Prophs, Visionen, Logik und historische Notwendigkeit
Geschrieben von Badland Warrior am 06. Dezember 2002 02:33:44:
Als Antwort auf: Re: Wozu eigentlich die Aufregung? geschrieben von Forumsmaster am 05. Dezember 2002 20:41:22:
Hi, Johannes!
Du schriebst, "Teilweise werden die Katastrophen als vermeidbar dargestellt, wenn sich die Menschen wirklich Gott zuwenden (z.B. Birger Claesson). Die Katastrophen sollen also vermieden werden, wir sollen alles irgendwie Mögliche zur Verhinderung tun."
Das gilt lediglich, wenn überhaupt, für die Prophezeiungen, nicht aber für die Visionen. Die Prophezeiungen haben den Sicheheitsmechanismus einer Variablen eingebaut. Das war auch die typisch orientalische Denkweise des Naawi, wie wir sie aus dem Alten Testament kennen. "Tuet Buße, und ihr werdet verschont!" Das ging auch von einer Gottesvorstellung aus, wobei das Göttliche getrennt war vom Geschaffenen.
Der Naawi wurde später durch mangelhafte Übersetzung umgefälscht in Prophet, wie du weißt. Es handelt sich hierbei um wit mehr als eine linguistische Spitzfindigkeit.Die eigentlichen "Propheten", wie sie im giechischen und lateinischen Denken beheimatet waren, wie Haruspices, Auguren, etc., waren aber SEHER. Zwischen beiden gibt es icht nur von der Auffassung, sondern auch von der Funktionsweise des Geschauten unvereinbare Unterschiede.
Der Naawi zeigt im bildhaften gleichnishaften verankerte Tendenzen an, welche aber Konsequenzen haben, wenn Vorbedingungen nicht geändert werden.
Der Seher aber geht nicht von einer religiös-moralischen Wertung als abwandelbarer Vorbedingung aus. Seine Gesichte WERDEN eintreffen, ob man etwas unternimmt oder nicht. Es wäre auch ein quijotesquer Kampf gegen Windmühlen, versuchte man es. Es gibt keine abänderbaren Vorbedingungen, keine Variablen. Die Geschehnisse sind, wie auch das Göttliche, immanent.Auch faktisch handelt es sich bei beden Dingen um unterschiedliche Wirkungsweisen: Die Prophezeiungen (das, was der Naawi verkündet) müssen nicht eintreffen, können es aber, die gesichte treffen ein, so oder so. Deshalb kann es da auch kein Aufatmen geben, nach dem Motto "Ätsch, wir haben andere Vorbedingungen". Der prophezeite Elch mag an einem vorübergehen, der geschaute Bär wid aber kommen, Elch hin oder her.
Dies beruht auch auf dem, was geschichtlich zu sehen ist. Wir befinden uns an einen stark verpfuschten Punkt der Geschichte, wo innerhalb von Hunderten von Jahren soviele Fehler zusammen kamen, dass es jetzt keinen Ausweg mehr gibt. Wie bei einer festplatte, wo dauernd etwas Nues installiert, aber nicht sauber deinstalliert wurde, wo inkompatible Programme laufen und nie defragmentiert oder nie Scandisk eingesetzt wurde. Die Prophs waren sozusagen Fehlermeldungen, die aber ignoriert wurden. Die Visionen aber richten sich nach dem logischen Aufbau und der Haltbarkeit des Computers an sich, sowie der voraussagbaren Instabilität bestimmter Systeme wie z. B. Windows XP.
Bestimmte sachen können also passieren, wie ein Bluescreen, müssen aber nicht. Verlangsamung und Systemabstürze aber werden geschehen, so oder so.Das ist bei Microsoft nicht anders, als beim Menschen.
Beobachten wir die Geschichte, so sehen wir, wie wir uns zum gegenwärtigen Zeitpunkt hin entwickelten. Sehen wir dann die Visionen als feste Konstante, so stellen wir fest, dass es eine logische Entwicklung von Punkt B zu Punkt C gibt.
