Der EURO Start wird chaotisch

Geschrieben von Fred Feuerstein am 15. Juli 2001 22:49:37:

Bild-online, 15.07.2001:

Eine neue wissenschaft-liche Untersuchung warnt vor einer Katastrophe beim großen Geldwechsel im Januar 2002. Hintergrund: Der Bargeldumtausch von Mark in Euro soll vor allem vom deutschen Einzelhandel bewältigt werden. „Das wird ein Chaos! Manchen Händlern wird schon morgens das Kleingeld ausgehen. Sie müssen vorzeitig schließen“, prophezeit Professor Arnd Huchzermeier von der Fachhochschule für Unternehmensführung im rheinischen Vallendar (bei Koblenz). Der Einzelhandelsspezialist hat die Situation an den Supermarktkassen unter realen Bedingungen simulieren lassen.

In der Übergangsphase von Neujahr bis 28. Februar 2002 dürfen die Verbraucher neben dem Euro auch noch mit der D-Mark einkaufen. Wer D-Mark gibt, soll aber nur noch Euro herausbekommen. Der Handel schöpft also die alten Mark-Bestände ab und trägt sie zur Bank.

Das aber funktioniert nur so lange, solange genügend Euro-Wechselgeld verfügbar ist. „Mit der schlimmsten Phase rechne ich zwischen dem 3. und 5. Januar. Dann wird die Euro-Not am größten sein“, sagt Huchzermeier. Das Wechselsystem erfordere im Handel das Hundertfache der sonst üblichen Kleingeldmenge. Tatsächlich wird zum Jahreswechsel aber nur rund achtmal mehr Wechselgeld in den Kassen liegen als derzeit. Die Händler haben einfach nicht genügend Platz für mehr Münzen.

„Wir befürchten, dass unsere Supermärkte als Wechselstube herhalten müssen“, sagt Rewe-Sprecher Wolfram Schmuck (Minimal, Penny, HL). Die Bundesbank dagegen glaubt nicht, dass Euro-Kleingeld knapp werden könnte. Für die Versorgung der Verbraucher werden ab 17. Dezember von den Geschäftsbanken 53,5 Millionen Euro-Starter-Kits (Beutel mit Münzen im Wert von 10,23 = 20 DM) ausgegeben. „Damit kann jeder am Neujahrstag seine Brötchen und Zigaretten bezahlen“, so Bundesbank-Devisenexperte Ulrich Brüggemann. Danach könnten sich die Verbraucher am Geldautomaten Euro ziehen.

Der Handel befürchtet allerdings, dass die EC-Automaten hauptsächlich große Scheine ausspucken. „Es hilft uns nicht, wenn ein Kunde seine Zahnbürste mit einem 50-Euro-Schein bezahlt. Dann fließt viel Wechselgeld aus der Kasse“, so Schmuck.

So kompliziert werden die Kassenbons im Januar 2002
Neben dem Kleingeldproblem drücken die Einzelhändler noch andere Euro-Sorgen. Nach dem Willen der Bundesbank sollen die Geschäfte die eingenommenen D-Mark-Scheine und -Münzen ab Januar aus dem Verkehr ziehen. Filialisten wie Karstadt, C & A, Wal-Mart und Spar planen deshalb, die alte Währung in Behältern zu sammeln und von Sicherheitsunternehmen abtransportieren zu lassen. „Das ist ein enormer Aufwand“, klagt Christina Werthner von der Spar-Handels AG.

Einige Unternehmen lassen sich erst gar nicht auf zwei Währungen ein. Wer am Neujahrstag in Dresden oder München mit dem Bus fahren möchte, kann beim Fahrer nur noch gegen Euro ein Ticket lösen. Die Mark wird nicht mehr akzeptiert. „Es wäre zu umständlich, wenn unsere Fahrer im Bus mit zwei Währungen hantieren müssten“, so Anja Erhard, Sprecherin der Dresdner Verkehrsbetriebe (täglich rund 400 000 Fahrgäste). Bei der Deutschen Bahn können Fahrgäste zwar mit beiden Währungen zahlen. Doch wird der Euro knapp, gibt das Personal Euro-Zahlern sogar wieder Mark heraus.

Unterdessen gerät die Euro-Informationspolitik der Bundesregierung immer mehr in die Kritik. Denn 38 Prozent der Deutschen wissen nicht, wann sie mit der neuen Währung zahlen können. „Kein Wunder“, meint Rainer Brüderle, wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP. „Statt massiv über den Euro zu informieren, kleckert die Bundesregierung.“ In diesem Jahr lässt sie sich die Euro-Aufklärung 9,9 Millionen Euro (19,4 Mio. DM) kosten. Zum Vergleich: Die Niederlande investieren 35 Millionen Euro (68,5 Mio. DM).

na, das wird lustig
ein kopfschüttelnder Fred


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