Über den Euro

Geschrieben von Peter Pan am 21. Juni 2001 11:01:14:

Als Antwort auf: Re: Der Euro kommt nicht geschrieben von Mick am 20. Juni 2001 09:53:22:

Ich glaube, in der Eurodebatte werden viele Dinge durcheinandergeworfen, die die eigentlichen Probleme verschleiern.

Erst mal ganz prinzipiell: Der Euro ist ein Geld wie die DM auch, das heißt es funktioniert genauso (was die Ausgabe und Wirkungsweise angeht) und unterliegt also den gleichen Problemen (Stichwort Freigeld, Info unter www.geldreform.de und www.systemfehler.de).

Stichwort unterschiedliche Leistungsfähigkeit:
Auch die DM, genauso wie der Dollar, ist auf einen relativ großen Währungsraum verteilt, der sich in der Leistungsfähigkeit stark unterscheidet. So sind beispielsweise die Löhne in Nordfriesland relativ niedrig, in Hamburg relativ hoch (umgekehrt die Preise, besonders Grundstücke). Um die Unterschiede nicht zu stark werden zu lassen gab und gibt es Strukurfonds etc. Übrigens fordert keiner der Eurokritiker die DM abzuschaffen und regionale Währungen einzuführen, um die o.g. Effekte zu neutralisieren, z.B. einer Ostmark.
Ein echtes Problem sind die unterschiedlichen Gesetze zwischen den verschiedenen EU Staaten. Da müßten eigentlich zwingend zentrale "Leitlinien" kommen, wobei wir schnell bei der Finalitätsdebatte sind, die ich hier nicht weiter fortführen will. Kurz: Wer einen einheitlichen Währungsraum will, braucht eine einheitliche Rahmengesetzgebung (Deshalb meinte übrigens Kohl auch, das der Euro die EU unumkehrbar macht - die Währung zwingt die Staaten auf Teufel komm raus zusammen). Ich habe damit prinzipiell kein Problem - allerdings ist die mangelnde Demokratisierung der EU DAS eigentliche Problem.

Die DDR-Pleite von 1990 im Hinblick auf die Währungsreform ist ein vollkommen anderes Problem gewesen. Der Umrechnungskurs Mark -DM war vollkommen unrealistisch (Das sehen übrigens die Ossis genauso, nur umgekehrt;-). Das Alugeld war gar nicht durch Wirtschaftsleistung abgedeckt und somit wurden die Produkte, die in DDR Betrieben gefertigt wurden, über Nacht aus dem Markt katapultiert. Von der eigentlichen Marktfähigkeit mal ganz abgesehen. Ich kenne viele Wirtschaftsprüfer, etc., die nach der Wende marode Betriebe sanieren sollten und erstmal die Hände über dem Kopf zusammenschlugen angesichts der Zustände sowohl des Materials als auch der Arbeitsmoral.
Wobei wir bei der Angleichung der Löhne sind. Zum einen Frage ich mich immer welche "Westlöhne" eigentlich gemeint sind - im Westen differieren die Löhne auch sehr stark (Schleswig-Holstein versus Baden-Württemberg besipielsweise). Außerdem können die Löhne sinnvollerweise nur steigen, wenn auch die Produktivität steigt - die liegt aber deutlich unter den Lohnsteigerungen. (Was anderes ist das im Bereich der öffentlichen Bezüge, die nicht an Leistung gebunden sind - Hier sehe ich wohl Probleme, speziell in Berlin)

Inflation rührt im übrigem immer von der nicht durch Wirtschaftleistung gedeckten Geldausgabe her. Das kommt allerdings im Zuge der Euroeinführung besonders zum Tragen, da massiv "stillgelegtes" Geld wieder auf dem Markt kommt.
(Hier gibt es übrigens starke Meinungsunterschiede in der VWL. Das geht so weit, das die Hortung von Bargeld an sich angezweifelt wird - was aber nachweisbar ein Faktum ist)

Ich habe bestimmt etwas vergessen, das schreibe ich, wenns mir einfällt;-)


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