Bekh: Bayerische Hellseher (Abschnitt: Der Bauer aus dem Waldviertel)
Geschrieben von Fred Feuerstein am 03. November 2002 14:44:29:
Als Antwort auf: franz. Bauer (moi) bricht sein Schweigen: Bauer aus dem Waldviertel geschrieben von Fred Feuerstein am 02. November 2002 21:05:19:
Zur Ergänzung möchte ich die frühen Veröffentlichungen durch Wolfgang Johannes Bekh hier reinstellen, da wie gesagt, im Werdenbergschen Buch "Vision2004" ein paar Sachen nicht korrekt wiedergegeben wurden:
(entnommen: Wolfgang Johannes Bekh, Bayerische Hellseher, Knaur 1980, nicht mehr lieferbar, wen es interessiert: es gibt ein neueres Buch von ihm: Bekh , Wolfgang Johannes, Bayerische Hellseher - Prophezeihungen aus vier Jahrtausenden Ludwig München 1999 11.Aufl. 168 S)
Der Bauer aus dem Waldviertel
Eines Tages erhielt ich den Brief eines mir bis dahin Unbekannten, der sich für das Buch »Bayerische Hellseher« bedankte; er habe darin, schrieb er mir, weitgehend seine eigenen Erfahrungen bestätigt gefunden. Er sei selbst mit dem Zweiten Gesicht begabt. Zum Beweis fügte er seinem Schreiben eine Reihe Briefduplikate bei und bereitete mich auf seinen Besuch vor. Die Briefe seien mitgeteilt, allerdings ohne Nennung des Schreibers, da er mir nur unter der Voraussetzung, daß sein Name ungenannt bleibe, die Erlaubnis zur Veröffentlichung gab. Ich nenne ihn statt dessen mit der Bezeichnung seiner Tätigkeit und Herkunft: Der Bauer aus dem Waldviertel. Beachtlich ist in diesem Zusammenhang, daß die Heimat dieses Mannes ebenso nah an der böhmischen Grenze liegt wie die Heimat Stormbergers, nämlich 30 Kilometer entfernt, und daß er sich, der Gemeinsamkeiten dieser Landschaften Oberpfälzer Wald, Bayerischer Wald, Böhmerwald, Mühlviertel und Waldviertel bewußt, gern auf der bayerischen Seite des böhmischbayerischen Waldes, in Zwiesel und Rabenstein, aufhält. Seine Sprache ist einfach und gelegentlich fehlerhaft.
16. 3. 1976
»Herrn Prof. DDr. Andreas Resch
Sehr geehrter Herr Professor!
Vor kurzem las ich das Buch »Prophezeiungen bis zur Schwelle des 3. Jahrtausends«. Es handelt sich da um eine bemerkenswerte Sammlung prophetischer Weissagungen. Die Deutungen sind aber nur zum geringsten Teil richtig. Außerdem fehlen viele Aussagen, die eine solche Deutung zuließen.
Ich kenne diese Ereignisse vorwiegend aus der Sicht, wie ich sie selbst erleben werde bis in die Zeit nach der Vernichtungsschlacht. Das teilte ich bereits 1967 Herrn Prof. Hoffmann, Wien, mit. Diese Wahrnehmungen hatte ich hauptsächlich im Alter von 21 Jahren, ab 1959. Bis sich so manches nebenbei Gesehene ereignete
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und mich überzeugte, kam mir das aber unglaubwürdig vor, obwohl ich gleich erkannte, daß das keine Träume waren. Das Wichtigste:
Die Überschwemmungen im Mittelmeergebiet werden durch A-Waffenzündungen in großer Höhe über der Adria, von Norden beginnend, hervorgerufen. Die Erschütterungen sind bei uns deutlich spürbar. New York wird unerwartet bereits zu dieser Kriegszeit durch kleine Sprengsätze, die sehr nieder explodieren, zerstört. So entsteht der Eindruck, als würden die Häuser von einem »heftigen Sturm« weggeblasen. Im Explosionsherd sah ich
nichts »Feuerartiges«. Es dürfte um die Mittagszeit (Ortszeit) sein.
Ich sah alle Einzelheiten klar und außergewöhnlich deutlich. Bei uns (Österreich) gibt es zu der Zeit noch keinen Krieg. Wie die Meldung von der Zerstörung erstmals im Rundfunk durchgegeben wurde, wollte ich gerade eine Kleinigkeit essen gehen. Überall wurde darüber heftig und aufgeregt diskutiert. Bei uns ist etwa frühsommerliches Wetter.
»Die Sterne fallen wie die Blätter«, das bezieht sich auf ein Ereignis, dessen Ursache ich nicht genau kenne, das sich aber nach eigenem Erlebnis so beschreiben läßt: Ich stand bei schönem Wetter in unserem Ort mit mehreren Leuten, die ich zum Teil erkannte. Wir schauten etwas erwartend gegen den Himmel. Da schien sich die Sonne zu verdunkeln. Alle glaubten, sie sähen die Sterne.
Dabei handelte es sich in Wirklichkeit um eine Art Glut wie Millionen weißglühende herabfallende Leuchtkugeln die, sich über gelblich, dann rötlich färbend, im Osten beginnend, zu Boden fiel. Wo sie auftraf, verbrannte fast alles Brennbare. In der Reihenfolge: Das Getreide, der Wald, Gras und viele Häuser. Wir löschten, was wir konnten. Nachher schaute ich mich um: ich sah, soweit ich blicken konnte, nur Rauch aufsteigen. Zu dieser Zeit gab es bei uns noch kein Kriegsgeschehen.
Bereits vor der Endschlacht wird es bei uns wegen der stets wechselnden Front kaum ein Haus geben. Diese findet am Beginn hauptsächlich zwischen den kommunistischen Verbänden und China, vorwiegend mit sehr beweglichen Panzern, in und um die CSSR statt. Es sah so aus:
Ich war mit einigen Leuten in einem mit Holz erbauten Erdbunker. (Es handelt sich sicherlich um denjenigen, den wir in größter Eile bereits vor Kriegsbeginn errichteten.) Es tobte eine riesige
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Panzerschlacht vom Raum WienKrems in Richtung SchremsGmünd. Ich hörte mich sagen: »Jetzt geht das schon zum drittenmal so, was soll da noch übrigbleiben.« Nachher gab es fürchterliche Kämpfe in der CSSR. Ich erkannte auch die mageren, haßerfüllten Gesichter der Angreifer.
Einige Zeit (die ich nicht genau bestimmen kann) später: Es dürfte Abend sein. Wir vernahmen im Bunker heftige Erdstöße und Explosionen aus WNW. Ich schaute vom Eingang in diese Richtung. Da war die Hölle los. Ich sah am Horizont in der Ferne im Rauch und Feuerschein der ununterbrochen erfolgenden Explosionen weißgelbe Lichtblitze. Ich sagte mir: Mein Gott, da möchte ich nicht sein. (Es dürfte sich da um den Einsatz taktischer AWaffen handeln.)
