Re: Zukunftsprognose von 1967 ! Der Schrumpfkopf

Geschrieben von Torsten am 01. Dezember 2002 22:16:03:

Als Antwort auf: Zukunftsprognose von 1967 ! geschrieben von Fred Feuerstein am 01. Dezember 2002 20:43:33:

Lieber Fred,

interessante Daten. Genau betrachtet, wurde der Zeitrahmen gehalten.

Aber so, wie ich vor langer Zeit in einem Gruselroman gelesen habe. Geniale Idee: Ein Schrumpfkopf südamerikanischer Herkunft erfüllt jedem Besitzer wörtlich drei Wünsche, nur auf seine eigene, leicht boshafte Art. Ein junger Mann, der ihn in die Hand bekommt, wünscht sich 1 Million Dollar. Leider hat er nicht berücksichtigt, daß auf seine über alles geliebte Frau eine Lebensversicherung über diese Summe läuft. Nach einer Weile kommt er auf die geniale Idee, sie mit seinem zweiten Wunsch wieder zum Leben erwecken zu lassen. Leider vergißt er diesmal zu erwähnen, daß auch die Verwesungsprozesse rückgängig gemacht werden sollen. Langsam begreift er, daß die Erfüllung seiner Wünsche nur Schaden anrichtet und bestehenden vergrößert. Er fürchtet sich deshalb vor dem Einsatz des dritten Wunsches. Nach langer Überlegung wünscht er seine Frau zurück ins Grab. Er hätte besser noch daran gedacht, daß sie dazu wieder tot sein sollte.

Genauso geht es uns. Wir benehmen uns wie der Zauberlehrling. Wir schaffen uns Instrumente, die wir nicht beherrschen und richten bei dem Versuch, vorhandenen Schaden zu beseitigen, noch weit größeren an. Allerdings bezweifle ich, daß - wie im Gedicht - der Meister zurückkommt und das Ganze zum Stehen bringt.

Unser Handeln ist unserem Verstehen und Beherrschen weit voraus. Und falls wir nicht hinkriegen, uns in einem thermonuklearen Weltkonflikt auszurotten, bleibt immer noch die Hoffnung, daß ein Züricher Professor bei der Erzeugung eines schweineteuren winzigen Teilchens in einem gigantischen unterirdischen Beschleuniger den Keim eines schwarzen Loches schafft. Und was machen schwarze Löcher? Schnapp, und weg ist das Sonnensystem. Der Rest des Universums kratzt sich kurz am Hinterkopf und fragt: "Was war das denn?".

Übrigens finde ich auch die Überlegung zum natürlichen menschlichen Umfeld nicht nur interessant, sondern bin längst dieser Ansicht. Das widerspricht noch nicht einmal der Globalisierung, da je 30 Kontakte unendlich vernetzbar sind - aber immer vernünftig auf gemeinsamen kleinen gegenseitig abhängigen Gruppen aufbauend. Wenn wir nicht so doof wären, würden wir uns mal die biologische Organisation von Mehrzellern (bis hin zum Menschen) ansehen. Flexibilität (räumlich wie funktionell) ist da ein Fremdwort. Das Gehirn kann sich noch so wichtig vorkommen, aber seit Erfindung des Köpfens dürfte klar sein, daß es allein nur wenig vorankommt (genau so weit, wie der Kopf rollt).

Der Bezug zur Verstädterung wurde vielleicht noch nicht deutlich: In Städten werden Struktur und Funktion getrennt. Arbeiter (aller möglichen Berufe) wohnen in einer Ecke, ihre Abteilungsleiter in einer anderen und die Chefs im Villenviertel. Sie haben in diesen räumlichen Isolaten Kontakte, aber die sind für ihre Funktion in ihrem Aufgabengebiet unerheblich. Ein intaktes soziales Umfeld - wie evolutionär gewachsen - beruht aber auf räumlichen und funktionellen Gemeinsamkeiten.

Nicht, daß ich eine fertige Alternative hätte - aber sie wird vielleicht in Richtung eines Stammessystems gehen. Nicht, wie es schonmal nicht funktioniert hat (Kelten, Indianer, Sami: Das ging zwar innerhalb lange Zeit gut, aber unserem System - Hierarchien römischer Prägung - waren sie unterlegen. Aber auch nicht richtig, weil ihre Organisationsform in kleinem Rahmen weiterbesteht). Aber etwas in der Richtung.

Viele Grüße

Torsten


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