Ein Musikamateur kommentiert

Geschrieben von franke43 am 10. Dezember 2002 08:27:42:

Als Antwort auf: @ Neues Licht betreffs "Musik" geschrieben von wikking am 09. Dezember 2002 21:02:35:

Hallo Wikking

Du bist hier wohl der bei weitem kreativste und produktivste
Musiker, aber nicht der einzige. Auch Hubert hat z.B. einen
eigenen Werkkatalog vorzuweisen. Und Franz Liszt und ich,
wir sind zumindest Ausübende. Sicher sind es noch mehr
Foris, die der Klangkunst zugetan sind.

Insofern ist das Thema Musik hier schon aktuell, auch
wenn es keine direkten Propezeiungen enthält, sondern
bestenfals welche vertont.

>Die Musik von J.S. Bach (mit ihrer unvergleichlichen Klarheit und >Emotionslosigkeit), die Musik von R. Wagner (sprühend vor Mystik und innerer >Erweckung), die Musik von Beethoven (der wohl in der 9. Sinfonie an wahrlich >Göttliches heranreichte...) ... das ist eine Musik, die erweckt und Neuland >beschreitet, jetzt nur bei den alten Meistern.

Beethovens Neunte Symphonie empfinde ich selbst beispielsweise
völig anders. Gerade der vierte Satz, der mit seinem Freuden-
hymnus nach Schilers Text so in die höchsten Höhen gehoben
wird, erscheint mir as Stilbruch. Besonders aber als bewusstes
Händelplagiat. Nicht in dem Sinne, dass die Melodien geklaut
wären, aber in dem Sinne, dass die monumentalen Stilmittel
der Händeloratorien in die völig andere Stilrichtung der
spätklassischen Symphonie verpflanzt werden. Auch die Wahl
der Tonart ist kein Zufall. Es ist bekannt, dass Beethoven
während der Arbeit an seiner letzten Symphonie Händelpartituren
studiert hat, die er aus London bekommen hatte. Der Rückgriff
auf die Stilmittel des händelschen Spätbarock sind absichtlich
gewesen.

>Heutzutage sollte ein Komponist/Produzent seine Musik möglichst >wenig "konstruieren" und "reglementieren", sondern durch improvisatorische >Elemente und durch größtmögliche harmonische Freiheiten in eine neue Stufe des >tonalen Ausdrucks erheben.

Also kein strenger Satz mehr wie bei Bach und noch bei
Beethoven.

>Solche Musik paßt jedoch in keine Schubladen. Manchmal findet man sie in >speziellen Displays von Fach-Vertrieben besinnlicher Musik (z.B. die Ständer >der Fa. Maneva). Aber dennoch selten, da das "große Geschäft" nicht damit zu >machen ist. Wir dürfen nicht vergessen, daß die wenigsten Menschen wirklich >aufwachen wollen und ihr Spiegelbild sehen möchten. Viele wollen sich durch >Musik einfach zudröhnen. Wollteich auch während meiner Pubertät - und so ein >Hör-Verhalten scheint auch eine Zeit lang völlig normal zu sein. Bedenklich >wird's nur, wenn sich kaum mehr andere Musik als "Zudröhn-Klänge" auf dem Kein Zeichen unserer Zeit, sondern ein Zeichen aller Zeiten.

Im deutschen Barock war Telemann die grosse Nummer, Bach wurde
von den meisten abgelehnt.

In der Klassik wurde zweitrangige Komponisten wie Salieri,
Cimarosa, Boccherini, Rossini und Clementi meist den wirklichen
Spitzen ihrer Zeit (Mozart, Beethoven) vorgezogen.

Wagner war zu Lebzeiten und ist bis heute ein Nischenmusiker
mit einer kleinen esoterischen Gemeinde.

>Eine "höhere Art" von Musik könnte ggfs. mal die jetzige Sprache des Wortes >ersetzen, so könnte ich mir das jedenfalls vorstellen. Die Töne sind >wesentlich subtiler, als der sprachliche Ausdruck. Und es gäbe >keine "Sprachbarrieren" mehr...
>Beste Grüße
>von
>wikking
>Abt. "Der Troll bläst auf der Baß-Tuba"

Und was bläst der Troll auf seiner Tuba ?
Vermutlich das Stück "Dovregubbens hall"
aus dem Peer Gynt von Edvard Grieg

Gruss

Franke 43



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