Da erfolgte eine gewaltige, kurze weißgelbe Explosion, deren Feuerpilz von W bis über WNW reichte. Gleich darauf schoß eine alles überragende, eruptionsähnliche, qualmende, schwarzrote Feuersäule empor. Hoch oben, sicherlich über der Atmosphäre, gab es noch gewaltige Feuerwirbel. Sie reichten von WNW bis fast N. Die Erde bebte. Ich wurde in den Eingang geschleudert und konnte wegen der Erschütterungen kaum Halt finden. Vielleicht wurde ich bewußtlos. "Nachher verbrachten wir eine lange Zeit im Erdbunker. Es war fast nichts wahrzunehmen. Wir besprachen, wie dringend wir draußen benötigt würden. Wir blieben aber drinnen, obwohl die Tür nicht verschlossen war.
Bei übersinnlichen Wahrnehmungen wußte ich noch niemals, was ich bzw. die anderen in jener Zeit denken werden, was vorher war, und aus welchen Motiven gehandelt wird. Ich sehe und höre, und weiß, was ich will oder was andere machen wollen. Dabei dachte ich immer so, wie ich zur Zeit der Wahrnehmung dachte. Warum mache ich dies oder das es ist doch ein Unsinn. Das brachte mich anfangs öfter in einen leichten Zwiespalt über künftige Handlungen, dessen Motive ich ja noch gar nicht kannte.
Später ging ich mühevoll in Richtung SSW. Die Orientierung fiel mir schwer; es gab kein Haus, keinen Baum, weder einen Strauch oder Halm. Alles war mit Trümmern und Felsbrocken übersät. Nicht einmal Ruinen fand ich, wo früher Häuser waren. Irgendwo sah ich einen schwächlichen alten Mann sitzen. Nachher so etwas wie einen Raumgleiter oder eine Lenkrakete; sie war von einem modernen Flugobjekt wahrscheinlich deutscher Nationalität abgeschossen worden.
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Das Nächste: wir kamen in ein wahrscheinlich südlicheres Gebiet es gab schon wieder Sträucher, aber kaum Gras. Wir bauten uns davon Hütten, aber nicht mit hängendem Geflecht wie die der Eingeborenen tropischer Gebiete und die der Buschmänner (wasserabweisend), sondern mit querliegendem Geflecht. (Sicher gibt es zu der Zeit keinen Regen.) Uns waren dabei mehrere Personen. Anschließend machte ich Jagd auf Eßbares. Es waren vorwiegend Eidechsen oder ähnliche Tiere.
Ich kann mich nicht erinnern, daß wir an ein größeres Gewässer gekommen wären oder daß wir einmal sehr gefroren hätten. Die erste riesige Explosion ist sicherlich von einer oberirdischen Massenzündung atomarer Sprengsätze, die zweite nicht. Es könnte eine geologische sein oder vielleicht eine Massenzündung von AWaffen in Böhmens Kohlebergwerken. Etwa nach der Parole der totalen Vernichtung.
Ich möchte einmal sehr gerne mit Menschen sprechen, die ebenfalls solche Wahrnehmungen hatten. Vielleicht könnten Sie, verehrter Herr Professor, welche ausfindig machen? Bitte, bringen Sie meinen Namen nicht unverändert in der Öffentlichkeit mit dem Wissen um diese Ereignisse in Zusammenhang.
Herrn Prof. DDr, Andreas Resch
3. 5. 1976
Sehr geehrter Herr Professor! Was ich Ihnen im letzten Schreiben mitteilte, war nur ein sehr kleiner Teil meines derartigen Wissens. Ich weiß keinesfalls alles. Worüber ich zum Beispiel bisher kaum Klarheit finden konnte, das ist die Frage, wie weit manche Ereignisse von hier entfernt sind. Worum es bei dem Krieg in Südeuropa geht. Wer daran beteiligt ist. Es ist ein Gewirr. Er beginnt in der Nähe der Adria und endet in der Türkei. Dabei werden die ersten größeren AWaffen eingesetzt. Auf den Feldern bei uns sah ich zu der Zeit kaum Vegetation. Die Menschen im übrigen Europa sagen sich da noch erleichtert: Na, Gott sei Dank nicht bei uns!
Seit jeher wohne ich unmittelbar am Rande des ehemaligen Truppenübungsplatzes D... Während der Besatzungszeit waren dort Zigtausende Russen aller Volksgruppen stationiert. Ich wuchs in deren Gegenwart auf und kenne deswegen ihr Aussehen, ihr Verh
halten, ihre Mentalität.« Noch benommen vom Geschauten gibt uns der Brief Schreiber diese bedrückende Schilderung:
»Ende der fünfziger Jahre hatte ich eine Einzelvision. Ich sah die Russen wieder hier einziehen; sie nisteten sich am Übungsplatz ein und verschanzten sich nachher auf den östlich und südlich vorgelagerten Hügelketten. Sie erschienen mir dabei außergewöhnlich hektisch und gereizt. Mir fielen bei ihnen keine sonderlich neuen Waffen auf. An größere Kampfhandlungen konnte ich mich bei uns nicht erinnern.
Mir fielen damals gleich die großsprecherischen Reden beim Abschluß des Staatsvertrages ein. Dieser bedeutete ja für uns erst das Leben. Ich sagte mir damals: Was machen die Russen wieder da, was haben sie hier verloren ? Wir haben doch den Staatsvertrag! Wo bleiben die Amerikaner? Niemand schert sich, niemand kümmert sich darum. Ich denke dabei immer so, wie ich zur Zeit der Wahrnehmung denken würde und nicht so, wie beim Eintreten des Erlebten.
Einmal nahm ich wahr, daß wir den Erdbunker bauten. Manche Gespräche, die wir dabei geführt haben, merkte ich mir lange Zeit genau. Ich sagte mir dazu wörtlich: So ein Unsinn, es ist doch Frieden, wie kann man da so einen Bunker bauen? Später einmal standen wir bei Tage unruhig am Bunkereingang und schauten aufgeregt in die Richtung, in der ich die Russen in Stellung gehen sah. Es war die Richtung LangenloisKrems. Es war von dort starker Kampflärm zu hören. Der Vormarsch schien da etwas ins Stocken geraten zu sein. Bei uns war noch nichts zerstört. Es folgten dann wiederholt länger dauernde Beschießungen mit konventionellen Waffen, bei denen viele, auch mir nahestehende Personen den Tod fanden.
Einige hatte ich leider vergeblich vor bestimmten Gefahren gewarnt. Der Ahnung und den Reden entnehmend, gibt es im Kremser Raum viele Tote.
An den kometenhaften Aufstieg Chinas glaubte nicht nur ich nicht so recht. Deswegen zweifelte ich lange Zeit an der Identität der Menschen mit den vielen kleinen flinken Panzern, die den heutigen so überlegen sind wie ein Maschinengewehr einem Vorderlader. Daraufhin schaute ich mir alle Menschen asiatischer Herkunft sehr genau an.
