Re: War hier bisher kein Thema: N: BAMBULE (Hamburg)
Geschrieben von Bern am 27. Dezember 2002 08:47:48:
Als Antwort auf: War hier bisher kein Thema: N: BAMBULE (Hamburg) geschrieben von SoL333 am 27. Dezember 2002 01:36:50:
hi,
jedes Schwein ist rechts und jeder Hilfsbedürftige links.
Not with me, mein Popodirka.
Polarisierung ist das Mittel der sich auserwählt wähnenden.
Wenn die's Muffensausen kriegen.
Der Goldbarometer ist deren Fieberthermometer.
Bernd
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>HAMBURG
>Knüppel auf den Kopf
>Die Räumung eines Bauwagenplatzes mobilisiert die linke Szene gegen Innensenator Schill - die Krawalle erinnern an Hafenstraßen-Zeiten.
>Es kommt nicht allzu oft vor, dass Polizisten bei ihren Ermittlungen in einen Loyalitätskonflikt geraten. Schon gar nicht, wenn sie jene finden sollen, die ihre Kollegen bei einer Demonstration zusammengeschlagen haben.
>Doch vergangene Woche musste das "Dezernat Interne Ermittlungen" (DIE) der Hamburger Polizei der Anzeige von zwei Bereitschaftspolizisten nachgehen, die vorvergangenen Samstag als so genannte Aufklärer bei einer Demonstration gegen die Räumung eines Hamburger Bauwagenplatzes eingesetzt worden waren. "Schlagstock frei", hatte der Einsatzführer einer Einheit aus Thüringen befohlen, als die Lage zu eskalieren drohte.
>Danach waren die beiden Polizisten aus Eutin in Schleswig-Holstein erst einmal krankgeschrieben. Denn der Knüppel der Staatsmacht hatte die in Zivil eingesetzten Beamten auf Kopf und Arm getroffen, sie klagten über Prellungen. Angeblich hatten die prügelnden Uniformierten das von der Einsatzleitung ausgegebene Kennwort nicht verstanden, mit dem sich die Opfer als Kollegen zu erkennen gaben, um dem Schlagstockeinsatz zu entgehen. Nun ermittelt das DIE, wie das passieren konnte.
>Nach Jahren der Ruhe geht es wieder hoch her in Hamburg. Alle paar Tage legten Demonstranten in den vergangenen drei Wochen den Verkehr lahm, einige Male lieferten sich wütende Protestler Scharmützel mit der Polizei, Autos wurden demoliert - beinahe wie in alten Zeiten. So gering der Anlass diesmal auch schien, er mobilisierte plötzlich den Widerstand der vereinten Linken, die mancher längst in Agonie verfallen geglaubt hatte.
>Erstaunt hatte das über Jahrzehnte von Sozialdemokraten regierte Hamburg registriert, wie ruhig es über ein Jahr lang nach der Wahl von "Richter Gnadenlos" Ronald Barnabas Schill zum Innensenator in der Hansestadt geblieben war. Hafenstraße, Rote Flora - vorbei schienen die Zeiten blutiger Straßenschlachten zwischen Polizei und gewaltbereiten Demonstranten.
>Die neue Politik der Koalition aus CDU, Schill-Partei und FDP - Brechmittel gegen Dealer, Pläne für die Zwangsexmatrikulation von Langzeitstudierenden, Wiedereinführung geschlossener Jugendheime, Abschaffung der Ausländerbeauftragten, Sparen bei Bildung und Frauengruppen - erregte im traditionell linksliberalen Stadtstaat zunächst keinen nennenswerten Widerstand.
>Erst die eher harmlose und friedliche Räumung des Bauwagenplatzes mit dem sinnhaften Namen "Bambule" (Krawall) im Stadtteil St. Pauli Anfang November wurde zum Signal für den Aufbruch. PDS, Studentenvertreter, Castor-Gegner, Fußballfans des FC St. Pauli, linke Fundis, aber auch Punks, Autonome und Anti-Imperialisten formierten sich zum Ad-hoc-Bündnis - Kampfruf "Schill muss weg!"
