Über Prophezeiungen und über die Erkenntnis und über die Eiche
Geschrieben von Weltfremder am 25. Dezember 2002 11:55:22:
»Aber eben unweit von dem Flecken Vindobona, den Ister aufwärts, wo wir eine Eberjagd hielten, auch, glaube ich, bei vierzig Stück erlegten, da fanden wir einen langbärtigen germanischen Seher und Priester, der während unserer Eberjagd auf einer Eiche saß und zusah, wie wir mit den Ebern kämpften. Dieser Mann sprach etwas römisch und sagte eben zu uns beiden, als wir unter seiner Eiche einem Eber den Garaus gaben: >Merket es wohl, ihr beiden mutigen Jungen! In Asien, im Lande über den Gewässern, harret eurer Großes! Dort werdet ihr sehen ein Etwas, das noch kein Sterblicher gesehen hat! Hier blüht nur der Tod; wie der mächtige Eber unter der Schärfe eurer Lanzen und Schwerter verendete, so verendet hier im Lande des Todes alles! Aber in Asia blüht das Leben; wer dort sein wird, der wird einen Tod ewig nicht sehen!< Dann verstummte er; und als wir weiter in ihn drangen, gab er uns keine Antwort mehr, und wir gingen weiter, noch mehr Eber aufsuchend. - Aber siehe, der Alte hatte denn im vollsten Ernste doch geweissagt, und wir erleben nun das, was uns der alte Germane geweissagt hat!«
»Die Völker alle, die irgend auf der weiten Erde zerstreut wohnen, haben eine schon dem ersten Menschen der Erde gemachte und gegebene Weissagung von Mir und von Meiner jetzigen Herabkunft zu den Menschen dieser Erde, und ihre Priester wußten sich stets durch Sagen und durch den inneren Drang in ihrem Herzen einen gewissen Weg zu bahnen bis zu einer geistigen Anschauung und weissagten in freilich oft sehr verworrenen Bildern, die sie am Ende selbst nicht verstanden.
Nur in abermaligen Ekstasen (Verzückungen) der Begeisterung kamen einige dann und wann zu einer helleren Anschauung und erklärten dann etwas näher ihre schon früher einmal gehabten Gesichte.
So war es auch bei den Germanen. Und jener Germane befand sich eben in einer hellsehenden Ekstase auf seiner Eiche, deren Ausdünstung nebst der Angst vor euren Lanzen und Speeren ihn in eine solche versetzen half, - und er weissagte euch. Als er nach der euch gemachten Weissagung wieder wach wurde, wußte er von allem nichts, was er zu euch geredet hatte, und konnte euch auf euer weiteres In-ihn-Dringen keine Antwort mehr gehen.
Siehe, darin besteht das Wesen solcher Weissagungen! So ihr es annehmen wollt, da war die Hexe von Endor in jener Zeit auch in einer hellsehenden Ekstase, als Saul sie bezwang, für ihn den Geist Samuels zu beschwören, obschon sie sonst nur mit der Unnatur der argen Geister im Verbande stand und daraus weissagte Lügen und Arglist und Betrug.
Kein Mensch ist so tot und böse, daß er zu einer gewissen Zeit nicht irgendeine rechte Weissagung hervorbrächte; aber diese kann nicht zugleich als ein Bürge für alle seine gemachten Weissagungen dastehen, sondern ist nur für sich allein wahr.
So hat das Orakel zu Dodona und das zu Delphi gar oft eine sehr wahre Weissagung gemacht; aber einer wahren folgten dann tausend falsche lügenhafte.
Also ist es auch nicht in Abrede zu stellen, daß gewisse Hellseher und Propheten sogar Wundertaten gewirkt haben; aber dafür haben andere dann durch Eingebung der bösen Geister und durch ihren dadurch erregten Weltverstand eine Menge Blendwunder erfunden und haben damit ganze Völker auf tausend Jahre lang breitgeschlagen, und sie haben dabei gut und ganz sorglos gelebt, bis ihnen dann irgend von erweckten Sehern das schnöde Handwerk gelegt wurde.
Aber es ging das immerwährend nicht so leicht her; denn ein einmal breitgeschlagenes Volk läßt sich schon an und für sich nicht leicht mehr zurechtweisen, und dessen lügenhafte Priester schon am allerwenigsten, weil damit ihre großen, diesweltlichen Vorteile aufs Spiel gesetzt sind.