Von diesen Panzern, von diesem mondfähreähnlichen Fluggerät, das ganz frei im Raum stehen kann, sowie von der Art, wie es
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Lenkwaffen zerstörte, erzählte ich bereits im Jahre 1967 Herrn Prof. Hoffmann.
Dieses mondfähreartige Gefährt war mit einer blitzeschleudernden Maschine ausgerüstet. Es ist das die einzige wirklich überlegene Waffe des Westens. Sie bewahrt Deutschland vor der totalen Niederlage. Mit ihr können auch Lenkwaffen der zweiten Generation impulsweise erfolgender Antrieb, Steuergerät versehen mit Zufallsgenerator; so entsteht ein völlig unlogischer Flug, wie er sonst nur Mücken eigen ist sicher bekämpft werden. Ich wußte zwar nichts Genaues von einem Bürgerkrieg in Italien und Frankreich, dafür aber von einer erdrückenden Bedrohung aus diesen Ländern gegenüber dem deutschen Sprachraum. Auch Amerika ist auf die Dauer nicht zuverlässig. Erscheinungen, die ich nicht selbst erleben werde, sah ich bisher eher verschwommen. Bei der Zerstörung New Yorks sah ich hingegen Einzelheiten, die man mit dem Auge niemals wahrnehmen könnte. Es war auch die Lauffolge um ein Vielfaches langsamer. Ich sah diese Stadt in allen Einzelheiten. Da fiel ein dunkler Gegenstand auf einer sich stets krümmenden Bahn von oben herab. Gebannt starrte ich diesen Körper an, bis er barst. Zuerst waren es Fetzen, dann lösten sich auch diese auf. In diesem Moment begriff ich noch immer nicht, was geschehen war. Der erste Sprengkörper explodierte einige Häuser weit hinter einem größeren, mit der Breitseite am Meer stehenden Haus, die anderen, vom Meer aus gesehen, etwas südlicher dahinter.
Die Häuser fielen nicht um oder in sich zusammen, sondern sie wurden meist als ganze, sich nur wenig neigend, vom Explosionsherd weggeschoben. Sie zerrieben sich dabei förmlich von unten her. Von vorne hatte es den Anschein, als würden sie näherkommend im Erdboden versinken.
Als ich wie üblich vom Hof aus gerade eine Kleinigkeit essen gehen wollte, kam erstmals diese Meldung im Radio. Das könnte, wie ich es für möglich hielt, zur Mittagszeit sein (Ortszeit). Wenn man aber bedenkt, daß es im Frühsommer sehr zeitig hell wird, könnte das auch in den Morgenstunden sein. Bei uns konnte ich da noch keinerlei Kriegseinwirkungen erkennen. Folglich, muß dieses Ereignis viel früher eintreten als bisher angenommen wurde. Den Reden nach zu schließen, müßte es ein Bravourstück eher psychopathischer Gegner sein.Bei dem im vorigem Schreiben erwähnten Kampf in der CSSR
werden erstmals in sichtbarer Weite von unserem Ort in nord nordöstlicher Richtung massiert stärkste Nuklearwaffen einge setzt. Es dürfte in der nördlichen CSSR sein. Es ist zur späterei Abendzeit. Bis zum dunkelroten Feuerpilz gibt es viel Rauch. Erstmals bekommen viele Menschen wirklich Angst, der Erdball könnte das einfach nicht aushalten. Sie sollen doch endlich aufhören, es gibt ja ohnehin nichts mehr auf der Welt. Der radioaktiv Niederschlag dürfte in unserer Gegend nicht so stark sein wie beim letzten Einsatz. Dieser Kampf wird hauptsächlich zwischen China und Rußland ausgetragen.
Die AWaffeneinsätze über den Meeren gelten den Flottenverbänden.
Die Richtlinien des Zivilschutzes sind geradezu lächerlich.
Der Mann, den die Deutschen am Ende des Krieges zu ihrem Kaiser machen, hat als Schulbub noch Hitlers Reden gehört. In SSSORichtung, in bewaldeter, leicht bergiger Gegend bi oder in einem eher verfallenen Haus, sah ich im Zusammenhang mit anderen miesen kleinen Greueln folgende Szene:
Ein Mann, etwas dunkler Haarfarbe, mittleren Alters, war mittels eines Strickes, mit dem Rücken in Richtung Westen, an eine Säule oder ähnliches gefesselt. Zwei etwas jüngere Männer gingen vor ihm umher und sprachen mir nicht Verständliches. Es herrschte eine gespannte, unfreundliche Atmosphäre. Mir schien es, als wollten sie ihn erpressen. Der Mann rührte sich aber nicht. Sie quälten ihn auch mit einem Messer oder ähnlichem. Der Mann blieb stumm. Da ging der Mann mit dem etwas längeren blonde Haar auf ihn zu, erschoß ihn, drehte sich um und ging. Es waren nur Menschen europäischen Typs zu sehen. Leider konnte ich das noch mit nichts in Zusammenhang bringen. Gibt es genaue Berichte über den Mord, der dem Krieg vorausgehen soll?
6. 9. 19;
Sehr geehrter Herr Backmund.!
Obwohl mich meine Gesichte oft völlig durcheinanderbrachte sprach ich bis vor kurzem außer mit meinem Hausarzt mit niemandem darüber. Bisher fand ich diese Gesichte nicht so brennend, weil ich eine Reihe Erlebnisse kenne, die vorher eintrete Ich bin nicht, wie es sicherlich auch oft von anderen Sehern fälschlich behauptet wird, religiös belastet, eher ein Realist. Nur kenne ich eben etwas, das den meisten Menschen unerklärlich erscheint.
Bis Sommer oder Herbst 1975 wußte ich nichts von einer derartigen Literatur. Da las ich ganz zufällig in der Buchecke einer österreichischen Tageszeitung einige Abschnitte aus Friedls Buch Prophezeiungen aus dem bayerischböhmischen Raum. Da erkannte ich sofort, daß es sich um das gleiche handelt, wie ich es sah. Aus meiner realistischen Einstellung, und zum Teil weil ich von Schwindeleien hörte, schenkte ich bis dahin allem Prophetischen keinen Glauben. Vor noch nicht zwei Jahren sagte ich, wie einmal zufällig von diesem Thema die Rede war, im scherzhaften Ton, aber völlig ernst gemeint: Ich brauche keine Propheten, ich weiß selbst, was mir noch zusteht.
Jetzt las ich auch das Buch Bayerische Hellsehern Was ich bei all diesen Büchern vermisse, ist eine genaue Beschreibung, wie sich solche Gesichte zeigen. Ohne das verlieren solche Bücher sehr an Wert.
