Re: Unter anderem

Geschrieben von Hubert am 20. November 2002 17:03:40:

Als Antwort auf: Re: Unter anderem geschrieben von Kober am 20. November 2002 15:40:03:

Hallo Kober,

die beiden Hauptgebetsanliegen des Heiligen Vaters sind der Friede und die Zukunft der Familien. Insofern ist seine Rede vor dem italienischen Parlament sicher wichtig gewesen.

Aber diese Rede meinte ich nicht. Obwohl die Sicherung des Friedens und der Familien unmittelbar mit dem Hauptkrebsübel dieser Welt – der zunehmenden Säkularisierung – zusammenhängen. Die Rolle der Kirche kann sich nicht länger darauf beschränken, die Rechtgläubigkeit gegen Häresien zu schützen und auf die Einhaltung der Gebote zu pochen. Die Kirche muß dem Materialismus selber die Stirn bieten und das moralische Einmaleins verteidigen.

Und so ist es verständlich, dass die vatikanische Geheimdiplomatie inzwischen ganz neue Dimensionen gewonnen hat. Natürlich wissen wir nicht, was der Heilige Vater im Detail mit Bush, Putin oder Aznar bespricht. Aber wir können es uns denken.

Der Masse der Menschen ist das Bewusstsein abhanden gekommen, dass wir im Verhältnis zu Gott ein Nichts sind. Da wollen (durchaus intelligente) Menschen z. B. eine europäische Verfassung entwerfen, in der das Wort „Gott“ nicht einmal vorkommt. Man weiß nicht, ob man darüber lachen oder weinen soll. Gott kann mit einem Wimpernschlag Europa von der Landkarte tilgen. Aber die Menschen wissen das nicht, weil es ihnen niemand sagt.

Da spricht ein SPD-Staatssekretär davon, die „Lufthoheit über den Kinderbetten“ erobern zu wollen. Man fasst sich unwillkürlich an den Kopf. Kinder in sozialistischen Tagesstätten ohne die Geborgenheit von Familie und Kirche. Ja, was soll aus solchen Kindern werden? Sollte dieser Albtraum Wirklichkeit werden, dann würde sich das abgrundtiefe Gefühl der Unsicherheit und Orientierungslosigkeit vieler Menschen und die Angst vor der Sinnlosigkeit des Lebens nur noch weiter erhöhen. Letztlich kann nur die Verankerung in Gott den Menschen vor der Entweihung und dem Verlust seiner Personenwürde bewahren.

Ich will hier aber keinesfalls den Staat und seine Vertreter angreifen. Schuld an dieser Entwicklung ist nicht zuletzt der Bürger selbst durch eine gesteigerte Anspruchsmentalität und ein Abschieben der persönlichen Verantwortung auf den Staat. Diese Mentalität wird zum Teil dadurch provoziert, dass der Markt nur käufliche Leistungen honoriert, nicht aber jene immateriellen Güter, wie sie vor allem die Familie in Form von Erziehungs- und Pflegeleistungen auch im ökonomischen Interesse der Gesellschaft aufbringt. Die Folge ist der Versorgungsstaat, der den Verlust an menschlicher Energie durch eine ungeheure Ausgabensteigerung kompensieren will und sich dadurch immer mehr selbst aufbläht. Schon ins Absurde gesteigert, droht uns als allerletzte Konsequenz ein Krieg der „Societas civilis“ (Staat) gegen die „societas domestica“ (Familie).

Und dies ist es, was der Heilige Vater unter allen Umständen vermeiden will. Funktionieren wird die Welt nur wieder, wenn sie die alten bewährten Werte wieder hervorholt – nämlich die christlichen. Alles andere wird sich hieraus ergeben.

Herzlichst,
Hubert




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