Re: Erstaunt mich wirklich dass euch das nicht mehr interessiert...
Geschrieben von Templar am 30. Juli 2001 16:44:48:
Als Antwort auf: Re: Jewish Radicals Lay Down Symbolic Cornerstone For 'Third Temple' geschrieben von Apollo am 28. Juli 2001 22:54:24:
Ein paar Hintergründe zum Thema:
Spannungen um Jerusalems TempelbergSchwere Ausschreitungen in der Altstadt
Im Anschluss an die symbolische Grundsteinlegung für
einen dritten jüdischen Tempel ist es am Sonntag in der
Altstadt von Jerusalem zu schweren Zusammenstössen
zwischen israelischen Sicherheitskräften und
Palästinensern gekommen. Zweimal stürmten
israelische Polizisten den Tempelberg. Es gab
zahlreiche Verletzte.hjw. Tel Aviv, 29. Juli
In Jerusalem hat den ganzen Sonntag über höchste Alarmstufe
geherrscht. Tausende von schwer bewaffneten Polizisten und
Soldaten patrouillierten auf den Strassen, und besonders die
Altstadt glich einem Heerlager. Anlass war der jüdische Feiertag
«Tisha b'Aw», an dem die Juden in aller Welt der Zerstörung des
ersten und des zweiten Tempels gedenken. Traditionell nehmen
jüdische Extremisten, vor allem die Mitglieder einer Organisation
namens «Getreue des Tempelbergs», den Tag in Israel zum Anlass,
ihrer Forderung nach dem Neubau eines dritten Tempels in
Jerusalem durch Demonstrationen Nachdruck zu verleihen. In
diesem Jahr sollte das durch eine symbolische Grundsteinlegung auf
dem Tempelberg selbst geschehen. Das Gelände mitten in der
Jerusalemer Altstadt ist den Juden wegen der beiden Tempel, die
hier bis zu ihrer Zerstörung durch den babylonischen König
Nebukadnezar im Jahre 587 vor Christus bzw. durch die Römer im
Jahre 70 nach Christus standen, heilig. Der «Haram al Sharif»,
wie der Tempelberg auf Arabisch heisst, gilt wegen der dortigen
Al-Aksa-Moschee und des Felsendoms aber auch als die
drittwichtigste heilige Stätte des Islam nach Mekka und Medina.Verbot des Obersten Gerichts
Vor fast genau zehn Monaten löste der heutige israelische
Ministerpräsident Ariel Sharon mit seinem umstrittenen Besuch
auf dem Tempelberg die Aksa-Intifada aus. Um eine ähnliche
Eskalation der Gewalt zu verhindern, hatte das oberste israelische
Gericht die geplante Grundsteinlegung auf dem Tempelberg
verboten. Die symbolische Zeremonie fand deshalb auf einem
Parkplatz in unmittelbarer Nähe der Altstadtmauer statt. Nach
Angaben der Polizei verlief sie ohne Zwischenfälle. Dennoch
herrschte eine äusserst gespannte Atmosphäre. Gegen Mittag
bewarfen palästinensische Jugendliche vom Tempelberg aus an der
Klagemauer betende Juden mit Steinen. Zweimal stürmte die
israelische Polizei daraufhin den Tempelberg unter Einsatz von
Tränengas und gummiummantelten Stahlgeschossen. Die
Al-Aksa-Moschee wurde umstellt. Es gab zahlreiche Verletzte auf
beiden Seiten.«Tag des Zorns»
Die Fatah-Organisation des Vorsitzenden der Palästinensischen
Autonomiebehörde, Arafat, hatte den Sonntag zu einem «Tag des
Zorns» erklärt und zu Protesten gegen die Grundsteinlegung
aufgerufen. Die radikal-islamische Hamas rief ihre Anhänger auf,
den «Haram al Sharif mit ihren Seelen und ihrem Blut zu
verteidigen». Auch Jordanien und Ägypten protestierten gegen die
Grundsteinlegung.In den vergangenen Jahren hatten extremistische Juden trotz
Verbot immer wieder versucht, auf den Tempelberg vorzudringen.
Gläubigen Juden ist der Besuch dort schon deshalb untersagt, weil
die Gefahr bestünde, ungewollt das Allerheiligste zu betreten und
damit zu entweihen. Seit Ausbruch der Intifada ist der Zugang
grundsätzlich allen Nichtmuslimen verwehrt. Zwar beansprucht
Israel die politische Souveränität über den Tempelberg, die tägliche
Verwaltung liegt aber in den Händen der von Israel unabhängigen
muslimischen Religionsbehörde «Waqf». Die
israelisch-palästinensischen Friedensgespräche sind nicht zuletzt
an dem Streit gescheitert, wer künftig über den Tempelberg
herrschen darf.
30. Juli 2001/NZZ