>Unter den Protestierenden gab es durchaus auch Spaßvögel. Zum Laternenumzug ins Schanzenviertel brachten manche am vergangenen Donnerstagabend selbst gebastelte Lampions in Bauwagenform und ganz eigene Parolen mit - so etwa: "Koks, Knarre, Gnade". Schills Parteikollege und Bausenator Mario Mettbach, dessen Ressort für die "Bambule"-Räumung mitverantwortlich war, bekam einen Präsentkorb mit starken Zigaretten und fetter Mettwurst ins Krankenhaus - er hatte Ende Oktober einen Herzinfarkt erlitten.
>"Die Räumung des Bauwagenplatzes hat sich zum Kristallisationspunkt für einen breiteren Protest gegen die Politik des neuen Senates und insbesondere des Innensenators entwickelt", vermutet der stellvertretende Leiter des Hamburger Verfassungsschutzes, Manfred Murck. Das sieht Antje Möller, migrationspolitische Sprecherin der GAL-Fraktion im Hamburger Rathaus genauso. Sie betrachtet die Demonstrationen als "grundsätzlichen Protest gegen die soziale Kälte des Senats".
>Schill selbst scheint allerdings Vergnügen darin zu finden, zusätzlich Öl ins Feuer zu gießen. Sogar nach Meinung mancher Polizeiführer sind die "Bambule"-Proteste auch eine Reaktion auf die deftigen Sprüche des Verbal-Rambos. "Wir haben den Chaoten letztendlich die Lust an der Randale genommen", protzte Schill vergangenen Dienstag. Er gehe nicht davon aus, "dass diese Demonstranten in Hamburg in Zukunft noch Freude daran haben, ihre Proteste fortzusetzen".
>Die Gegenseite nimmt den Fehdehandschuh geradezu dankbar auf. "Wir werden sehen, wer zuerst die Lust verliert", so Yavuz Fersoglu, Hamburger Sprecher der PDS. Zum Beweis riefen die Demonstranten für vergangenen Freitagabend um zehn zum Protest vor dem "Wohnzimmer Schills" auf, der Nobeldisco "Wollenberg" an der Außenalster. Wieder standen sich beide Seiten gegenüber - rund 1000 Protestierer und 1500 Beamte, zusammengetrommelt aus vier Bundesländern sowie vom Bundesgrenzschutz. Es ging laut her, bis kurz nach Mitternacht zumindest aber blieb alles friedlich.
>Während das Volk auf der Straße den Unmut gegen Schill schroff artikuliert, geht das Hamburger Establishment, düpiert von Schills gesellschaftlichen Eskapaden, offenbar ganz vorsichtig auf Distanz. Gäste, die einen Ruf zu verlieren hätten, sagten mittlerweile ihre Teilnahme an Empfängen ab, zu denen der Rechtspopulist geladen sei, berichtete jüngst die einst Schill-ergebene "Welt am Sonntag". Sie zögen es mittlerweile vor, nicht mit dem Vize-Regierungschef gesehen zu werden.
>CORDULA MEYER, ANDREAS ULRICH
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>Anm: Finde ich nur komisch, das Bambule hier noch nie Thema wurde, wo es doch seit Wochen in vielen Nachrichten Thema ist und ja wohl eindeutig zu den Prophezeiungen passt. Bambule ist nur der Anfang, was meint Ihr wohl was los ist, wenn der Irakkrieg anfängt, Kürzung der Sozialleistungen, weniger Arbeitslosenhilfe, weniger Rente, viel höherer Spritpreis etc. etc. etc. etc....
>In einer Reportage über die Ausschreitungen dort, habe ich eine Menge PDS-Fähnchen schwenken sehen....... nur so ne Anmerkung (insbesondere @Arkomedt ;-)), aber man hört ja nicht, gelle :-).
>Liebe Grüße
>Euer Chrisi, mal kurz wieder am Start, um zu schauen, ob man einen längeren Thread als den von BW hinbekommt ;-).