Islam und Demokratie - Zukunft des Islam in Deutschland
Geschrieben von Freiwild am 17. November 2002 12:24:14:
Als Antwort auf: @Salim geschrieben von Arkomedt am 17. November 2002 03:36:46:
Hallo Foris,
auch wenn ich mich für eine ungewisse Projetkdauer aus dem Forum
verabschieden muß, will ich doch hin und wieder - in meinen Augen
wichtige - Beiträge posten.
Wie gesagt, meine Absicht ist es -mit diesem Beitrag nicht, einen
Schlag gegen Salim zu führen, sondern auf eine sachliche Information
aufmerksam zu machen.
Die Kernaussage von H.Peter Raddatz kann ich voll unterschreiben:Worin liegt die Zukunft des Islam ?
In der Historisierung des Koran. Das würde bedeuten, dass die Muslime ihren
Glauben privatisieren, was im Christentum schon vor langer Zeit geschah. Mit
dieser Privatisierung würde sich auch die Moschee vom Konzept des islamischen
Staates lösen.
Den würde es zwar noch geben, aber er wäre nicht mehr von den Religionsspezialisten zu legitimieren. Der islamische Glaube würde sich auf
die spirituellen Aspekte zurückziehen und den Anspruch auf die staatliche und
politische Führung aufgeben, eine Entwicklung übrigens, die auch nicht wenige Muslime begrüßen würden.
Wie gesagt, an eventuellen Diskussionen kann ich mich
aus besagten Gründen nicht beteiligen.
( http://f23.parsimony.net/forum53379/messages/47375.htm )Mit freundlichen Grüßen
Freiwild
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hier das vollständige Interview - zur Information
"In unseren Kirchen liegt immer häufiger der Koran"
Der Orientalist Hans-Peter Raddatz sieht die Gefahr einer Unterordnung der
Demokratie unter den Islam - Interview----------------------------------------------------------
WELT am SONNTAG:
Wo sehen Sie das Kernproblem des Islam?Hans-Peter Raddatz: Im Islam ist die Ausübung von Gewalt nicht wie im Westen eindeutig institutionalisiert. Wenn bei uns im Rahmen des staatlichen Gewaltmonopols gehandelt wird, geschieht dies in einem klar definierten Rechtssystem mit entsprechenden Institutionen. Im Islam wird die Ausübung von Gewalt häufig religiös legitimiert und kann so im Grunde dem jeweils Stärksten die politische Macht öffnen.
WamS: Was erwarten Sie von den Muslimen in Deutschland?
Raddatz: Die islamische Gemeinschaft in Deutschland braucht erstens eine emanzipierte Diskussion über ihre zukünftige Rolle in der Gesellschaft, insbesondere den glaubwürdigen Abbau eindeutig vorhandener Gewaltpotenziale. So betreibt "Milli Görüs" eine Propaganda, die gewiss nicht die deutsche Demokratie als Heilsziel betrachtet. Zweitens muss die islamische Frau auf deutschem Boden ihre im Grundgesetz verbrieften Rechte in Anspruch nehmen können. Dafür ist auch und vor allem unsere Unterstützung wichtig.
WamS: Wo sehen Sie die größte Herausforderung?
Raddatz: Koran und Prophetentradition schreiben eigentlich für jede islamische Gemeinschaft vor, langfristig auch politisch dominant zu werden. Diesen Anspruch müssen die Muslime aufgeben. Sie müssen darauf verzichten, ihr religiös verankertes Rechtssystem im säkularen Staat, in dem sie als Minderheit leben, zur politisch dominanten Basis zu machen. Diese Zumutung müssen wir den Muslimen abverlangen - oder wir müssen uns die Konsequenzen zumuten.
WamS: Und die wären?
Raddatz: Wenn der Islam in seiner Verfasstheit bleibt, der zufolge die Religion nicht vom staatlichen Herrschaftsanspruch getrennt wird, wird sich die Demokratie unterordnen müssen, ein Prozess, der in unserer immer islamischeren Interpretation von Religionsfreiheit deutlich wird - zum Beispiel beim kontrollfreien Islamunterricht und dem Kopftuch am Arbeitsplatz. Auch in den Kirchen liegen immer häufiger Korane, in denen unter anderem steht "Tötet sie, nämlich die Ungläubigen, wo ihr sie findet".
WamS: Sie sagen, der christlich-islamische Dialog nütze vor allem den Islamisten.
Warum?
Raddatz: Weil er den Islam als tolerant idealisiert und jeden Hinweis auf die Realität als Feindbilddenken abtut. So muss sich der real existierende Islam nicht anpassen. Da wird dann auf der Islamwoche in Bremen erwiesenen Islamisten bescheinigt, dass sie Friedensfürsten sind. Wenn ein Dialog mit dem Ziel einer paritätischen Koexistenz stattfinden soll, müssen Zugeständnisse von beiden Seiten gemacht werden.WamS: Wo sehen Sie die Zukunft des Islam?
Raddatz: In der Historisierung des Koran. Das würde bedeuten, dass die Muslime ihren Glauben privatisieren, was im Christentum schon vor langer Zeit geschah. Mit dieser Privatisierung würde sich auch die Moschee vom Konzept des islamischen Staates lösen. Den würde es zwar noch geben, aber er wäre nicht mehr von den Religionsspezialisten zu legitimieren. Der islamische Glaube würde sich auf die spirituellen Aspekte zurückziehen und den Anspruch auf die staatliche und politische Führung aufgeben, eine Entwicklung übrigens, die auch nicht wenige Muslime begrüßen würden.
Das Gespräch führte Miriam Hollstein
- @Salim - Das wär's doch ! Freiwild 17.11.2002 15:58 (0)