Glasfasern für den Irak

Geschrieben von Swissman am 24. November 2002 23:18:24:

Als Antwort auf: Re: IRAK : mal eine militärisch - technische Frage.... geschrieben von another am 24. November 2002 16:12:06:

>Das ist richtig! Zusätzlich liefert auch China Waffensysteme an den Irak und andere Nahoststaaten! Es gab da vor einigen Monaten ein chinesisches Projekt, das, wenn ich mich recht erinnere, die irakischen Luftabwehrstellung durch die Vernetzung mit Glasfaserkabeln effektiver machen sollte. Sicherlich weiss Swissman dazu näheres.

Die früheste entsprechende Meldung (BBC), die ich in meinem Archiv gefunden habe, datiert vom 23. Februar 2001. Demnach hatte sich George W. Bush bereits zu einem früheren Zeitpunkt in Peking beschwert, weil verschiedene rotchinesische Firmen im Irak ein Glasfasernetz aufgebaut haben, welches die Integration der verschiedenen Einrichtungen der irakischen Luftabwehr ermöglicht.

Anfänglich dementierte Peking diese Berichte, später hiess es dann nur noch, die Regierung wisse von nichts und habe damit auf jeden Fall nichts zu tun gehabt (Quelle. Colin Powell sagte allerdings bei einer Anhörung des Senats aus, rotchinesische Vertreter hätten ihm gegenüber im privaten Gespräch zugegeben, dass einige Privatfirmen im Irak Glasfaserkabel verlegt hätten, aber man werde dies stoppen.

Dieselbe Quelle nennt übrigens auch den (vermutlich) wirklichen Grund der andauernden Bombardements irakischer Luftabwehrstellungen: Die Zermürbung und schrittweise Ausschaltung der irakischen Luftverteidigung, als Vorbereitung des eigentlichen Feldzuges. Die Seite beruft sich dabei auf Stratfor.

Glasfasernetze haben, neben ihrer gegenüber konventionellen Kupferkabeln um ein Vielfaches höheren Datenübertragungsrate, den grossen Vorteil, gegenüber elektronischen Gegenmassnahmen (ECM) und EMP’s völlig unempfindlich zu sein. Hinzu kommt, dass Glasfasern sich nicht aus der Distanz anzapfen lassen - um die darüber laufende Kommunikation abzuhören müsste jemand vor Ort eine Wanze einbauen.

An dieser Stelle sollte man noch anmerken, dass die Methode der "Quantenverschlüsselung" prinzipiell auch rotchinesischen Forschern bekannt ist. Diese Methode ermöglicht es, eine Botschaft unter Zuhilfenahme quantenmechanischer Effekte so zu verschlüsseln, dass ein *unbemerktes* Mithören verunmöglicht wird - der Vorgang des Mitlesens würde die Botschaft verändern (die Information geht verloren), sodass dies sofort bemerkt würde. Unklar ist lediglich, ob die Methode bereits anwendungsreif ist - im Westen steckt sie, soweit mir bekannt, noch in der Grundlagenforschung.

Ein landesweites Glasfasernetz würde die Wirksamkeit der irakischen Luftabwehr bedeutend erhöhen: Durch die Vernetzung aller Radaranlagen wäre die Führung jederzeit auf dem neuesten Stand und könnte Flugabwehrstellungen entlang der voraussichtlichen Einflugschneise rechtzeitig in Bereitschaft versetzen. Diese könnten zudem mit den Daten von Radaranlagen gefüttert werden, die sich in einiger Entfernung befinden, und daher nicht unbedingt sofort als Bedrohung erkannt werden würden, während geographisch nähergelegene Anlagen zum Tarnkappenmodus wechseln könnten. Zudem sind Feuerleitstellen und Kommandozentralen nicht mehr zwingend auf eine zentrale Lage angewiesen - sie können sich irgendwo im Land verstecken, von wo aus sie Zugriff auf das Glasfasernetz haben, und wären dann nur noch schwer zu lokalisieren.

Bei genügender Kapazität lässt sich das Netzwerk selbstverständlich auch zur Führung der Bodentruppen verwenden, womit auch die Generalstäbe von Heer und Republikanischen Garden entsprechend an Bewegungsfreiheit gewinnt. Das Glasfasernetz selbst ist dabei mittels Luftangriffen nur schwer auszuschalten, da die dazugehörenden Installationen allesamt unterirdisch errichtet werden. Zudem ist davon auszugehen, dass es sich um ein Netzwerk im eigentlichen Sinne handelt, sodass allenfalls unterbrochene Stellen umgangen werden können.

Ironischerweise spricht einiges dafür, dass die Rotchinesen die zugrundeliegende Technologie ursprünglich von geldgierigen US-Firmen erhalten haben...

Die grösste der ausführenden Firmen ist die rotchinesische Telekommunikationsfirma Huawei Technologies, der bereits ein ganzer Rattenschwanz von (überwiegend höchst fragwürdigen) Technologietransfers nachgewiesen werden konnte. Man geht wohl nicht fehl in Annahme, dass es sich bei Huawei Technologies um eine blosse Tarnfirma von "Volksbefreiungsarmee" und/oder Geheimdienst handelt.

Letzten Dezember hat die indische Polizei überdies die Zweigstelle in Bangalore ausgehoben, weil die Firma geschäftliche Beziehungen mit den Taliban unterhielt...

Auf der Liste der Verdächtigen findet sich, wenn ich mich recht erinnere (leider habe ich hierzu aber keinen Link), auch ein guter alter Bekannter, Hutchison Whampoa wieder, deren Tochterfirma Hutchison Port Holding u. a. den Panamakanal übernommen hat und auf den Bahamas den weltgrössten Containerhafen betreibt...

Noch eine generelle Anmerkung zu den Waffenlieferungen an den Irak: Ich gehe davon aus, dass diese über den syrischen Hafen Latakia (Pfeifenrauchern wegen des gleichnamigen würzigen Tabaks ein Begriff *g*) und von dort weiter auf dem Landweg erfolgen. Syrien wie auch der Irak werden von der panarabischen Ba'ath-Partei regiert. Nach der Machtergreifung rivalisierten die beiden Zweigparteien um die Vorherrschaft, zwischenzeitlich herrschte ein eigentlicher Kalter Krieg, bis hin zu Attentatsversuchen auf das jeweils andere Staatsoberhaupt. Nach dem Tod Hafez Al-Assads scheint sein Sohn eine Kurs der vorsichtigen Wiederannäherung zu fahren.

Syrien konnte seine Erdölexporte in den letzten Jahren deutlich steigern, was gemeinhin auf ein Geheimabkommen mit Bagdad zurückgeführt wird: Der Irak beliefert Syrien demnach zu Sonderkonditionen mit Erdöl, welches der Deckung des syrischen Eigenbedarfs dient. Gleichzeitig wird die (nach nahöstlichen Massstäben zwar quantitativ geringe, aber qualitativ hochwertige) syrische Produktion vollständig (möglicherweise sogar etwas mehr) exportiert. Der resultierende Gewinn wird sodann nach einem vereinbarten Schlüssel aufgeteilt.

Die Öffnung eines Transitkorridors wäre daher ein logischer Schritt.


Antworten: