Re: aus CDU-Forum: Brief einer Hauptschullehrerin an einen islamkritischen Autor..

Geschrieben von Hubert am 26. November 2002 11:02:24:

Als Antwort auf: Re: aus CDU-Forum: Brief einer Hauptschullehrerin an einen islamkritischen Autor.. geschrieben von Bine am 26. November 2002 10:25:31:

Hallo Bine,

ein undifferenzierter Umgang mit dem Begriff „multikulti“ ist m. E. sehr problematisch. Nach den Erfahrungen der Staatsschutzorgane lässt sich fast jede Kultur in die abendländische integrieren, sofern derjenige nicht Moslem ist. So habe ich z. B. noch nie gehört, dass sich jemand aus Südamerika, Japan oder von den Philippinen nicht integrieren ließe. Im Gegenteil: Alle sind nach kürzester Zeit Deutsche.

Ich will gar nicht ausschließen, dass sich nicht auch in Deutschland der ein oder andere Moslem findet, der sich integrieren will. Aber leider verstehen viele Moslems den Islam als politische Mission (Islamismus).

Heute erklären Politiker mit dem Zauberwort von der Integration das auf die Dauer friedliche Zusammenleben zu einer Sache bloßer Machbarkeit. Dass diejenigen, die „integriert“ werden sollen, das als zynisch empfinden könnten, wird kaum bedacht. Zuerst ihrer Heimat entfremdet, wird nun von ihnen der Abschied von ihrer Kultur verlangt, die großteils ihr Ich ausmacht: ihr Bild vom Menschen, z. B. ihr spezielles Bild von der Frau, welches wir nicht akzeptieren, ihre Lebensgewohnheiten, soweit sie zu den unseren querstehen, ihre Auffassungen von Staat und Politik. Zudem erregt der Anblick unserer religiösen und moralischen Laxheit bei ihnen Anstoß: öffentlicher Sex, Ehescheidung, Abtreibung, „Homo-Ehe“, Gleichgültigkeit gegenüber der Familie.

Wie sieht es umgekehrt in islamischen Ländern aus? Die Regel ist, dass der Islam die Politik beherrscht. Offiziell. Christlicher Kult ist öffentlich verboten. Selbst die Türkei, die dem Islam den Zutritt in die Politik versagt, verbietet den Bau von Kirchen. In Saudi-Arabien, einem zudem vom Westen umworbenen Land, gilt die Ausübung der christlichen Religion als Verbrechen. Es gibt eine Religionspolizei.

Wenn in Sachen Religionsfreiheit international nicht energisch auf Gegenseitigkeit gepocht wird – z. B.: hier Moscheen, dort Kirchen –, müssen sich unsere Politiker fragen lassen, ob ihre offensichtliche Gleichgültigkeit gegenüber Religion nicht höchst naiv ist. „Die optimistische Annahme“, schreibt der Trierer Sozialethiker Prof. Wolfgang Ockenfels, „jede Religion sei gewaltfrei, scheint durch Geschichte und Gegenwart widerlegt werden können. Mit Blick auf die aggressiven Formen des Islamismus, der Züge einer ‚politischen Religion’ trägt, lässt sich sogar von einer ‚Religion der Gewalt’ reden.“

Auch in der Geschichte des Christentums hat es Gewalt gegeben, die sich nicht rechtfertigen lässt. Aber es gibt keine christliche Botschaft der Gewalt. Uns bleibt nur, sie als Sünde oder Missbrauch zu bedauern. Das scheint im Islam anders zu sein. Schon immer haben sich Moslems, ob Herrscher oder Terroristen, bei der Anwendung von Gewalt auf den Islam berufen. Ganz so einfach ist es aber nicht: Es gibt nicht die eine Lehre des Islam. Im Koran wie in der islamischen Überlieferung gibt es sowohl die Friedensbotschaft als auch die Botschaft der Gewalt. Es kommt darauf an, wer sich worauf jeweils beruft.

Herzlichst,
Hubert


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