Zum Nachdenken: Vom Sinn der Arbeit

Geschrieben von Johannes am 10. November 2002 00:02:53:

Ein Fischer liegt am Strand in seinem kleinen Boot und schläft vor sich hin. Da kommt ein Tourist, ein Fotograf und weckt ihn durch sein Herumgestöber auf. Der Fotograf will mit dem Fischer ein Gespräch anfangen, doch der Fischer reagiert nicht. Der Fotograf fragt den Fischer: „Warum fahren sie heute nicht fischen, es herrscht doch bestes Fischerwetter?“

Die Antwort kommt vom Fischer prompt und knapp: „Weil ich heute schon ausgefahren bin.“ „Ich will mich ja nicht einmischen, aber würden sie nochmals ausfahren, würden sie mehr fangen“, fährt der Tourist fort. „Wissen sie was geschehen würde?“ Kopfschütteln des Fischers.

„Sie würden nicht nur heute, sondern morgen, übermorgen zwei drei viermal ausfahren, und dann könnten sie immer mehr fischen. Sie könnten sich in einem Jahr vielleicht einen Kutter leisten, ein Fischrestaurant eröffnen, den Lachs nach Frankreich exportieren. Sie könnten mit einem kleinen Hubschrauber die Fischschwärme ausmachen, sie würden Angestellte haben, und dann, wissen sie was passieren würde??“ Wieder ein Kopfschütteln des Fischers. „Dann könnten sie beruhigt in der Sonne sitzen, vor sich hindösen und sonst nichts tun.“

Der Fischer antwortet nach einer kurzen Bedenkpause: „Aber das tue ich ja jetzt schon, ich saß in der Sonne, döste vor mich hin, solange bis sie kamen und mich aufweckten.“


Nach Böll, das Originalzitat konnte ich allerdings nicht finden.

Gruß

Johannes




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