Der Deutschen Vertrauen gilt Polizei und Armee
Geschrieben von Freiwild am 11. November 2002 18:34:29:
Der Deutschen Vertrauen gilt Polizei und Armee (aus Welt vom Montag)
Internationale Umfrage zum Ansehen von Institutionen:
Armee und Polzei (Ordnungshüter) vorn,
nicht regierungsunabhängige Organisationen" (NGOs), Rechtssystem und
Gesundheitssystem weit vorn, UNO und internationale Institutionen
im weltweiten Ansehen gut plaziert
Parlament, Großunternehmen und Kirche weit hinten
Medien auf Platz 12, vor Gewerkschaften, Regierungen und Parlamenten
Von Ansgar Graw
Berlin – Der Verteilungskampf um Vertrauen wird zu einer Schlüsselaufgabe für Institutionen in demokratischen Staaten. Das zeigt eine weltweite Gallup-Umfrage im Auftrag des Weltwirtschaftsforums (World Economic Forum), deren nationale Ergebnisse der WELT exklusiv vorliegen. Fazit der Untersuchung in 47 Ländern in allen Kontinenten auf der Basis von 36 000 Einzelinterviews: Das Vertrauen in viele Schlüsselinstitutionen ist „auf kritische Größenverhältnisse gesunken“, so die Auftraggeber. Beim nächsten Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums, das traditionell im Januar im schweizerischen Davos stattfindet (und lediglich in diesem Jahr vor dem Hintergrund des Terrorschlages vom 11. September 2001 demonstrativ in New York veranstaltet worden war), soll das Thema „Vertrauen“ im Zentrum stehen.
Die bisher nicht veröffentlichten Ergebnisse für Deutschland – dort wurden rund 500 Personen innerhalb des Gallup-Verbundes vom Meinungsforschungsinstitut Emnid befragt – deuten auf eine massive Verschiebung von Autoritäten hin. Während das Vertrauen gegenüber Polizei und Armee „hoch“ oder zumindest „vorhanden“ ist, schneiden die Kirchen in Deutschland am schlechtesten ab. Parlament und Großunternehmen rangieren am Tabellenende nur knapp davor. Größeres Vertrauen wird in Deutschland hingegen den Vereinten Nationen, den so genannten „regierungsunabhängigen Organisationen“ (NGOs) sowie dem Rechtssystem und Gesundheitswesen entgegengebracht. Die Regierung landet im Mittelfeld.
Interessant ist der internationale Vergleich. Streitkräfte und Armee belegen auch in der globalen Auswertung Spitzenplätze. Hier darf ein direkter Zusammenhang mit dem internationalen Terrorismus unterstellt werden. In Zeiten der Unsicherheit wächst die Zustimmung zu Institutionen, die innere und äußere Sicherheit gewährleisten sollen. Die Zeiten, in denen die Existenz einer Armee vor allem in Westeuropa allenfalls als notwendiges Übel akzeptiert wurde, scheinen zunächst vorüber.
Weit auseinander liegen die Werte für das jeweilige nationale Bildungssystem. Während es im Pisa-geschädigten Deutschland am fünftschlechtesten (gleichauf mit den Gewerkschaften) abschneidet, liegt es international auf Platz eins. Auch die Kirchen kommen im weltweiten Ergebnis auf einen guten vierten Platz, während sie im säkularisierten Deutschland den letzten Platz belegen. 36 Prozent der Deutschen sagen, sie hätten „nicht viel“ Vertrauen, 38 Prozent haben „gar kein“ Vertrauen in die Religionsgemeinschaften. Offenkundig ist es den Kirchen nicht gelungen, ein Profil als Wahrer von Werten jenseits tagespolitischer Aufgeregtheiten zu verteidigen.
Die grundsätzlichen Botschaften der Umfrage sind jedenfalls alarmierend. So genießt weltweit die zentrale demokratische Institution des jeweiligen Landes, also das Parlament oder der Kongress, die geringste Autorität und landet international auf dem Schlussplatz 17. In Deutschland kommt das Parlament auf einen ebenfalls miserablen Platz 15. Lediglich in den USA, Dänemark, Norwegen, Schweden und der Schweiz sowie in Malaysia, Hongkong, Indien und Indonesien ist das Ansehen des gewählten Parlaments besser. Weltweit verneinen zudem zwei Drittel der Befragten die These, ihr Staat werde „entsprechend dem Willen des Volkes regiert“.
Hingegen stehen die UNO und internationale Institutionen im weltweiten Ansehen gut da – interessanterweise auch in den USA, deren Regierung traditionell ein distanziertes Verhältnis zu den Vereinten Nationen und ihren Gliederungen unterhält.
Bleiben die Medien: Sie liegen in Deutschland auf Rang zwölf und weltweit auf dem neunten Platz. Das zeugt nicht von einer besonderen Autorität der Journalisten. Immerhin aber stehen sie national wie global kaum schlechter da als die Regierung und besser als Parlament oder Gewerkschaften.