Sehr interessante Fragen, Johannes! owT.
Geschrieben von Arkomedt am 13. November 2002 01:03:24:
Als Antwort auf: Re: Taliban sind *KEINE* Kombattanten! geschrieben von Johannes am 12. November 2002 23:44:43:
>Hallo Swissman,
>noch eine Frage zu diesem Thema: Gibt es weitere Voraussetzungen für den Status als Kobattant, z.B. eine offizielle Kriegserklärung?
>Theoretischer Fall: Eine Bande von 50 Leuten legt sich Uniformen zu und überfallt, mit offen getragenen Waffen, ein Dorf, dem sie den Krieg erklären (oder auch nicht erklären). Wenn die nun gefangen genommen werden, sind sie dann nach dem "Krieg" als Kriegsgefangene freizulassen, sofern sie sich im Krieg an die Haager Landkriegsordnung und die Genfer Konvention gehalten haben? Oder werden sie wie Verbrecher verurteilt? - Es geht mir dabei um meine Eingangsfrage, ob die Seite, die in einem Krieg bestimmte Rechte in Anspruch nehmen will, dazu auch Vorbedingungen erfüllen muß, damit es eben als Krieg zählt, in dem die Bestimmungen anzuwenden sind.
>Ich erinnere mich an einen Bericht aus Afghanistan, da vermuteten die USA, daß sich Kämpfer in einem Dorf versteckt halten. Mit einem Kommandeur hatten sie vereinbart, daß sie heimlich in der Nacht kommen, um sie festzunehmen. Einer der Wachen des Dorfes wollte Gegenwehr leisten, denn er wußte nicht, wer sich da anschleicht. Sein Kommandeur beruhigte ihn, es seien Freunde - die haben ihn und andere dann niedergeschlagen, verletzt und eingesperrt, etliche sollen gefoltert worden sein, bis sie auf Druck der afghanischen Regierung freigelassen wurden (die USA hatten nämlich die Falschen erwischt. Vielleicht erinnerst Du Dich ja an den Bericht).
>Mich interessiert jetzt nicht die Frage, ob das alles so stimmt wie berichtet. Aber angenommen, es lief so ab, dann kamen die US-Soldaten ja getarnt und konnten nicht als Freund oder Feind unterschieden werden. Hätten die US-Soldaten damit dann auch ihren Status als Kombattanten verloren und dürften von den gegnerischen Kräften gefangen, gefoltert oder auch hingerichtet werden bzw. irgendwo im tiefen China in kleinen Käfigen gehalten werden?
>Würdest Du das im umgekehrten Fall genauso mit der Haager Landkriegsordnung und der Genfer Konvention rechtfertigen? Es gibt ja nach den Bedingungen, wie Du sie interpretierst, durchaus einige US-Soldaten, die ihren Status als Kombattanten verloren haben, z.B. alle die, die hinter den feindlichen Linien agieren, um Ziele aufzuspüren und für Angriffe zu markieren. Die geben sich durch ihre Kleidung etc. bestimmt nicht offen als feindliche Soldaten zu erkennen. Auch jeder palästinensische Kämpfer, der mit versteckter Waffe und in Zivilkleidung in den Kampf geht, für den sind dann ganz offiziell sämtliche Rechte verwirkt? Und darf ganz offiziell gefoltert oder auch nach dem Ermessen des ranghöchsten örtlichen Kommandeurs hingerichtet werden? Das ist ja so in etwa das, was ich bei Dir rauslese, oder?
>Also, geht es bei der Frage der Kriegsgefangenen wirklich um die Einhaltung der internationalen Normen oder mehr um das Recht des Stärkeren, der alles machen kann, was er will? Im 2. Fall wäre es vielleicht besser, die Sache einfach als Faustrecht zu betrachten, statt darin die gewissenhafte Einhaltung von Gesetzen zu sehen, oder?
>Viele Grüße
>Johannes