@Odin: sieht aus, als hättest Du Erfolg :-) (N: Moskau)

Geschrieben von SoL333 am 28. Oktober 2002 02:14:02:

MOSKAUER BEFREIUNGSAKTION

Aufatmen im Ausland, kaum Kritik

In ersten Stellungnahmen zeigen sich Politiker aus dem Ausland erleichtert über das Ende der Geiselnahme in Moskau. Der Kanzler spricht den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus. Derweil halten sich die Europäer mit Kritik an Russlands Vorgehen in Tschetschenien zurück - einzig Frankreich verlangt eine baldige politische Lösung des Krieges.

Berlin - "Auch wenn über die Einzelheiten noch keine Klarheit besteht, müssen wir froh sein, dass ein Großteil der Geiseln, unter ihnen auch die Deutschen, nun in Sicherheit sind", hieß es am Samstag in einer schriftlichen Erklärung von Bundeskanzler Gerhard Schröder.
Er zeigte sich betroffen über die Opfer, die die Befreiungsaktion unter den Geiseln zurückließ und erklärte den Angehörigen sein "tief empfundenes Beileid". Allen Betroffenen versicherte Schröder die Anteilnahme der Menschen in Deutschland. "Die Geiselnahme in Moskau verdeutlicht erneut, dass Terrorismus durch nichts gerechtfertigt ist und die Bedrohung unserer Gesellschaft durch ihn nicht hingenommen werden kann", so der Kanzler.

Außenminister Joschka Fischer erklärte, die Bundesregierung dringe seit langem auf eine friedliche Lösung des Tschetschenien-Konflikts. Es bedürfe nun "dringender denn je" einer politischen Lösung. Die Grünen-Parteichefin Claudia Roth warnte vor einer Eskalation im Tschetschenien-Krieg. Zwar verdiene der russische Präsident Wladimir Putin Unterstützung im Kampf gegen Terroristen, doch müsse der Einsatz militärischer Mittel verhältnismäßig bleiben und internationalen Normen entsprechen.


Sie beklagte, dass in Tschetschenien auch die Zivilbevölkerung vom Krieg betroffen sei; viele Menschen seien auf der Flucht. Deutschland und die Europäische Union müssten der russischen Regierung nun in einem freundschaftlichen Dialog klar machen, dass die militärische Option auf Dauer keine Lösung biete. Die Situation bleibe gefährlich, weil sich der Krieg regional ausweiten könne; zum Beispiel nach Inguschetien, Dagestan und Georgien.


Frankreich äußerte "Erleichterung" und forderte gleichzeitig "dringend" eine politische Lösung des Konflikts. "Das Schlimmste konnte verhindert werden", sagte der Premierminister Jean-Pierre Raffarin in Paris. Außenminister Dominique de Villepin sagte, Krisen wie in Tschetschenien erforderten "dringend die Suche nach einer politischen Lösung".

Aus Washington und London sowie von den Vereinten Nationen lagen bis zum frühen Nachmittag keine offiziellen Reaktionen vor.

Schweden befürchtet nun eine Verschärfung des Tschetschenien-Krieges. Außenministerin Anna Lindh sagte, man müsse jetzt damit rechnen, dass von russischer Seite die Bereitschaft zu einer Verhandlungslösung äußerst gering sein werde. Finnland lobte das Vorgehen der russischen Behörden.

Der FDP-Ehrenvorsitzende Otto Graf Lambsdorff sagte, seit dem ersten Tschetschenienkrieg habe der gesamte Westen den Entwicklungen nur zugesehen. Auch die Bundesregierungen unter Helmut Kohl und Schröder hätten ihre Kontakte nicht genutzt, um auf die russischen Präsidenten Einfluss zu nehmen. Schließlich sei Putin sogar freie Hand im Kaukasus gegeben worden, weil der Westen die Zustimmung Russlands zu internationalen Vereinbarungen gebraucht habe.

Der ehemalige tschetschenische Vizepräsident, Said-Hassan Abumuslimow, ist nach einem Bericht der "Welt am Sonntag" sicher, dass der tschetschenische Widerstand gegen die Russen durch das Geiseldrama in Russland noch gestärkt wird. Abumuslimow, der frühere Stellvertreter des untergetauchten tschetschenischen Präsidenten Aslan Maschadow, sagte der Zeitung: "Es bedeutet auf jeden Fall noch mehr Auftrieb für die tschetschenischen Rebellen in ihrem Kampf gegen die russischen Besatzer. Die Chancen für eine politische Lösung des Problems sind jetzt gleich Null."




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