Die einzelnen Gesichte zeigen sich bei mir in keiner Reihenfolge und überschneiden sich zeitmäßig hundertfach. Sie betreffen meistens nur ein Thema, selten das ganze Leben einer Person. Ich sehe das ähnlich, wie wenn ich in schneller Reihenfolge mehrere Filme sehen würde, dabei das, was ich nicht selbst erlebe, mehr oder weniger undeutlich, inzwischen meistens Radiomeldungen, Fernsehmeldungen, Leute, die das Ereignis erzählen, oder wie ich selbst mit jemandem darüber rede. Eine Zeit mit wenig Ereignissen erscheint kürzer, eine mit vielen dagegen länger. Vom Zeitpunkt kann ich mir nur über die dabei anwesenden Personen, wie sie zu der Zeit aussehen, und zum Teil über Häuser, die oft erst gebaut werden müssen, verwendete Fahrzeuge, oder wenn jemand sagt:
das kam erst zehn Jahre nach dem oder dem, das hat so lange gedauert, eine Vorstellung machen. So könnten leicht falsche Angaben über den Kriegsausbruch entstanden sein. Die Bezugspunkte sind selten richtig erfaßbar. Gesichte mit weniger Inhalt kann ich besser und richtiger behalten, als wenn sich mehr auf einmal zeigt.
Vor allem sind kleinere Verwechslungen in der Reihenfolge möglich. Auf das, was ich sehe, konnte ich noch niemals Einfluß nehmen. Manchmal kann ich mir aus dem Geschauten kaum einen Reim machen, aus manchem erst zu einer späteren Zeit. Nur sollte niemand so vermessen sein, Gesichte, die nicht klar er
kannt werden konnten, so oder so zu deuten. Das könnte vielleicht bei Jeane Dixons Vorhersagen über den Konflikt auf unserer Erdhälfte zutreffen. Außer dem Krieg im und um das Mittelmeer und die Eroberung Südrußlands durch China stimmt nichts. Von Amerika sah ich bisher nur die Zerstörung New Yorks..
Über den Kriegsverlauf kann ich viel bessere Auskünfte geben nicht aber, wie China hineingezogen wird. Es könnte eventuell au fremdem Territorium Partei ergriffen VM dem Ausbruch des großen Krieges hält die Linke einen Siegeszug und es gibt Krieg im Osten Afrikas von Nord bis Süd. Als Gottesgericht wird das Platzen der Erdrinde in der westlichen CSSR bezeichnet. Den Waffenbeschreibungen nach könnte mit der Hilfe aus dem Süden oder Osten der Chinese gemeint sein. Deutscher Kaiser wird ein niederösterreichischer Bauer; er ist knapp etwas älter als unser derzeitiger Finanzminister. Über die Erneuerung und den Sieg der Kirche weiß ich auch manches. Es hier zu erklären, ist mir zu umfangreich und umständlich. Bitte, senden Sie an Prof. Bender in Freiburg von allem eine Kopie:
Sehr geehrter Herr Dr. Backmund!
Verbindlichen Dank für die prompte Antwort und für das Buch Ich habe es bereits gelesen; hatte aber eine so aufschlußreiche parteiische Einstellung seitens kirchlicher Stellen nicht erwartet. Meistens müssen meine Briefpartner auf die Antwort etwas länger warten, weil ich meinen Beruf ausübe. Aus welchem Grund wurde in Ihrem Buch die Vorschau auf kommenden Krieg weggelassen? Das interessiert mich sehr! Was sie unter völlig unkritisch zu Friedls Buch meinen, kann ich leider nicht verstehen. Es sind jedenfalls verblüffend korrekte Aussagen. Auch alle mir bekannten Irlmaiers. Außer den vorkommenden Zeitbegriffen gibt es nichts, was meinen Erfahrungen widerspricht. Ich kenne keine der angeführten Vereinigungen, würde mich jedoch freuen, wenn ich Anschluß bekäme.
Ob unter dem großen Monarchen bzw. dem starken Helden, der aus dem Osten kommt usw., der kommende deutsche Kaiser oder chinesische Führer gemeint ist, konnte ich noch nicht eindeutig herausfinden, weil ich diese Vorhersagen meist nur oberflächlich kenne.
Diese Zeit kenne ich, wie schon erwähnt, meist aus der Sicht, wie ich sie selbst, mit dem eigenen Körper, erleben werde. Ich weiß deshalb genau, wie dieser Kampf endet, wie es nach dieser Katastrophe in Deutschland aussieht. Ich kämpfe da selbst auf Seite der Deutschen gegen die räuberischen Truppenreste und weiß, was mir alles zustößt. Die hartnäckigsten und verschlagensten sind die .Ostdeutschen. Eine schwerwiegende Verletzung bekomme ich erst nachher.
Die Chinesen versuchen, die zurückweichenden Russen mit ihren Helfern in der CSSR in die Zange zu nehmen, die Russen wollen das verhindern. Der Westen ist zu der Zeit so desolat, daß er nicht einmal den schon fliehenden Russen Widerstand entgegensetzen kann. Das muß er mit dem Krieg in eigenen Landen teuer bezahlen. Es werden dann gehäuft AWaffen eingesetzt, ganze Berge weggesprengt, um die anderen zu erschlagen. Da kommt es in der westlichen CSSR zum Platzen der Erdrinde. Der erste Auswurf wird bis zu hundert Kilometer oder weiter geschleudert.
Dabei kommt es zu dem von Irlmaier vorausgesagten Phänomen mit dem Gekreuzigten. In Ihrem Buch Seite 46; im Buch Bayerische Hellseher S. 150/151 [KnaurTaschenbuch S. 125]). Es ist der erste in der Stichflamme emporgeschleuderte, sich bewegende Auswurf. Dieses Bild ist unverkennbar ähnlich! Die dabei ausgestoßenen Gase bewirken die Finsternis und die Atemkrämpfe der ungeschützten Lebewesen. Die Folgen sind verständlich, es wird tatsächlich wärmer.
Wir benützen nie viel Kleidung. Es friert uns nicht dabei. Gekühlte Lebensmittel verderben wegen der Unterbrechung der Kühlung, Dosengläser halten nicht durch. Der erwähnte Krieg am Mittelmeer fand noch nicht statt. Er erfolgt im Gebiet Albanien Türkei. Die Verlierer sind die östlichen Verbände.
Der Auswurf nimmt später das Bild eines alleinstehenden großen Birkenbaumes an. Das Verharren vor dem Wiederherunterfallen gleicht den Laubbüscheln. Auch ich sehe dieses Schauspiel, neben mir stehende Personen höre ich sagen: Wie ein Birkenbaum. Beim Platzen der Erdrinde kommt es zu einem Weltbeben bei dem fast alles zerfällt, was zerfallen kann. Alle nachher noch lebenden Menschen stehen vor dem Nichts. Da kommen sie zur Besinnung. Wer es bis dahin nicht gelernt hat, sich in einer solchen Lage mit eigenen Händen zu helfen, ist verloren.
