Wäre ich Verschwörungstheoretiker, würde ich dahinter einen geschickten Plan vermuten, eine Konditionierung und Desensibilisierung. Wenn der Krieg ausbricht, wird er keine Ungeheuerlichkeit, sondern eine Selbstverständlichkeit sein - schließlich hat's Jeder gewußt. Genauso wird klar, daß jeder Widerstand - passiv oder aktiv - gegen die USA nutzlos ist und am Ende uns selbst Nachteile bringt. So wird gezielt ein Ohnmachtsgefühl erzeugt. Darüberhinaus ist ersichtlich, daß den USA jeder fadenscheinige und letztendlich auch gar kein Grund genügt, um ihre Interessen jenseits aller Konventionen durchzusetzen.

Dasselbe läuft derzeit auf dem Gebiet der Politik und Wirtschaft. Immer unverschämter wird zugegeben, daß eine gezielte Umverteilung in Richtung Obernichtsnutze erfolgt - auf Kosten immer breiterer Schichten. Selbst offensichtliche Unfähigkeit, Gier und Korruption werden nicht mehr verschwiegen. "Programme" werden so gestaltet, daß ihr programmiertes Scheitern von jedem Grundschüler abzusehen ist. Durch diesen Gewöhnungseffekt wird meiner Meinung nach die Schwelle für ein Überkochen systematisch erhöht - ich frage mich, wie die deutsche Bevölkerung in den 70ern auf Meldungen und Maßnahmen reagiert hätte, die uns heute täglich aufgetischt werden. Die Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten war der Gipfel der Unverschämtheit.

Entgegen meinem früheren Optimismus, die Kurve auch ohne großen Knall kriegen zu können, muß ich mich langsam den Schwarzsehern anschließen. Das wird zwar nichts an meinem Handeln ändern, den Knall doch noch irgendwie zu vermeiden, aber Einstein hatte wohl doch recht: Die Dummheit des Menschen ist unendlich. Ich möchte hinzufügen: Zeitlich endet sie dann, wenn der Mensch sich mit ihrer Hilfe beseitigt hat.

Viele Grüße

Torsten

PS: Noch mal zur Irakinvasion: Warum werden die Rechte nicht an Premiere abgetreten? Wer niedergemetzelte Moslems aus erster Hand sehen will, kann auch zahlen. Die Öffentlich-Rechtlichen könnten ja am Wochenende einen 10minütigen Ausschnitt der schönsten Spielszenen - äh brutalsten Kampfszenen ausstrahlen.

Die staatliche Lotterie könnte durch eine Opferwette (Männer/Frauen/Kinder/Soldaten/Zivilisten an einzelnen Spieltagen) Geld für humanitäre Hilfen sammeln - z.B. für Hinterbliebene gefallener US- und britischer Soldaten. Zudem würden Steuern fällig und das hätte mal echten Unterhaltungswert (wenn die Leute vor Premiere World ihre "boys" anfeuern: "Nur noch zwei Kinder! Und 82 Frauen! Nicht so viele Soldaten, mehr Zivilisten!").

Aber da sieht man's wieder: Mit einer so zimperlichen Marktwirtschaft können wir's nie zu etwas bringen.

T.


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