Wir bewegen uns also auf den Punkt des Zusammenbruchs zu. Würden wir es NICHT tun, indem wir annehmen, dass es sich bei den Visionen um Variablen handle, wie bei den Prophs, so müssen wir auch die logische Weiterentwicklung betrachten. Da der Mensch innerhalb von 2000 Jahren sich immer stärker vermehrte, trotz Kriegen, Hungersnöten und Seuchen, und wir arum wissen, dass es nicht möglich ist, grenzenloses Wachstum bei immer stärker abnehmenden Rohstoffen zu betreiben, die Umwelkt nicht unbegrenzt belastbar ist und auch die Massenpsychologie und die Verhaltensforschung noch einiges mitzureden haben und Menschen nicht unbedingt langfristig denken, oder gar logisch, sehen wir bei allem, was wir bisher beobachten konnten, dass das Wachstum bei einem AUSBLEIBEN des Punktes C (Konstante) weitergehen würde, einschließlich Massenverelendung, Megalopolen (gegen die Tokyo aussehen würde, wie eine ruhige Vorstadtsiedlung), und immer mehr Menschen mit immer weniger Chancen und einer endgültig versauten Umwelt, in der KEIN Mensch mehr leben kann. Die Verdoppelung der Menschheit würde in immer schnelleren Schritten erfolgen, bis zum Overkill, der völligen Auslöschung allen Lebens (bis vielleicht auf Bakterien und Kakerlaken, sowie Schimmelpilzen). Das wäre die Alternative.Daraus folgt, dass wer sich einsetzt, dass die P & V nicht eintreffen, sich für die Alternative entscheidet. Es ist nicht anzunehmen, dass alle 6, 12, 24 oder 48 Milliarden Menschen tatsächlich innerhalb kürzester Zeit so völlig und radikal umdenken, dass das Ruder noch herumzureißen wäre. Schon früher, und jetzt immer noch, haben Gedanken wie Geburtenkontrolle oder Umweltschutz es mehr als schwer, durchgesetzt zu werden. Aufgrund der Erfahrungswerte ist es illusorisch, anzunehmen, dass sich das über Nacht ändern würde. Bei Beibehaltung der jetzigen Entwicklung ohne weltweite Reduktion der Population also, würden ALLE vor die Hunde gehen. Bei einem Eintreten der Visionen aber, wird es eine Chance für EINIGE geben.
Wir haben keine wirkliche Wahgl, aber selbst bei einer hypothetischen Wahl, zwischen Variante A und b wäre die Alternative der völlig überbevölkerten Welt die schlimmere. Auch deswegen, weil ein "man könnte ja..." oder ein "es wäre doch möglich..." nur für Parallelweltromane etwas taugt, nicht aber, wenn man betrachtet, wie die Funktion der Kapitalakkumulation und der Kämpfe der Interessengruppen in Wirtschaft und Politik funktionieren, und wie langsam die Menschheit lernt, eben NICHT ihre Welt "sich Untertan zu machen", sprich, zu unterjochen und auszubeuten.
Wer mir also Menschenverachtung vorwirft, sollte sich doch bitte die Alternative B zu Gemüte führen und sich fragen, ob sie nicht das größere Übel und noch weitaus menschenverachtender wäre. Wobei "menschenverachtend" eine ethische wertung ist, Geschichte a priori ist aber moralfrei, sie geschieht aufgrund der Vernetzung und der sich beeinflussenden Faktoren, jedoch zielgerichtet, wobei das Ziel nicht definiert ist, es sei denn, eine der beiden Alternativen würde als Ziel definiert. Das, was in der Geschichte geschieht, kann aber a posteriori ethisch gewertet werden. Die reine Logik und die Fähigkeit zur Prognose aber kommen zum gleichen Ergebnis: Wir befinden uns am Trennungspunkt zu beiden Möglichkeiten, entweder qualvolles Siechtum und letztendlich völlige Auslöschung der Spezies, oder Reduktion und Erhalt der Spezies, wenn auch unter harten Vorbedingungen.Ich mag provokant sein, aber ich bin auch in der Lage, die Konsequenzen, sowohl der einen, als auch der anderen Möglichkeit, zu sehen. Daher ist die Variante A (Zusammenbruch mit anschließender Konsolidierung) wünschenswerter, als die Variante B (schleichender Untergang).