Es ist leicht erklärbar, daß in einer solchen Situation eine Füh
rungsperson auserkoren wird, deren Titel allerdings nicht einmal eine untergeordnete Rolle spielt und mit den Mätzchen des bekannten Monarchismus nichts gemein hat. Bei der besagten Krönung bin ich selbst dabei. Deshalb weiß ich auch, wer Deutsch Kaiser wird. Werde aber nie einen genaueren Kommentar gebt Drei Männer sitzen mit dem Rücken nach Süden an einer Wand in der Mitte der, der Deutscher Kaiser wird, einer wird österreichischer, der andere, soviel ich mich erinnern kann, ungarischer. G dem soviel beigemessen wird, wundert mich.«
Ob bei diesem Gesicht nicht doch die lückenhafte Geschichtskenntnis des Sehers eine Rolle spielt, weil er nicht von König' sondern von dem erst im 19. Jahrhundert eingeführten deutsch und österreichischen Kaisertum spricht? Daß er nichts von Bayern sah, sondern nur von einem Deutschland, dem Österreich nie angehört, machte mich skeptisch. Ein ungarischer Kaiser vollends ist Nonsens. Wahrscheinlicher ist, daß er drei Fürsten (oder Könige) sah, die über Bayern, Österreich und Ungarn herrsche) »Die Prophetien haben sich erfüllt, die Kirchen und Sekten erkennen, daß sie eigentlich vom Gleichen, aber jede in ihrer eigenen Sprache gesprochen haben. Die Vereinigung erfolgt von selbst. Die erneuerte Kirche sie kommt wieder dem Ursprung näher. Den Menschen fällt es nimmer schwer, zu glauben.
Johansson kannte damals schon die ganze Schuld der sowjetischen Führung, auch die der kommenden. Er rechnete in seiner Einfältigkeit die ganze Schuld der damaligen Führung an. In alten Prophezeiungen war man bei den Ausdrücken nicht einmal so wählerisch. Man sagte etwa: Den verfluchten Menschen wird gezeigt
daß es einen Gott gibt.
Professor Bender kenne ich nicht. Seine Stellungnahme im Buch Bayerische Hellseher widerspricht meinen diesbezüglichen Erfahrungen in den meisten Punkten. Darum wollte ich, daß er erfährt.
Das teilte ich auch schon Professor Resch, den ich ebenfalls persönlich kenne, im letzten Schreiben mit. Leider habe ich keine Kopiermaschine, sonst hätte ich auch davon eine Kopie beigelegt. Frau Seeler aus Berlin, mit der ich wegen der Parallelen zu meinen
Wahrnehmungen bezüglich der Parteiergreifung Chinas Kontakt aufnahm, bat mich darum.
Ich werde wahrscheinlich noch heuer oder Anfang nächsten Jahres nach Deutschland kommen. Es wäre schön, wenn wir uns da zu
einem Gespräch treffen könnten. Aussagen Irlmaiers über den künftigen Krieg würden mich am meisten interessieren.«
Absichtlich habe ich mich jedes Kommentars zu diesen Briefen enthalten, obwohl ich gern bekannt hätte, daß mich die Schau der Erschießung der gefangengehaltenen Geisel ungemein beeindruckt hat. Einzig zu der widersprüchlichen Kaiserdarstellung äußerte ich mich. Am 24. Juli 1977 nachmittags besuchte mich der »Bauer aus dem Waldviertel«. Er unterhielt sich mit mir bis in die Dunkelheit, übernachtete und fuhr erst am 25. Juli heim. Nun, ich hatte mir in ihm einen bejahrten Mann vorgestellt. Zu meiner Überraschung war der Seher erst 38Jahre alt. Alles andere als ein Phantast war er, ein Landwirt wie gesagt, erfahren im Umgang mit Maschinen, ausgebildet in der bäuerlichen Buchführung, und mit Interesse sah er, wie hoch im Erdinger Holzland der Mais stand. (Die »Helmsauer Marie« hätte ihm was erzählt.) Ein Realist also. Und realistisch war seine Schilderung, daß er gelegentlich, nicht häufig und am ehesten, wenn er völlig entspannt sei, im Stuhle sitzend oder auch nach dem Aufwachen im Bett, in hellwachem Zustand, bei geöffneten Augen, so etwas wie einen Film ablaufen sehe. In den Winkeln der Augen bleibe der Hintergrund des Zimmers erkennbar, vor dem, in der Mitte des Auges, das Geschehen abrolle. Er habe sich lange Zeit nicht sonderlich viel daraus gemacht, habe gemeint: »das ist halt so«, und mit niemandem darüber gesprochen. Erst als er davon hörte, daß es Menschen mit dem Zweiten Gesicht gebe, habe er seinen Erscheinungen eine gewisse Bedeutung beigemessen. Was er sah, hielt er genau im Gedächtnis fest. So war er imstande, als er zum ersten Mal mit Büchern über diese Materie bekannt wurde, zu sagen: »Das oder das habe ich genauso gesehen, das oder das stimmt nicht.« Am erstaunlichsten fapnd er in dem Buch über bayerische Hellseher die Aussagen des (Liedes der Linde;Vom Anfang bis zum Schluß sehe er das kommende Geschehen genauso.
Eine einleuchtende Erklärung gab er mir, als er über die Voraussetzung zur Präkognition sprach, nämlich das entspannte, gleichsam vegetative Leben, von dem Phänomen "deja vue" , wie es der Franzose nennt. Je »offener und Empfänger« (nach Rilke) ein Mensch lebt, um so leichter wird er der Gabe des "deja vue" teilhaftig, die nichts anderes ist als eine bescheidene Vorstufe der Gabe des Zweiten Gesichts, also nichts Übernatürliches.
Wenn die Realisation eintritt, erinnert man sich plötzlich, einen
kurzen Augenblick lang, und ruft aus: »Das hast du schon einmal genau so erlebt! Ganz genau so!« Dieses Gesicht ist aber nur Erinnerung an eine seinerzeit nicht bewußt gewordene latente Vorausschau. Die Vorausschau hatte man gehabt, sie war aber bewußt nicht registriert worden, sonst hätte man es bemerkt. Vorausschau war unbewußt registriert. Und erst als sich das geschaute Geschehen mit dem realen Geschehen deckte, taucht blitzschnell (um ebensoschnell wieder zu vergehen) das Geschaute
auf: Das hast du schon einmal gesehen, eben das "deja vue". Der Bauer aus dem Waldviertel hatte freilich viel klarer gesehen. Allerdings kein Ereignis zweimal, wie er mir versicherte. Er schilderte mir mit unglaublicher Realistin, daß er den Einsturz der Reichsbrücke lange vorausgesehen habe. Vorausgesehen hat auch die Ermordung Kennedys, noch ehe dieser Präsident war. In den Zeitungen war überall vom Wahlkampf in den USA die Rede. Der eine der beiden Kontrahenten war Kennedy. Der B kannte ihn vom Bild. Auf einmal sah er sich im Hintergrund der dörflichen Gastwirtschaft an der Schenke stehen; am anderen Ende der Gaststube lief der Fernsehapparat. Das Programm war unterbrochen durch die Mitteilung: Präsident Kennedy ist ermordet worden! Und nun tauchte das Bild Kennedys auf, der in. Zeitungen als einer der Wahlkämpfer abkonterfeit war. Am nächsten Tag sagte er zu einem Bekannten, als sie die Zeitung vor liegen hatten: »Der da, der Kennedy, wird Präsident! Und ermordet wird er auch.« Das Vorausgesicht traf ein. Im Gasthaus sah er aus dem Fernsehapparat die Ermordung Kennedys, unter genau den Umständen, die er vorausgesehen hatte.
