Israels Armee rückt für Stunden in Dschenin ein

Geschrieben von dainti am 14. August 2001 07:44:19:

Dschenin (Reuters) - Die israelische Armee ist am Dienstagmorgen nach offiziellen Angaben für mehrere Stunden in die von den Palästinensern verwaltete Stadt Dschenin eingerückt. Der Vorstoß in die Stadt im Westjordanland sei die "Erwiderung auf eine Serie von Terroranschlägen" gewesen, teilte die Armee mit. Nach der Zerstörung eines Gebäudes der palästinensischen Polizei habe sie sich wieder zurückgezogen. Mitarbeiter palästinensischer Krankenhäuser berichteten, vier palästinensische Sicherheitskräfte seien bei Gefechten mit israelischen Soldaten verwundet worden. Die Palästinenser forderten eine sofortige Sitzung des UNO-Sicherheitsrates und internationalen Schutz für ihre Gebiete.


Die israelische Armee teilte mit, sie werde auch künftig die erforderlichen Maßnahmen ergreifen, um Terroranschläge zu verhindern und das Leben israelischer Zivilisten und Soldaten zu schützen. Der Vorstoß sei unter anderem eine Reaktion auf einen palästinensischen Selbstmordanschlag am Sonntag nahe der nordisraelischen Stadt Haifa gewesen. Bei dem Anschlag waren der Attentäter getötet und 15 Menschen verletzt worden. Der Attentäter stammte ebenso aus der Region Dschenins wie der Selbstattentäter, der am Donnerstag bei einem Anschlag auf ein Restaurant in Jerusalem 15 Menschen mit in den Tod gerissen hatte. Beide Attentäter waren Mitglieder radikaler Palästinenserorganisationen, die bereits eine Reihe von Anschlägen verübt haben.


Während die israelische Armee sich nach eigenen Angaben aus Rücksicht auf die Zivilbevölkerung mit dem Schusswaffeneinsatz zurückhielt, berichteten Augenzeugen von heftigen Gefechten in Dschenin. Palästinensische Polizisten und bewaffnete Zivilisten hätten sich in den Straßen Schusswechsel mit israelischen Soldaten geliefert. Nach palästinensischen Angaben besetzten Soldaten das Hauptquartier der palästinensischen Sicherheitskräfte. Palästinenser-Präsident Jassir Arafat nutzt das Gebäude bei Besuchen in der Stadt. Auch in Büros des Gouverneurs der Stadt seien Soldaten eingedrungen, hieß es.


Der Vorstoß war der tiefste in das von Palästinensern verwaltete Gebiet seit Beginn des Palästinenser-Aufstands Ende September vergangenen Jahres. In den Unruhen sind mindestens 678 Menschen getötet worden. Die meisten Opfer sind Palästinenser. Israel hatte nach einem Zwischenabkommen 1995 den Palästinensern Dschenin zur Selbstverwaltung überlassen.


"Die Palästinenserführung hat entschieden, eine sofortige Sitzung des UNO-Sicherheitsrates einzuberufen, damit die Palästinenser internationalen Schutz erhalten", sagte der palästinensische Kabinettsminister Saeb Erekat Reuters. "Wir hoffen, dass die US-Regierung uns nicht im Weg stehen wird." Die Palästinenser fordern seit langem die Entsendung internationaler Beobachter in die Palästinensergebiete. Die USA lehnen dies ab, solange Israel wie bislang der Entsendung nicht zustimmt.

Dienstag 14. August 2001, 06:51 Uhr



Antworten: