Euro und ganz Europa damit bald am Ende?

Geschrieben von Bern am 23. Dezember 2002 18:21:30:

hi zusammen,
endlich mal ein Kompetenter,
der eine willkommene Prognose stellt.
Als Auszug vom Geldcrashforum verlinkt.
Bernd
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„Den Euro gibt es nur noch fünf Jahre“

Ein Jahr nach der Bargeldeinführung: Professor Schachtschneider entwirft ein düsteres Zukunfts-Szenario - Interview

Durch die jüngste Umfrage, wonach nur jeder Vierte Deutsche den Euro akzeptiert, fühlt sich Karl Albrecht Schachtschneider bestätigt. Der 62- jährige Professor für Öffentliches Recht an der Wirtschaftsfakultät in Nürnberg, der 1998 vor dem Bundesverfassungsgericht den Prozess gegen die Einführung des Euro verlor, gibt der Gemeinschaftswährung noch höchstens fünf Jahre. Mit ihm sprach Alexander von Gersdorff.

DIE WELT: Herr Professor Schachtschneider, der Euro als Bargeld wird in
wenigen Tagen ein Jahr alt. Wie zahlt es sich als oberster Euro-Gegner damit?

Karl Albrecht Schachtschneider: Schlecht. Es macht wenig Freude.

DIE WELT: Was hatte denn die D-Mark, was der Euro nicht hat?

Schachtschneider: Beim Zahlungsablauf selbst hat sich natürlich nichts


geändert. Aber der Euro symbolisiert eine große politische Weichenstellung, die vor allem zu Lasten Deutschlands geht. Die macht mir Sorgen.

DIE WELT: Derzeit gewinnt der „schwache“ Euro aber stark gegenüber dem
Dollar.

Schachtschneider: Das hängt mit dem drohenden Irak-Krieg und der Gefahr
von Attacken auch auf die USA zusammen. Zudem sind die Zinsen im Euroland höher. Der Euro ist unbestritten die zweite Weltwährung, aber das war vorher die D-Mark. Bei einer Entspannung der Situation wird der Dollar wieder kräftig anziehen. Im Übrigen ist Geld Ware geworden, mit der im weltweit freien Kapitalverkehr groß spekuliert wird.

DIE WELT: Wo soll der Euro-Nachteil für Deutschland liegen?

Schachtschneider: Der Euro bewirkt eine völlige Veränderung unserer

Lebensverhältnisse. Die Wirtschaftskraft Deutschlands wird auf das Niveau der Partnerländer gedrückt. Denn wir haben mit dem Euro die Wirtschaftspolitik aus den Händen gegeben und darum keine Möglichkeiten zur eigenständigen Sozialpolitik mehr. Wirtschaft, Sozial- und Währungspolitik sind aber eine untrennbare Einheit und gehören politisch in eine Hand. Wir werden unser Sozialsystem nicht mehr aufrecht erhalten können und haben die Hoheit über unsere Lebensverhältnisse verloren.

DIE WELT: Was wäre denn anders, hätten wir noch die Mark? Unsere
Sozialstaats-Probleme wären doch dieselben.

Schachtschneider: Nein. Die spezifisch deutschen Vorteile der
Ankerwährung und niedrigerer Zinsen sind verloren gegangen. Es gibt keinen spezifischen Grund mehr, in Deutschland zu investieren. Das Kapital fließt überall hin, nur nicht mehr nach Deutschland. Unsere Vorteile haben wir der europäischen Idee, ich befürchte Illusion, geopfert.

DIE WELT: Kann der Euro etwas für die schwache Weltkonjunktur?

Schachtschneider: Natürlich nicht. Aber mit dem Euro haben wir weitere

große Schwierigkeiten zu bewältigen.

DIE WELT: Aber die befürchtete „Teuro“-Inflation ist ausgeblieben.

Schachtschneider: Das ist unbestritten. Aber die Preisstabilität wird auf

Kosten von Wachstum und Beschäftigung durchgesetzt. Das ist gerade keine gesamtwirtschaftliche Stabilität, wie sie das Grundgesetz gebietet. Diese Stabilitätsstörung bringt unsere Sozialsysteme immer weiter in Gefahr.

DIE WELT: Was ist mit Euro-Vorteilen wie Reisen ohne Geldumtausch,
mehr Transparenz, leichterer Zahlungsverkehr?

Schachtschneider: Das sind Verbesserungen, aber die sind marginal.
Niemand reist von Deutschland nach Spanien, um dort günstigere Preise zu nutzen. Und frei reisen konnten wir vorher auch schon.


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