der Verstand auf dem Thron des Seins
Geschrieben von wikking am 06. November 2002 01:15:36:
Als Antwort auf: Re: Zukunft unserer Erde geschrieben von WesenheitX am 05. November 2002 23:49:39:
Hallo, WesenheitX,
Deine Anmerkung zeigt, daß ich klarer hätte ausdrücken sollen, daß es sich bei der Bemerkung des "minderwertigen Verstandes" um eine zukunfts-gerichtete Aussage der Yoga-Literatur handelt, auf einen Zeitpunkt bezogen, wo sich dieses "Neue Bewußtsein" bereits manifestiert hat.
Beispielsweise wird in den Büchern von Sri Aurobindo (den ich schon erwähnt habe - seht mal im web unter seinem Namen in Suchmaschinen nach..., ich schätze ihn sehr) diese neue Bewußtseins-Stufe als "Supra-Mental" bezeichnet. Der Unterschied zum jetzigen Menschen mag dann etwa so groß sein, wie vom Regenwurm zum Säugetier.
Aus d i e s e r Sicht heraus ist dann der Verstand nur noch "minderwertig", eben eine alte Hülle, gut genug, um 2 und 2 zusammenzuzählen, aber n i c h t, um essentielle Entscheidungen zu treffen, weil er die Wirklichkeit nur beschränkt erkennen kann.
Und letzteres kann Dir ja jeder Naturwissenschaftler bestätigen: wir können gerade mal einen Bruchteil des vorhandenen Frequenz-Spektrums mit unseren Sinnen erkennen - und glauben daraus und mit unserer Logik die Wahrheit beurteilen zu können ?
Ganz zu schweigen von all den mystischen und transzendenten Erfahrungen der Seher, Yogis, großen Philosophen etc. , die dem Verstand vollständig abgehen. Wir wundern uns immer wieder, woher die Propheten ihr Wissen nehmen. Eigentlich ist's doch ganz einfach: sie haben einen natürlicheren Zugang zu erweiterten Realitäten (sozusagen ein größeres inneres Gesichts-Feld), weil sie nicht (oder nicht mehr) in den Kerkern des puren Verstandes leben.
Du hast natürlich völlig recht, daß der Verstand momentan das wichtigste Instrument für unser Leben ist, weil dieses "Neue" eben einfach noch nicht da ist ! Wenn wir ihn einfach als "minderwertig" abstellen würden, fielen wir auf die Stufe des lallenden Idioten. Dies wollte ich sicher zuvor nicht ausdrücken!
Dennoch läßt dieses Mantal sich beruhigen, ent-thronen und zum Instrument machen, aufdaß sich langsam aber sicher weitere, zuvor verborgene Sinne öffnen. Es geht wirklich. ich habe es in jahrelanger meditativer Praxis erfahen dürfen.
Den Weg dazu hast Du ja selbst erwähnt: "...Wenn wir irgendwann mal wieder ganz zurückgekehrt sind zum EINEN ..." Der Pfad der bewußten inneren Suche bringt also die Möglichkeit mit sich, den Herrn Verstand zu "ent-machten" und sich neuen Sinnen zu öffnen...
Letztlich ist's also eine Sache der inneren Ausrichtung. Was wollen wir wirklich sein: Ein Sklave des Verstandes (und damit aller Ängste, Maniulationen, etc.etc.) oder ein um inneres Erwachen und EINS-Sein mit dem Ursprung bestrebtes Individuum, ein Un-Teilbarer...
Wenn wir unseren menschlichen Willen richtig ausrichten, wird der Verstand langsam ein treuer Diener ... und etwas Anderes beginnt zu erwachen ... nennen wir es mal das "goldene Zeitalter" in uns selbst ... obwohl das jetzt wieder nur Worte sind, die man mißverstehen kann...Danke für Deine Wünsche und Grüße in den Hohen Norden. So weit weg von der "schrecklich niedrigschwingenden Normalwelt" bin ich übrigens nicht. Ich bin künstlerisch immer wieder in Deutschland tätig und wirke an den Plätzen, an die mich das Schicksal trägt. Mehr möchte ich momentan nicht sagen.
Wie Du schreibst: jeder kleine Licht-Funke der Bewußtheit bringt, wird gebraucht. Überall, gerade in den großen Zentren.Um's abzuschließen: es ist relativ müßig, über ein Bewußtsein "über" dem Verstand zu diskutieren, weil es eben noch nicht manifestiert ist in uns Menschen ... und wir alle in dem Forum uns zu recht darum Sorgen machen, ob es jemals eine Chance hat, sich in der jetzigen Menschheit zu manifestieren.
Dieses "Neue" soll ja, wie in meiner Message erwähnt, eben n i c h t nur die Aufblähung von etwas "Altem" sein (im Sinne von Nietsch'sches Übermensch), sondern etwas grundsätzlich Neues, körperlich und geistig gesehen. Sinnlos also, darüber zu debattieren ...
In meinen gelegentlichen Beiträgen (ich werde nicht viel schreiben können - eine Frage der Zeit, das Leben ist hier wirklich sehr zeitaufwendig...) werde ich aber immer wieder Ansätze aus dem Yoga bringen, weil meine eigene Entwicklung eben damit verbunden ist.
