Wirtschaftsforscher Hankel: Euroschwäche wegen EZB-Missmanagement
Geschrieben von KLL am 19. Juni 2001 15:42:25:
Hankel: Euroschwäche wegen EZB-Missmanagement
Buch "Die Euro-Illusion" bei pressetext.austria präsentiertWien (pte, 7. Juni 01/12:35) - Eine Ursache für die anhaltende
Euroschwäche sieht der deutsche Wirtschaftsforscher Wilhelm Hankel im
"monetären Missmanagement" der Europäischen Zentralbank (EZB)
http://www.ecb.int . Gemeint ist damit eine Zwei-Säulen-Strategie der
alternativen Ordnung an der Geldmenge und dem Inflationsziel, mit der die
EZB eine Politik der Beliebigkeit betreibe. Dies erklärte der Experte
heute, Donnerstag, im Rahmen einer Buchpräsentation in der Content
Factory von pressetext.austria. Hankel geht im Buch "Die Euro-Illusion"
gemeinsam mit seinen Kollegen Wilhelm Nölling, Karl Albrecht
Schachtschneider und Joachim Starbatty der Frage nach, ob "Europa noch zu
retten ist?"Der eigentlich Grund für die Euroschwäche und das Taktieren der
Zentralbank liege allerdings in einer "doppelten Fehlkonstruktion" der
Gemeinschaftswährung. "Sie offeriert erstens einen Einheitszins für alle
Teilnehmerländer, obwohl ihre Strukturen und Konjunkturen divergieren und
sie gewährt zweitens jedem Teilnehmerland unabhängig von Größe und
wirtschaftlicher Schwäche gleichen Einfluss auf die EZB und ihre
Politik", führte Hankel aus. Problematisch sei dies deshalb, weil der
Einheitszins das innere Inflationsgefälle forciere. Einige Länder wie
z.B. Irland und Portugal bräuchten inflationsdämpfend höhere Zinsen, in
den Stagnationsländern im EU-Zentrum sei der Zinssatz jedoch zu hoch.Allerdings verhindere der verfassungsmäßig festgesetzte Stabilitätspakt
einen entsprechenden Ausgleich durch eine "gegenhaltende, antizyklische
Finanzpolitik". Hinzu komme, dass der "Stabilitätspakt mit der
EU-Osterweiterung politisch zur Makulatur" werde. Die neuen
Mitgliedsstaaten seien dem Konkurrenzdruck, der durch den Euro zusätzlich
verschärft werde, nicht gewachsen. Aus den Transformationsländern würden
infolgedessen "zweite DDRs", befürchtet Hankel. Diese könnten sich,
sofern die EZB am Stabilitätskurs festhält, nur durch
"Selbsthilfeprogramme" in Form von verbotenen Staatsdefizite und
–schulden helfen.Der Wirtschaftsforscher ist der Ansicht Ansicht, dass "Europa mit dem
Euro in seine größte Krise seit den beiden Weltkriegen treibt." Dabei
stehe nicht nur das Vertrauen in den Euro auf dem Spiel, sondern auch
jenes in die Regierungen und der geldpolitisch Verantwortlichen in der
Zentralbank. Hankel bezeichnete die "politischen Zusagen in Sachen Euro
als Zweckpropaganda". Schließlich habe sich gezeigt, dass der Euro keine
"zweite Mark und kein ernsthafter Rivale für den Dollar" sei. Zudem
wachse durch den Wegfall preis- und kostenausgleichender
Wechselkursinterventile zunehmend der interne Globalisierungsdruck in
Europa."Die Euro-Illusion. Ist Europa noch zu retten?" ist im Mai im
Rowohlt-Verlag http://www.rowohlt.de erschienen und im Handel um 9,90
Euro erhältlich. Die Buchpräsentation ist von ptv http://www.ptv.at live
übertragen worden und in weiterer Folge im Archiv abrufbar.
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