Chemie-Nobelpreisträger warnt vor künftigen Umweltkatastrophen
Geschrieben von Freddie am 20. Juli 2001 12:05:05:
Spezial:
Chemie-Nobelpreisträger warnt vor künftigen Umweltkatastrophen
Vor künftigen Umweltproblemen, die genauso überraschend
auftreten könnten wie das Ozonloch, warnt der
Chemie-Nobelpreisträger Paul Crutzen. Da die Forschung
dazu neige, unerwartete Beobachtung zu ignorieren, um ihre
Modelle nicht zu gefährden, könnten Frühsignale ähnlicher
Umweltkatastrophen missachtet werden, so Crutzen. Der
emeritierte Direktor des Max-Planck-Instituts für Chemie in
Mainz erhielt im Jahr 1995 den Nobelpreis für seine
bahnbrechenden Forschungen zum Ozonloch in der Antarktis.Die Zerstörung der Ozonschicht sei der klassische Fall einer
unvorhergesehenen Umweltkatastrophe, die noch relativ
glimpflich verlaufen sei, sagte Crutzen laut dem
Wissenschaftsmagazin New Scientist auf der Global Change
Conference in Amsterdam. Hätte die Industrie in den
vergangenen Jahrzehnten brom- statt chlorhaltige Chemikalien
als Kühlmittel und Treibgas für Spraydosen eingesetzt, wäre
die für Menschen überlebenswichtige Ozonschicht der Erde
bereits in den 70er Jahren vernichtet worden.Das Ozon Abbau-Potential (Ozone Depletion Potential -
ODP) von Brom ist wesentlich höher als das von Chlor. So
zerstört Brom laut einem Bericht der World Meteorological
Organization (WMO) über seine verschiedenen
Reaktionsketten Ozon rund 40 mal wirksamer als Chlor.In seinen Ausführungen bemängelte Crutzen, dass die meisten
Atmosphären-Modelle das größte Risiko für die
Luftverschmutzung nicht mit einbezögen: die Auswirkungen
massiver Brandrodung der tropischen Regenwälder. Rund 9
Billionen Tonnen Biomasse würden jedes Jahr verbrannt. Sie
seien Ursache für den fast permanenten Smog, der von Asien
und Afrika ausgehe und große Teile des Indischen Ozeans
bedecke. Er könnte zu einer Klimaänderung führen und ein
Ausbleiben des lebenswichtigen Monsun verursachen."Wir entdeckten dicken braunen Smog 4.000 Meter hoch im
Himalaja, über den Malediven im Indischen Ozean und überall
in Süd- und Ostasien", berichtete Crutzen. Viele Studien
würden dies vernachlässigen. Die Luftverschmutzung könnte
auch die Entstehung von Hydroxyl-Radikalen (OH) stoppen,
die in der unteren Atmosphäre dazu beitragen, Schadstoffe wie
Kohlenmonoxid, Schwefeldioxid und Stickstoffdioxid
abzubauen. Hydroxyl wird Crutzen zufolge meist in tropischen
Regionen der Erde aufgebaut.