Ich will beileibe keine "Weisheiten" verbreiten, nur ein paar neue Inspirations-Anstöße geben. Wachsen müssen wir alle selber :-))Ich möchte zum Schluß noch einen Text einkopieren, den die französisch-algerische Mystikerin Mira Alfassa zur Gründung der Stadt Auroville in Südindien verfaßt hat.
Er ist sehr inspirierend - und sollte jeden dazu ermutigen, so eine Lebensweise in seinem kleinen persönlichen Bereich anzustreben.
Wer Auroville nicht kennt: Es ist das Experiment einer idealistisch ausgerichteten Stadt, die ohne jedes Geldsystem auskommt, ohne Eigentum etc. Also etwas im Sinne eines hebräischen Kibuzz oder Edel-Kommunismus. Das Projekt wurde sogar von der UNO unterstützt, glitt dann aber leider zu einer Art Hippie-Kommune ab, die eher Drogen-Konsumenten und Faulenzer anzog, statt tatkräftige Leute. Inzwischen soll sich die Siedlung aber wieder erholt haben.Interessanterweise gibt es aber inzwischen mitten in Sibirien tatsächlich eine recht umfangreiche Siedlung, die genau dies verwirklicht hat.
Ein Bekannter von mir war dieses Jahr dort. Er schmeißt nun in Deutschland alles hin, und zieht um nach Sibirien, so hat ihn das begeistert.
Im web gibts eine Seite darüber, sucht mal unter "Ökopolis" oder "ecopolis".Gruß von den Elchen & Trollen
wikking
PS: Darf ich Dich - und andere Forumsteilnehmer - noch fragen, warum hier niemand seine eMail angibt ? ich hab's vorsichtshalber nun auch nicht getan. Vorsichtsmaßnahme ? Wird man von Spinner- und Spamm-Mails überschwemmt ???
**** hier der Text von M.Alfassa *****
EIN TRAUM
"Es sollte irgendwo auf der Erde einen Ort geben, den keine Nation als ihr grundsätzliches
Eigentum beanspruchen kann, einen Ort, in dem alle Menschen guten Willens, aufrichtig in ihrem
Streben, frei als Weltbürger leben können und nur einer einzigen Autorität gehorchen: der
höchsten Wahrheit. Ein Ort des Friedens, der Eintracht und der Harmonie, wo jegliche
kämpferischen Instinkte des Menschen ausschließlich dazu benutzt werden, die Ursachen seines
Leidens und Elends zu bezwingen, seine Schwäche und Ignoranz zu überwinden, triumphierend
über seine Begrenzungen und Unfähigkeiten hinauszuwachsen. Ein Ort, an dem die spirituellen
Bedürfnisse und die Pflege um Fortschritt Priorität haben vor bloßer Befriedigung von Verlangen
und Leidenschaften, vor Suche nach Vergnügungen und materiellen Annehmlichkeiten. In diesem
Ort sind Kinder fähig, sich integral zu entwickeln und aufwachsen, ohne den Kontakt mit ihrer
Seele zu verlieren. Erziehung würde nicht gegeben, um Prüfungen zu bestehen, Zeugnisse und
Posten zu bekommen, sondern um vorhandene Fähigkeiten zu fördern und neue hervor zu
locken. In diesem Ort würden Titel und Positionen ersetzt durch Gelegenheiten zum Dienen und
Organisieren. Die Bedürfnisse des Körpers würde für alle und jeden in gleichem Maße unterstützt.
In der allgemeinen Organisation würde die intellektuelle, moralische und spirituelle Überlegenheit
ihren Ausdruck nicht durch die Maximierung von Vergnügungen und Macht im Leben finden,
sondern in einem Zuwachs von Pflichten und Verantwortlichkeiten. Künstlerische Schönheit in
jeder Form, Malerei, Bildhauerei, Musik, Literatur, würden allen gleichermaßen zugänglich sein;
Gelegenheit, die Freuden zu teilen, die sie geben, seien nur durch die Fähigkeiten des einzelnen
beschränkt und nicht durch seinen materiellen Wohlstand oder soziale Position. Denn in diesem
idealen Ort wäre Geld nicht mehr länger der höchste Herrscher. Individueller Verdienst hätte
größere Bedeutung, als der Wert, welcher materiellem Reichtum und sozialer Position gezollt
wird. Arbeit wäre nicht da, als Mittel, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, sie wäre das Mittel,
wodurch jeder sich ausdrückt, seine Kapazitäten und Fähigkeiten entwickelt, während er
gleichzeitig dem Wohl der ganzen Gruppe dient, welche ihrerseits dessen Lebensunterhalt und
seinen Arbeitsbereich unterstützt. Kurz gesagt, wäre es ein Ort, wo die Beziehungen zwischen
Menschen, die gewöhnlich zumeist ausschließlich auf Wettbewerb und Streit gegründet sind,
ersetzt wären durch Beziehungen des Nacheiferns für Verbesserungen, für Zusammenarbeit,
Beziehungen wirklicher Brüderlichkeit. Die Erde ist sicherlich nicht bereit, ein solches Ideal zu
verwirklichen, noch besitzt die Menschheit bislang das nötige Wissen, es zu verstehen und zu
akzeptieren, ebenso wenig wie die unerlässliche bewußte Kraft, es auszuführen. Daher nenne ich
es einen Traum."