Eine Parabel - 2012
Geschrieben von Maddrax am 24. Juni 2001 18:03:28:
"Stell dir ein kugelrundes Aquarium vor, das in einem anderen, viel größeren Aquarium steht. Die Fische im großen Aquarium können in die Kugel schauen, doch die Fische in der Kugel nicht nach außen. Die Glaskugel ist ihre einzige Realität. Das große Aquarium ist mit Salzwasser gefüllt, in dem viele wunderschöne Arten von Anemonen. Krabben und Fische leben.
Die versiegelte Kugel dagegen ist mit Süßwasser gefüllt, und Goldfische leben in ihr.
Plötzlich beginnt ein Prozeß, durch den das Glas der Kugel dünner wird.
Kleine Mengen Salzwasser sickern durch, und die Goldfische müssen sich rasch weiterentwickeln, damit sie die Veränderung verkraften können.
Da das Glas dünner wird, beginnen die Goldfische kurze Blicke auf die Kreaturen im großen Aquarium zu erhaschen.
Einige Goldfische halten die anderen für ihre Feinde und versuchen mutig, ihre Kugel vor der drohenden Invasion zu schützen.
Sie halten die Anemonen für schlecht und beschuldigen andere Goldfische, von ihnen beeinflußt zu werden. Diese Goldfische verbergen ihre eigenen Ängste, projizieren jedoch ihre Angst in ihre Umgebung.
Andere Goldfische vermuten, daß die Fische im Aquarium schon seit langer Zeit die Glaskugel und ihre Bewohner kontrollieren. Sie sehen sich und die anderen Goldfische als hilflose Opfer. Sie glauben, daß die Kreaturen auf der anderen Seite des Glases sie gefangen halten, um sie eines Tages aufzufressen.
Und da sich nun die Glaskugel mehr und mehr auflöst, begegnen sie jeden neuen Tag mit Angst.Einige Goldfische sehen die Fische auf der anderen Seite des Glases als heilige mächtige Götter. Damit geben sie ihre eigene Autorität völlig auf und pendeln zwischen Gefühlsextremen hin und her. Einmal empfinden sie sich als Auserwählte, ein anderesmal als unwürdig und wertlos. Sie versuchen, verborgene Botschaften ihrer Meister zu interpretieren, und richten ihre Handlung und Glaubenssätze danach aus.
Sie schwimmen in der Kugel hin und her und verursachen viele Luftblasen, aber keine dauerhaften Effekte.Einige der Goldfische halten diese anderen Kreaturen für Brüder und staunen über die unglaublichen Variatationen, die "der große Fisch" verwendet, um sich selbst auszudrücken.
Sie folgen dem Geist des großen Fischs mit jeder Kieme und jeder Flosse und empfinden Ekstase, da sie sich langsam darauf vorbereiten, bald in größere Gewässer zu schwimmen."
Maddrax
- habe auch eine ;o) isthar 24.6.2001 22:49 (0)
- Re: Eine Parabel - 2012 Mr. Burns 24.6.2001 21:35 (0)