Re: DIE BANKEN MACHEN DICHT
Geschrieben von DENTARER am 13. August 2001 16:06:33:
Als Antwort auf: KREDITPOLITIK DER BANKEN RUNIUOS geschrieben von DENTARER am 13. August 2001 15:07:19:
Dieser und unzählige Ähnliche Artikel in den letzten Wochen, bestätigen haargenau das, was wir in den letzten Jahren prognostiziert haben.
ARTIKEL IN DER WELT AM SONNTAG
Die Banken machen dicht
In der Konjunkturflaute gehen Finanzkonzerne auf Nummer Sicher, fahren ihre Kredite zurück und verschärfen so den Abschwung
Die Banker lagern ihr Geld derzeit lieber sicher im Tresor als es zu verleihen. Foto: dpa
Von Sonja Banze und Ulrich ReitzDer Brief kam noch nicht einmal per Einschreiben: "Wir stellen Ihren Kredit zur Rückzahlung fällig." 48000 Mark, über Nacht gekündigt, die Bank verzichtete sogar gern auf einen Teil der Forderung - Hauptsache weg damit. Das Aus für den Metallverarbeiter aus dem sachsen-anhaltinischen Halberstadt.
Bei dem Möbelhaus in Schwaben, dem die Bank von heute auf morgen den Kredit sperrte, mussten 45 Mitarbeiter gekündigt werden. Das Stuttgarter Medizintechnik-Unternehmen, seit über 100 Jahren in Familienbesitz, entließ 60 Mitarbeiter. Das Hamburger Bauunternehmen, dem die Bank einen Überbrückungskredit von 400.000 Mark verweigerte, weil ausstehende Rechnungen an den Hamburger Senat in Höhe von 700.000 Mark als Sicherheit plötzlich nicht mehr genug waren, 35 Mitarbeiter.
Die Banken bereinigen derzeit ihre Bücher, verteuern oder kündigen Kredite auch schon mal während der Laufzeit, kürzen Kreditlinien, verlangen von ihren Möchtegern-Schuldnern höhere Sicherheiten, Bargeldeinlagen und persönliche Haftung.
Die Zeiten des schnellen Geldes sind vorbei. Die Konjunktur schwächelt, die EU-Verordnung Basel II, die ab 2005 von den Banken eine höhere Risikoabsicherung verlangt, steht vor der Tür, und ohnehin ist das Kreditgeschäft seit Jahren mit Zinsüberschüssen von nur wenig mehr als einem Prozent kaum noch rentabel. Zeit aufzuräumen.
"Die Banken fahren ihr Kreditengagement derzeit rigoros runter und schicken Unternehmen viel schneller als früher in die Insolvenz", so Volker Grub, einer der größten deutschen Insolvenzverwalter. Der Banker drückt es etwas gewundener aus: Von einer "veränderten Kreditphilosophie" spricht Heinrich Linz, Chef-Risikomanager der Dresdner Bank und Dieter Rampl, Firmenkunden-Vorstand der HypoVereinsbank, sagt: "Durch die sinkende Konjunktur sind wir schon etwas kritischer als in der Vergangenheit."
Die Zahlen der Bundesbank sind eindeutig: Während die Vergabe von Krediten mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr im ersten Quartal 1999 zum ersten Quartal 2000 um mehr als sieben Prozent zulegte, ging die Kreditzunahme im ersten Quartal 2001 auf gut fünf Prozent zurück. Die Zahlen für das zweite Quartal legt die Bundesbank erst am kommenden Mittwoch vor, doch schon jetzt steht fest: Das Kreditwachstum hat sich noch stärker abgeschwächt. Bei der Deutschen Bank ist die Gesamtsumme ausgeliehenen Geldes zum Ende vergangenen Jahres sogar zurückgegangen und seitdem nur wenig angestiegen.
In den Türmen der Banken wächst die Angst, dass immer mehr Unternehmen in die Pleite rauschen: "Wir rechnen damit, dass es durch den konjunkturellen Abschwung den einen oder anderen Ausfall geben wird", sagt ein Commerzbank-Sprecher. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte die Bank ihre Risikovorsorge sicherheitshalber um mehr als 30 Prozent auf 234 Millionen Euro.
Vor allem aus dem Kreditgeschäft mit den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ziehen sich die vier großen deutschen Banken zurück. Viel Geld war mit dem Mittelstand ohnehin noch nie zu verdienen: Die meisten Betriebe haben wenig Eigenkapital, geringen Mittelzufluss und wenig Kunden. Das Kreditrisiko ist hingegen hoch. Im Investmentbanking verdienen die Geldhäuser selbst in schwachen Börsenzeiten deutlich mehr.
Das KMU-Geschäft überlassen die Großen deshalb gern mehr und mehr den Sparkassen, die dank Gewährsträgerhaftung seitens des Staates und ohne Aktionäre im Nacken bislang auch nicht so sehr auf die Gewinne schielen mussten. Die Sparkassen finanzieren inzwischen 40 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen und 66 Prozent des Handwerks. Bei Betrieben mit einem Umsatz von bis zu einer Million Mark pro Jahr haben die Öffentlich-Rechtlichen inzwischen gar einen Marktanteil von mehr als 70 Prozent.
