Ifo-Index gefallen - Analysten sehen Rezessionsgefahr

Geschrieben von ExImagina am 22. Juni 2001 11:59:31:

Ifo-Index gefallen - Analysten sehen Rezessionsgefahr

Frankfurt (Reuters) - Das viel beachtete deutsche Konjunkturbarometer, der Ifo-Geschäftsklima-Index, ist im Mai
auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren gefallen und signalisiert damit Analysten zufolge Rezessionsgefahren für die
größte Volkswirtschaft der Euro-Zone. "Auf Basis unserer Daten für die
kommenden zwei bis drei Monate sieht es nicht so aus, als ob wir in diesem Zeitraum die Talsohle erreichen werden", sagte der Ifo-Volkswirt Gernot Nerb am
Freitag in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. An den Aktienmärkten lösten die unerwartet
schwachen Daten Zinsfantasie und damit Kursgewinne aus. Händler erklärten, der Druck auf die EZB, die Zinsen zu senken, werde nun wieder zunehmen.
Der Ifo-Geschäftsklima-Index für Westdeutschland sei auf 90,9 (Vormonat 92,5) Punkten gefallen, teilte das Wirtschaftsforschungsinstitut in München mit. Analysten hatten nur einen Rückgang auf 91,7 Punkte prognostiziert.
Der Index der Geschäftsbeurteilungen in Westdeutschland sank den Angaben zufolge auf 86,9 von revidiert 88,4
(88,5) Zählern im April. Der Index der Geschäftserwartungen für die alten Bundesländer fiel auf 95,0 von 96,6 Zählern
im Vormonat. Für Ostdeutschland verbesserte sich der Geschäftsklima-Index dagegen auf 104,7 von 102,8 Punkten
im April.
Die Frage, ob Deutschland vor einer Rezession stehe, wollte der Ifo-Volkswirt Nerb aber vor der Präsentation
neuer Ifo-Prognosen am kommenden Dienstag nicht beantworten. Nach Nerbs Einschätzung ist vor allem der erneute Rückgang des Erwartungsindexes enttäuschend. "Das ist kein gutes Signal für eine nahende Erholung", fügte er
hinzu.
Analysten äußerten sich in ersten Reaktion erschreckt und enttäuscht über den deutlichen Rückgang. Rainer
Guntermann von Dresdner Kleinwort Wasserstein sagte: "Es zeigt, dass das BIP im zweiten Quartal niedriger liegen
könnte als erwartet, und dass Deutschland am Rand einer Rezession steht. Der Rückgang in den Erwartungen
signalisiert, dass keine Trendwende in Sicht ist und dass sich die Abkühlung bis zum Ende des Jahres fortsetzen
wird." Uwe Angenendt, Chefvolkswirt der BHF sagte, der Index deute darauf hin, dass beim Ifo-Index auch in der nächsten Zeit keine Besserung zu erwarten sei. Zugleich bestätigt der Index die Einschätzung, dass das
Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal dieses Jahres auf Null oder darunter fallen könnte.
Am deutschen Aktienmarkt zogen die Kurse an. Händler führten die Aufwärtsbewegung auf Zinssenkungsfantasien
zurück, die nach den Wirtschaftsdaten aufgekommen seien. So langsam müsse die EZB aufpassen, dass die
Konjunktur "hier nicht so ganz absäuft", sagte ein Händler. Der Euro gab dagegen kurz nach den Daten rund einen
viertel US-Cent nach und fiel auf Kurse knapp über 85 US-Cent.

Gruß
XI

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