Ihr alle habt Gelegenheit, euch nun zu überzeugen, wie schwer es sogar bei Mir geht, und doch führe Ich eine Sprache, wie sie vor Mir noch nie ein Seher geführt hat, und übe Taten, die noch nie vor Mir erhört worden sind! Der ganze Himmel steht offen, Engel steigen herab und dienen Mir, und geben Zeugnis von Mir, und doch gibt es sogar Jünger, die nun stets um Mich sind und alles sehen, hören und erfahren, aber ihr Glaube gleicht noch gleichfort einer Windfahne und einem schwachen Rohre, das vom Winde, von wannen er auch kommen mag, umgedreht wird nach jeglicher Richtung! Nun, nehmen wir dann erst die andern Weltmenschen!
Ich könnte durch Mein allmächtiges Wort freilich alle Menschen im Augenblicke umgestalten; aber wo bliebe dann ihres Geistes durch sich selbst zu gewinnende Lebenstüchtigkeit und Freiheit?!
Ihr sehet also aus dem nun leicht, daß es kein Leichtes ist, den bei den Völkern eingeschlichenen Irrtümern wirksam und unbeschadet der Freiheit ihres Willens und dessen geistig notwendiger Sichselbstbestimmung zu begegnen.
Aber es ist auch ebenso schwer zu verhüten, daß solche Irrtümer nie einreißen können; denn es muß dem geistigen Teile des Menschen Wahres und Falsches und Gutes und Böses zur freien Erforschung, Erkenntnis und Wohl vorgestellt werden, ansonst er nie zum Denken gebracht werden würde.
Er muß sich gleichfort in einem Kampfe befinden, ansonst er einschliefe; und sein Leben muß stets neue Gelegenheit bekommen, sich als solches zu üben und dadurch aus sich selbst zu erhalten, zu stärken und also seine Vollendung zu erreichen.
Würde Ich es nicht zulassen, daß je Irrtümer unter die Menschen kämen, sondern nur die Wahrheit mit ihren bestimmten und vollends notwendigen Wirkungen, so würden die Menschen einem allerreichsten Prasser und Wollüstling gleichen, der am Ende für gar nichts mehr sorgt als bloß ganz stumpf nur, daß sein Bauch die Ausfüllung zur rechten Zeit bekommt!
Versorgen wir alle Menschen leicht möglich auf das beste für den Leib nur, und ihr könnet vollkommen versichert sein, daß es bald keinen Priester, keinen König, keinen Soldaten, aber auch keinen Bürger, keinen Landmann und keinen Arbeiter und Handwerker mehr geben wird; denn wofür sollte er arbeiten oder in irgend etwas tätig sein, da er ja ohnehin über Hals und Kopf mit allem bestens versehen ist für sein ganzes Leben?!
Darum muß Not und Elend unter den Menschen sein und Schmerz und Leid, auf daß der Mensch nicht ersterbe in einer tatlosesten Trägheit!
Ihr sehet nun aus dem, wie alles unter den Menschen sein muß, damit sie gleichfort zu allerlei Tätigkeit aufgefordert werden; und es ist dann aus diesem Hauptlebensgrunde ebenso untunlich, das Einschleichen der Irrtümer zu verhindern, als die eingeschlichenen am Ende auszurotten.
Und die stets argen Folgen, die den Irrtümern folgen, sind am Ende auch die dienlichsten Mittel zur Austreibung der Irrtümer und zur Ausbreitung der Wahrheit.
Die Menschheit muß durch Not und Elend, die aus der Lüge und aus dem allerartigen Betruge entstehen, die schreiendste Notwendigkeit der Wahrheit erst tief und lebendig zu fühlen und sie vollernstlich zu suchen anfangen, so wie sie der alte Ouran vom Pontus gesucht hat, dann wird die Menschheit die Wahrheit auch bald finden, wie sie Ouran gefunden hat, und dann erst wird die unter allerlei notwendigen Beschwerden schwer gefundene Wahrheit der Menschheit wahrhaft nützen; würde er (der Mensch) sie aber ebensoleicht finden, wie mit dem Auge die Sonne am hellen Firmament, so hätte sie für ihn nur zu bald keinen Wert mehr, und er würde, um sich zu zerstreuen, der Lüge nachrennen, gleichwie der Wanderer am Tage soviel als nur möglich den Schatten aufsucht; und je dichter er einen findet, desto lieber ist er ihm.
Der Mensch dieser Erde ist alsonach gerade so, wie er vom Grunde aus sein muß, um eigentlich erst ein Mensch zu werden; aber es müssen denn auch alle seine äußeren Verhältnisse also sein und kommen, auf daß der Mensch, durch sie genötigt, erst ein wahrer Mensch wird!
Die volle, nackte Wahrheit aber kann im allgemeinen den Menschen auch von Mir aus jetzt nicht gegeben werden, sondern nur verhüllt in Gleichnissen und Bildern, auf daß er (der Mensch) sie erst aus solchen Bildern suchend entwirren kann.!«
GEJ 03,167-168Frohe Weihnachten !!!