Doch auch diese letzte Fluchtburg des Mittelstands wackelt: Brüssel untersagte jüngst die Gewährsträgerhaftung. Die Folge: "Die Sparkassen müssen jetzt noch stärker aufräumen als die Banken, um Gewinne zu machen und das notwendige Eigenkapital anzusparen", so Arno Städtler, Experte für Unternehmensfinanzierung beim Münchener Wirtschaftsforschungsinstitut ifo.
Und über allem schwebt das Menetekel Basel II. Zwar sollen die neuen Regeln erst ab 2005 gelten, doch die Banken wenden die Kriterien offenbar bereits jetzt an: Das bankinterne Risikomanagement sei bereits umgestellt, sagt HypoVereinsbank-Vorstand Dieter Rampl. Das Ergebnis des neuen Risikomanagements: "Die Masse der Mittelständler ist im unteren Drittel zu finden", so Rampl.
Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbandes mittelständischer Wirtschaft, warnt: "20 Prozent der Mittelständler werden diese restriktive Politik nicht überleben." Für "besonders kritisch" hält Kurt Demmer, Chef-Volkswirt der IKB Deutsche Industriebank, eine der größten Kreditgeberinnen für den Mittelstand, angesichts der neuen Kreditpolitik die weitere Finanzierung von Firmen mit schlechter Ertragslage.
Vor allem der Einzelhandel gehe, so Demmer, "harten Zeiten" entgegen: Allein 380.000 der insgesamt 450.000 Einzelhändler in Deutschland machen laut IKB im Durchschnitt weniger als 20.000 Mark Gewinn im Jahr und stünden auf dem Kredit-Prüfstand.
Auch für die Konjunkturforscher kommt die neue Kreditpolitik der Banken zur Unzeit: "Die Investitionen werden damit noch stärker gebremst, die Konjunktur geht noch mehr in den Keller", sagt Willi Leibfritz, Konjunktur-Chef des Münchener Ifo-Instituts.
Und selbst wenn die Europäische Zentralbank (EZB), wie von den Unternehmen schon lange erhofft, in den kommenden Wochen die Zinsen senken sollte, werden die Unternehmen davon kaum profitieren. "Wenn die Zinsen fallen", so ein Commerzbank-Manager, "dann werden die Banken höhere Risikoprämien verlangen und für die Unternehmen bleibt alles beim Alten."Was wird hier deutlich, wird hier den Unternehmen der Hahn zugedreht, oder an was liegt das ganze
Potentiell? Eines ist auf jedenfalls sicher, Wenn es schon etablierten Mittelständlern und Kleinunternehmen an den Kragen geht, so ist dies erst Recht für den Bereich Existenzgründungen der Fall. Nehmen wir hier nur mal das Beispiel der Einzelhändler, lt. Aussage des Artikels, betrifft, dies von 450000 Einzelhändlern 380000. Mahlen wir hier erst mal nicht komplett schwarz, sondern gehen wir in unserer weiteren Betrachtung mal von nur 150000 Betrieben diese Branche aus, nehmen wir weiter hin ca. 10 Mitarbeiter pro Betrieb, so würde im Insolvenzfall dieser Händler eine Arbeitskräftekapazität von ca. 1500000 freigesetzt werden, Dies würde allein für diese Branche einen Zuwachs von mindestens 1 Mio. Arbeitslosen bedeuten.
Aber an was liegt die Wurzel des Übels begraben?
Zu einen natürlich an fehlender Investitions- und Risikobereitschaft der Finanzinstitute, doch nur den Schwarzen Peter dort zu suchen wäre zu leicht, nein es gibt noch zig andere Ursachen, die diese Misere mitverschuldet haben.
Ein Bereich ist hier eindeutig eine fehlgeschlagene und immer wieder variierende Wirtschaftspolitik und deren Steueraspekte.
Ein weiterer Aspekt, das fehlende Know How in ca. 85% der Unternehmen, die mangelnde Bereitschaft die neuen Marktmechanismen anzunehmen. Auch Lernen ist hier ein gravierender Faktor.
Nur alleine das Erkennen hier langt nicht, diese Mechanismen müssen auch angewandt werden, leider sind hier 80% der unternehmen nicht in der Lage, diese neuen Erkenntnisse anzuwenden.
Dies hat vielerlei Gründe:
· Kostenrelevante Argumente, z.B. Das Unternehmen ist zu klein um sämtliche Aspekte zu realisieren Zukäufe von Außen sind zu teuer.
· Das Unternehmen weigert sich, die neuen Mechanismen zu erkennen und anzuwenden.
· Die Ertragskraft des Unternehmen und das Verhalten der Banken lassen keine gravierenden Änderungen zu
· Weitere lebensnotwendige Aspekte.Dies soll nur eine Einführung gewesen sein, aber mehr wird folgen
Beste Grüsse
EUER
Walter Georg
- Re: Die Banken machen dicht Johannes 14.8.2001 02:21 (2)
- Re: Die Banken machen dicht DENTARER 14.8.2001 12:24 (0)
- Re: Die Banken machen dicht Johannes 14.8.2001 10:17 (0)