Nicht minder plastisch beschrieb er mir die Zerstörung New Yorks. Er ergriff den Wachsmodel einer Marzipanform , die auf meinem Ulmer Schrank stand, und demonstrierte, als sei dieser hochformatige Körper ein Wolkenkratzer, wie die Gebäude Manhattans gleichsam von unten her zerrieben und immer kleiner werden, bis sie in sich zusammenfallen, und das Gebiet, auf dem sich die berühmte Skyline erhob, wieder ebene Erde sei. E aber nicht nur den Untergang New Yorks, er sah sich mit an Dorfbewohnern zusammenstehen und das Ereignis kommentieren . Daß dies der Racheakt von Terroristen sei, hörte er sage eher, was die Amerikaner gemacht hätten, sei nicht schön gewesen. Daß man aber deswegen gleich eine ganze Stadt zerstöre gehe entschieden zu weit! So redeten die Leute.
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Ein begrenzter Konflikt auf dem Balkan und die Zerstörung New Yorks, das sei der Anfang der kriegerischen Auseinandersetzungen, ohne nennenswerte Auswirkung noch auf Mitteleuropa. Als zweite Phase falle der kosmische Staub (»wie lauter Sterne«), der alles in Brand setze. Dann folge ein afrikanischer Krieg. Schließlich würden sich China und die UdSSR in Niederösterreich und Böhmen bekämpfen. Dem einfluten sowjetischer Panzerverbände nach Österreich stellten sich chinesische Panzer entgegen. Erst als letzte Phase breche ein sowjetischer Angriff aber über den Westen herein, komme es zu dem berühmten Endkampf, der für den Osten ungut ausgehe, zur Totalzerstörung aus Rache (»Wir schlagen hinter uns die Tür zu, daß die Erde widerhallt«), zur Zündung von ungeheuren Bombenlagern in Böhmen und als Folge davon zu einem Erdriß. (»Die Natur greift ein.«) Ob es die entweichenden Erdgase oder die zuletzt noch eingesetzten Neutronenbomben sind (ein »Vorhang« zwischen Linz, Prag und Stettin, der Nachschub und Fluchtweg abschneidet), die zu der Erscheinung führen, daß die Panzer noch fahren, aber diejenigen, die darinnen sitzen, schon tot sind, wußte der Seher nicht zu sagen. Jedenfalls ist »der Platz, an dem das Ereignis eintritt«, dieser festen Überzeugung ist er, nicht in Bayern, sondern in der Tschechoslowakei. Die Stadt, die im Schlamm versinkt, auch hier war er anderer Meinung als manche Deuter des Liedes von der Linde, sei nicht Marseille, sondern London. Der elektrische Strom falle schon in einem frühen Stadium der Kämpfe aus. Wichtig sei es, einen Bunker unter der Erde zu bauen und ihn mit Filtern gegen Staub und Gas auszurüsten. Man tue sich allerdings mit der Beschattung solcher Filter schwer, weil die Bundesrepublik und Österreich immer noch glaubten, der ewige Friede sei sicher. Auch eine Brunnenwasserleitung im Bunker sei notwendig. Wer in unseren großstädtischen Hochhäusern, die im Glauben an den immerwährenden Frieden gebaut worden seien (fragte ich ihn), könne so, wie er es empfehle, Vorsorgen ? Keiner war die Antwort. Und das sei ja die Tragödie. Als ich den Besuch dieses Mannes im nachhinein überdachte, fiel mir eine Stelle bei Goethe ein, und ich mußte in der Zwischenzeit öfter als einmal daran denken:
»Klüger und einsichtiger wird die Menschheit werden, aber besser, glücklicher und tatkräftiger nicht... Ich sehe die Zeit kommen, wo Gott keine Freude mehr an ihr hat und er abermals alles zusammenschlagen muß zu einer verjüngten Schöpfung.«
Ein Abend von TrostlosigkeitDie Nationen der Welt sind geteilt in zwei Blöcke Gog und Magog
doch die zwei Blöcke sind in Wirklichkeit ein Block
(der gegen das Lamm ist),
und vom Himmel wird Feuer fallen und sie schlingen.
Ernesto CardZwei Jahre später meldete ich mich zu einem Besuch beim Seher aus dem Waldviertel an. Ich erhielt postwendend einen Brief dem er mir schrieb:
»Ihr Besuch würde mich sehr freuen. Die Nächtigung wird sich arrangieren lassen. Heuer bin ich mit der Zeit schon immer in Bedrängnis, sonst hätte ich mich schon einmal gemeldet Weihnachten kam Vaters Krebsleiden zum Ausbruch. Er war nachher die meiste Zeit in Wien zur Strahlenbehandlung. Am 27. Mai verstarb er an einem Kreislaufzusammenbruch (wie ich ausgesagt hatte, bei frühsommerlichem schönen Wetter). zweite Schwierigkeit bescherte uns das Wetter. Wir wurden wegen erst nach Mitte Mai mit dem Getreideanbau fertig Pflegearbeiten verzögerten sich dementsprechend. Es war für etwa der dreifache Zeitaufwand erforderlich. Bei der Ernte wird es voraussichtlich ähnlich sein.«
Dem Schreiben war ein Brief beigefügt, den der Seher »an Person gerichtet hatte, die und deren Leben mir von Gesichte bekannt war. Ich wußte, daß ihr Vorhaben im Sande verlaufen
würde und ließ das durchblicken. Sie reagierte wie zu erwarten nicht gerade erfreut. Ihre Eltern haben eine Landwirtschaft Auszug aus dem Brief vom 10. 6. 1979:
»Heute einmal etwas über das Wetter, bei dem ich das Außergewöhnliche im Groben meistens annähernd vorherweiß. Ich nehme nicht an, Du wirst mir da nicht auch einen negativen Einfluß in die Schuhe schieben wollen. Ich sah vor mehreren Jahren in einem Gesicht (in einem Augen
blick, wie das immer ist) den Witterungsverlauf irgendeines Jahres und wie dieser uns zu schaffen machte. Die meisten Anzeichen sprechen für heuer. Das einzig Markante dabei: Wir haben auf einer bestimmten (nassen) Parzelle am Übungsplatz drei verschiedene Fruchtarten angebaut. Ich sagte mir damals: Unsinn, wir bauen doch immer nur eine Fruchtart auf einem Acker. Heuer trifft das aber wirklich zu.. Wir hatten da Weizen gebaut ein schlechtes Gefühl hatte ich gleich beim Anbau. Wir können am Übungsplatz wegen der Wildsäue nur den nicht so winterharten Granenweizen bauen der großteils auswinterte. Ich wollte Hafer nachbauen, baute dann aber, weil es schon spät war, auf einem Teil Gerste nach.