Es mag wie Frohlocken klingen, wenn ich sage, es sei historisch notwendig, dass es zu großen Verlusten kommt. Leichen sind nie besonders lustig, und auch zerstörte Städte und Leichenberge, Seuchen etc. haben keinen aufbauenden Unterhaltungswert. Nur sind wir an einem Punkt ohne Rückkehr angekommen. Es geht nicht darum, im Nachhinein zu sagen, man habe Recht gehabt, und dabei an Leute zu denken, die einem lieb und teuer waren, und die es nicht geschafft haben, sondern um logisch begründbare historische Notwendigkeit und den Erhalt der Spezies als solcher. Auch, wenn es widersprüchlich scheint, so ist ein noch stärkeres Wachstum KEIN gutes Zeichen und ein JETZIGES weltweites Massensterben ist zwar eine Tragödie (oder Statistik, je nachem, wie realistisch man das sieht), aber es ist angemessener für den Erhalt der Spezies. Dabei geht es nicht arum, zu sehen, was man machen könnte im Sinne von Hirngespinsten wie weltweiter Abrüstung etc. Das sind reine Wunschvorstellungen. Es geht darum, zu sehen, was IST. Wenn man das dann hochrechnet, kommt man zum gleichen Ergebnis, wie das, was die Visionen sagen. Deshalb gibt es auch keine Notwendigkeit, etwas dagegen zu unternehmen. Es ist zwar sozial angemessen, anderen zu helfen, was auch lobenswert ist. Aber der Punkt ist erreicht, wo man gegen die historische Notwendigkeit selbst vorgehen will und damit die weit grauenhaftere Variante 2 heraufbeschwören will. Für Frieden zu sein mag seine ethische Berechtigung haben, aber nicht in dem Moment, wo es um historische Notwendigkeiten geht, es sei denn, man würde durch ausartende Friedensdemos zur Destabilisierung beitragen.
Wir sind an diesem Punkt angekommen und müssen jetzt mit den Konsequenzen klarkommen. Natürlich ist es schlimm, wenn man den Tod von Menschen miterleben muss. Das Problem des "Warum?" stellt sich aber nicht, sondern das Problem des "Wozu?" Das "Wozu?" hat ein Ziel und damit einen Sinn. Dies mag jetzt das blanke Grauen heraufbeschwören, jedoch ist es logisch und angemessen.
Jeder, der gegen den Zusammenbruch ist, stellt sich damit automatisch auf die Seite der variante 2, die weitaus menschenverachtender und destruktiver ist. Dies ist aus meiner Sicht nicht wünschenswert. Beide Varianten sind realistisch und historisch ableitbar (wenn man die anderen Mechanismen wie Wirtschaft, Politik und die allgemeine Unberechenbarkeit des Menschen, sowie Massenpsychologie, mit einbezieht). Andere Möglichkeiten haben wir nicht.Und historische Notwendigkeit, welche sich mit den Prophezeiungen und Visionen deckt, kann meines Erachtens nicht ethisch gewertet werden, weil es keinen Sinn machen würde. Denn eine hypothetische, aber dennoch realistische alternative nach Schema B wäre ethisch noch weniger zu vertreten.
Und: Je schneller das Schlamassel vorbei ist, umso eher weiß man, ob man überlebt hat, oder nicht. Wenn man es hat, kann man ja sich daran machen, zu retten, was zu retten ist, sich selbst, andere und Güter, um etwas Neues und hoffentlich Besseres aufzubauen. Wenn du beim Zahnarzt bist, willst du ja auch nicht, das er solange in dir herumfuhrwerkelt, bis du einen Kreislaufkollaps bekommst, soindern dass es schnell und gründlich gemacht wird. Sag mir nicht, dass das, was ich jetzt schrieb als Metapher für das, was kommt, nicht nachvollziehbar wäre. Je schneller das also alles passiert, desto eher haben wir es hinter uns. Was ist daran verwerflich?
Badland Warrior
- Re: Prophs, Visionen, Logik und historische Notwendigkeit MaYa 06.12.2002 19:18 (0)
- Re: Prophs, Visionen, Logik und historische Notwendigkeit Heaven 06.12.2002 19:00 (0)
- Da spricht der Fachmann *g* IT Oma 06.12.2002 11:27 (0)