Nach diesem Gesicht wäre es bei der Getreideernte sehr naß. Das Spätgebaute machte uns da besonders zu schaffen. Eine Redewendung daraus: Zuerst konnten wir nicht rechtzeitig anbauen und jetzt nicht dreschen. Diesem Einfluß trug ich bereits dadurch Rechnung, daß ich weit weniger Stickstoff streute. Auch dem trockenen Wetter bisher beugte ich mit einer äußerst tiefen Einsaat vor. Es wäre zu empfehlen: Streut auf die Kartoffel nicht zu viel Stickstoff, sonst faulen sie! Wenn man von einem Umstand weiß und darauf Bedacht nimmt, ist es meistens halb so schlimm.«
Am 23. August 1979 um fünf Uhr nachmittags traf ich im Heimatdorf des Waldviertler Sehers ein. Die Landschaft war schon seit längerem karg gewesen und immer karger geworden, je näher ich meinem Ziel kam. Zuletzt noch durchquerte ich einen riesigen Truppenübungsplatz, der meinen Eindruck ins Trostlose steigerte. Auf Schotterwegen fuhr ich durch eine menschenleere Ödnis, deren einzige Abwechslung gelegentlich einige zu Ruinen zusammengeschossene landwirtschaftliche Bauwerke bildeten. Das Dorf, in dem ich dann eintraf, war in lang hingestreckten ebenerdigen Häusern zu beiden Seiten eines breiten Angers erbaut, der sich wie eine schnurgerade lange Straße zwischen den niedrigen Häuserreihen hinzog. Die Fassaden der Häuser, feingegliedert und gelegentlich mit zartem Stuck verziert, waren zum Teil abgeschlagen und mit modernen Kippfenstern verschandelt; es tat den Augen weh. An die Rückseiten der straßenwärtigen Fassadenbauten, die übrigens ohne Zwischenräume aneinandergefügt waren, schlössen sich die landwirtschaftlichen Gebäude an; Vierseithof stand neben Vierseithof. Andere als landwirtschaftliche Anwesen
gab es nicht. Große Bauern waren es allesamt; mein Gastgeber wirtschaftete allein (buchstäblich allein, denn er war unverheiratet und hauste mit seiner alten Mutter in dem großen Gebäude mit 53 Hektar Ackergrund). Er schob mit seinem Traktor gerade einen Anhänger voll gedroschenem Roggen unter ein Dach, als ich in den Hof trat.
Rings um das Dorf lief er an diesem Abend mit mir herum . Wind blies über die Hochebene, auf der wir standen , er deutete verschiedene Richtungen der weiten traurigen Landschaft schilderte mir das kommende Weltgeschehen. Oft kam er auf Gesichte Pfarrer Handwerchers zu sprechen, die er erst in diesem Frühjahr kennengelernt hatte. Besonders beeindruckt zeig sich von der Stelle, an der Handwercher schildert, auf w Weise ihn die Gesichte überkamen: »Kaum betrat ich meine Kammer, als ein Schlummer auf der Stelle mir verschloß des Leibes Augen; doch des Geistes Aug sah helle. Klarer als die Sinne s schaut ich im inwendigen Lichte...«
Der Seher ergänzte: »Man sieht noch klarer. Dafür Dinge, die wegen ihrer Dimension oder Geschwindigkeit vom Auge nicht erfaßt werden können!«
»Am helchten Tag fälltli der Funkenregen«, wiederholte er, WAS ER MIR VOR ZWEI JAHREN schon einmal erzählt hatte. Er führte über die Dorfstraße in den Hof seiner Schwester, stellte sich) das Vordach des Stalls, hinter dessen abendlich erleuchteten Stern gerade gemolken wurde und hin und wieder eine Kuh i lieh muhte. Er deutete zum verhangenen Himmel hinauf. »Der Funkenregen fällt und fällt, alles Gras und alle Gebäude« alle Hütten und was nur immer brennen kann, das brennt . Er nehme unter diesem Vordach Schutz, erzählte er. Und nun kam er
wieder auf das Gesicht Pfarrer Handwerchers zu sprechen dem seinen so auffallend glich: »Aber in derselben Stunde ward ein schrecklich Feuerzeichen an dem Firmament gesehen... Lange sah man diesen Balken waagerecht am Himmel glühen, die Geißel hochgeschwungen Feuerfunken niedersprühen.« »Vergleichen Sie mein Gesicht«, rief er immer wieder, »vergleichen Sie mein Gesicht!«
Seine Maschinenhalle, zu der wir anschließend hinübergingen habe er deswegen auf massiven Betonpfeilern und aus Blech errichtet. Und er zeigte mir hinter der Ausfahrt der Maschinen] wo noch das gedroschene Roggenstroh lag, den schwachen Hügel,in den er den Bunker eingraben werde. »Nur die paar Leute, die in diesem Bunker sitzen, überleben. Und außerdem noch eine Handvoll Einwohner, die sich in einen Hohlweg am anderen Ende des Dorfes verkriechen. Sonst kommt alles um.« Und schuld sei die schwefelgelbe Glut, die über dem südwestlichen Böhmen aufsteige. Er deute es als Explosion von Neutronenbomben. Am vernichtendsten wirken sich aber die Giftgase aus, die durch eine ungeheuerliche Eruption6ufjhch von Fragerei werden. Er könne sich das, was er erblicke, nur als einen Riß der Erdrinde erklären. Er sehe ein grelles Blitzen. Dann fallen Tausende von Teilen aus den Höhen, in die sie hinaufgeschleudert worden waren, zurück auf die Erde, daß es aussieht wie die niederhängenden Zweige eines gewaltigen Birkenbaums. Die Erschütterung sei so stark, daß die Erde unvorstellbar bebe. »Einen Tag lang zittert und bebt die Erde. Man bilde sich nicht ein, daß irgend etwas stehenbleibt. Das Beben setzt am späten Abend ein und dauert bis zum nächsten Tag. Das diffuse Licht, das sich dann verbreite, und die Vergiftung der Atmosphäre hielten bedeutend länger als nur drei Tage lang. Wer
nach fünf oder sechs Tagen sein Versteck verlasse, trage noch immer bleibende Schäden davon. Vielleicht aber rühre die besonders lange Dauer der Vergiftung seiner engeren Heimat daher, bis die tödlichen Wolken nach Osten abgetrieben werden. Ein beklemmendes Gefühl bemächtigte sich meiner, als ich diesen Bauern, der noch jung war und seinen Mann stand als Landwirt in unserer nüchternen Zeit, vom Ende der Welt hörte.
Er zeigte mit ausgestreckten Armen auf die fernen Konturen der böhmischen Wälder und erzählte vom dritten Weltkrieg. Er erläuterte noch einmal seine Einzelgesichte, konnte sich aber, wie er betonte, für die Reihenfolge, in der sie eintreten, nicht verbürgen
Er sah mehrere örtlich begrenzte Einzelkriege und kriegerische Einzelhandlungen, zum Beispiel in Jugoslawien und Bulgarien oder die schon erwähnte Zerstörung New Yorks. Er sah einer Bürgerkrieg in Italien und in der Bundesrepublik, östlich vom Rhein. Auf dem Höhepunkt der italienischen Wirren marschiert der Russe durch Kärnten nach Italien. Der Amerikaner mischt wider Erwarten, nicht ein . Der totale Krieg mit amerikanischer Beteiligung, finde erst in saudiArabien statt, wo die Amerikaner in das Ölgebiet einfielen; jedoch zögen sie den kürzeren, der Russe siege. Polen stehe gegen den Russen auf, werde Verbündeter des Westens. Der Russe sickere in gelegentlichen Blitzakt in die Bundesrepublik ein.
Eine Einzelvision schilderte er mir sodann: Er sah Panzer mit flachen Kuppeln. Und er sah Kettenfahrzeuge, auf denen Mittelstreckenraketen montiert waren. Sie wurden südwestlich Heimat stationiert, gegen Zwettl und Großgerungs hin. Bei ihrem Durchmarsch nach Jugoslawien durchquerten die RUSSEN auch das Waldviertel
Erst wenn China eingreife, erzählte der Bauer sodann ferner, weite sich der Krieg auf die Bundesrepublik aus, insbesondere auf Bay
ern. China komme mit Panzern in den Westen. Der Chinese helfe zum Westen. Doch sei man darüber hierzulande nicht eben erfreut. (Man fürchtet eine Art Danaergeschenke Anmerkung des Verfassers.) Dieser letzte Abschnitt des fürchterlichen Kriegs dauere nur wenige Tage.
Eine Einzelvision: Er sah merkwürdige Raumschiffe, ein Mittelding aus Flugzeug und Rakete. Sie sind computergesteuert, fliegen ohne Piloten. Solche Flugzeuge darüber unterhalten sich die
Dorfburschen können nicht schaden, wenn man auf der Straße steht, denn »sie sehen einen nicht«.
Die deutsche Bundeswehr, sagte der Seher weiter, entwickle eine Waffe, mit der solche Flugzeuge abgeschossen werden können. Im letzten großen Krieg falle eine Atombombe in die Adria und eine in die Nordsee. Diese sei gegen London gerichtet. Das Meer, das bis zu 80 Meter hoch austrete, verursache riesige Überschwemmungen. Nach den gewaltigen Explosionen in Südböhmen (wahrscheinlich eine Verzweiflungs und Rachetat der fliehenden Ostverbände, die zum Platzen der Erdrinde führt) nahezu niemand überlebe in seiner Heimat breche der letzte Abschnitt der Apokalypse an. Das Ruhrgebiet, in dem noch mehr Menschen am Leben seien als in seiner eigenen Heimat, gleiche einer Ruinenlandschaft. Hier werden die Reste der russischen Armee aufgerieben. Wörtlich sagt der Seher: »Es ist kein Verlaß auf die Amerikaner, nur noch auf die Chinesen.«
Es gebe keine Abneigung gegen die Chinesen, aber einen unbeschreiblichen Haß auf die Russen. Er sehe sich selbst mitkämpfen. Die letzten Eindringlinge werden alle umgebracht. »Alle umgebracht!« wiederholte er mehrere Male. Die Bevölkerung sei bis zur Mordlust erregt.
Dann hatte er ein letztes Gesicht: Er sah sich am Rand einer Ortschaft, auf deren Ortsschild stand: Boltawa oder Bultava oder Bultawia. Ganz genau konnte er es nicht lesen. Sie kamen durch ein großes Sumpfgebiet und erreichten dann den Rand dieser Ortschaft. Seine Begleiter wollten ihn überreden, in diese Ortschaft (oder Stadt) hineinzugehen. Er aber weigerte sich und sagte immer wieder: »Nein, da gehe ich nicht hinein!«
Später suchte er auf der Landkarte nach und fand diese Stadt nordöstlich der Halbinsel Krim.
Ich gebe zu, daß ich, je länger der Waldviertler Bauer erzählte, immer skeptischer wurde.
Abends noch, als ich schon in der Tür zum Schlafzimmer stand es war das elterliche Schlafzimmer, das mir für diese Nacht eingeräumt worden war erzählte er, daß er sich voriges Jahr eine Reise nach London geleistet habe. Und zwar wollte er die Stadt sehen, die nach seinen Gesichten im Meer versinkt. Dann erzählte er mir eine Begebenheit, die ich als erstaunliche Parallele zum Brand des Wiener Justizpalastes und zur Flucht sämtlicher in seinen Zinnen und Schnörkeln nistenden Tauben empfand. Wenn nämlich die in
Scharen den Londoner Tower umkreisenden Raben (der Seher sagte gut bairisch: D' Kräh') einmal auf Nimmerwiedersehen schwänden, stehe der Untergang Londons bevor. Die Museumsführerin im Tower erwähnte diese Volksmeinung und machte darüber lustig. »Lach du nur«, dachte bei sich der Seher, »hoffentlich wird dir dein Lachen nicht eines Tages vergehen!.
Auch am anderen Morgen erzählte der junge Bauer ohne Unterbrechung von seinen Gesichten. Er schien überhaupt keinen anderen Gesprächsstoff zu kennen. So unangenehm und lästig, wie drückend ich das empfand, es stärkte meinen Glauben an die Echtheit seiner Vorausgesichte. Nur einer, den ein Leiden bis zur heftigsten Qual erfaßt hat, ist gezwungen, ohne Unterlaß daran zu denken und andere an diesen Gedanken teilnehmen zu lassen. Immer wieder betonte er, daß der Eingriff der Natur weit verheerender sei als das Kampfgeschehen: der Funkenregen, der vielleicht vom Eintritt eines Planeten (des Halleyschen?) in die Erdatmosphäre herrühre, und das Platzen der Erdrinde.
Froh war ich, als ich an dem regnerischen Morgen des nächsten Tages meinen Koffer packen und »das Weite suchen« konnte. war ich, diesen Finsternissen entronnen zu sein, als ich Krems zu in fröhlichere Zonen, in liebliche Weinbaugebiete, entwich. Und doch hatte ich das Gefühl, daß ich wohl seinen Worten aber keineswegs den Ereignissen entrinnen konnte, die irgendwann einmal, wer weiß, vielleicht bald schon, Wirklichkeit werden würden. Es kann ja sein, daß die Weichen, auf denen der Zug Menschheit in den Abgrund rollt, längst gestellt sind...