Eine endzeitliche Prophezeiung der heiligen Hildegard

Geschrieben von Zetountis am 27. Oktober 2002 18:24:56:

Liebe Foris,

da manche von Euch, wie schlafgnom, nach neuen Prophezeiungen dürsten, möchte ich diesen Durst zumindest für einen Augenblick durch eine endzeitliche Prophezeiung stillen, die, soweit ich sehen kann, im Forum noch nicht behandelt wurde, und zwar aus den Visionen der heiligen Hildegard (1098-1179) - also wieder eine christliche, katholische Prophezeiung.

Gruß,
zetountis


Und es wird geschehen, daß am Ende der fünften Zeit der Strick des schwersten Schismas und der größten Verwirrung über den ganzen Klerus und die Kirche geworfen wird, so daß sie aus ihrem Orte und ihrer Stätte verjagt werden. Und wie der katholische Glaube von den Tagen seines Stifters her allmählich sich ausgebreitet und durch viele Stufen angestiegen, bis er endlich in der Wahrheit und Gerechtigkeit durchleuchtend erglänzte, so wird er in diesen Tagen weibischen Leichtsinnes von Recht, Ordnung und Satzung abfallen. Es werden auch die römischen Kaiser in der Kraft der königlichen Würde, worin sie vorher das Reich gesetzt und regiert haben, herabsinken und geschwächt werden in ihrer Glorie, also daß durch Gottes Zulassung die Herrschaft in ihren Händen allmählich abnimmt und verfällt, weil sie selbst schmutzig und lau und knechtisch und unrein in ihren Sitten werden und in allem eitel und unnütz. Sie werden zwar vom Volke noch Achtung und Ehrfurcht verlangen, aber sie werden das Glück der Völker nicht suchen und können deshalb auch von ihnen nicht hochgehalten werden. Darum werden alsdann noch Könige und Fürsten vieler Völker vom römischen Reiche zu seinem Nachteile abfallen. Denn jede Landschaft und jeder Volksstamm wird sich einen eigenen König vorsetzen und sagen, der weite Umfang des deutschen Reiches gereiche ihm selbst mehr zu Last als zur Ehre. Und die Herrschsucht und Gier wird dieser neuen Fürsten Herz also verblenden, daß sie nicht werden handeln wollen nach der Wahrheit, die sie eerkannt, noch auch von anderen die Dinge vernehmen, die sie nicht wissen.

Und wenn auf diese Weise das kaiserliche Zepter geteilt ist und nicht wieder ergänzt werden kann, dann wird auch das Herrschaftszeichen der apostolischen Ehre zerrissen werden. Weil nämlich die Fürsten und übrigen Menschen, geistlichen und weltlichen Standes, in der Kirche keine Religion mehr finden, darum werden sie ihr Ansehen auch gering schätzen und sich andere Meister oder Erzbischöfe, oder wie sie dieselben sonst nennen mögen, in den verschiedenen Provinzen vorsetzen, so daß der Papst also in seiner früheren Würde herabgekommen sein wird, daß er kaum mehr Rom und einges wenige in der Nähe unter seiner Herrschaft behält. Dieses aber wird teils durch Kriegseinbrüche also erfolgen, teils durch die gemeinsame Einstimmung der Völker, indem alle untereinander sich dazu auffordern, daß jeder weltliche Fürst sein Reich aus eigener Macht festige und beherrsche. Viele Menschen werden darauf zu den Gewohnheiten und der Disziplin der Alten sich zurückwenden; aber die Zeit wird nicht fern sein, wo jener Sohn der Verderbtheit und Verruchtheit offenbar werden soll, der sic überhebt über alles, was Gott genannt wird, bis dieser ihn endlich mit dem Atem seines Mundes tötet.

Vor dem Auftreten des Antichristen sollen die Menschen durch viele Leiden gereinigt werden, besonders die Geistlichen, welche, aller Reichtümer beraubt, zwar nicht betteln werden; dann werden Hohe und Niedre beider Stände, Geistliche nämlich und Weltliche, die Geistlichkeit so ordnen, und das, was sie notwendig haben, so einrichten, daß sie weder an Lebensunterhalt noch auch an Kleidung Mangel leiden. Wenn die Geistlichkeit zurückgeführt ist, werden die Sachen sich so zum Bessern wenden, daß jeder Teil in seiner Richtigkeit besteht, und auch die Freien kehren zur Ehre ihrer Freiheit und die Diener zur schuldigen Unterwürfigkeit zurück.

Nach dieser Ruhe werden wiederum Stürme und Verwirrungen herrschen, indem Kriege über den Erdkreis hereinbrechen, wodurch Verwüstungen und Zerstörungen der Städte angerichtet werden; aber durch Gottes Erbarmung wird endlich alles wieder zur Ruhe kommen, die Kirche in ihrem alten Glanze wiederhergestellt, dessen Ruhm die zahlreichen Juden und Häretiker, die sich zum Glauben bekehren, vermehren werden. Es wird dieses zur Verwunderung der Menschen geschehen, die vor Staunen ausrufen werden: "Solches haben wir früher weder gehört noch gekannt." Aber die Erde wird reichliche Früchte tragen, erwärmt vom wohltätigen Sonnenstrahl und befeuchtet von gelinden Regenschauern. Keine Kriege werden dann geführt, das Eisen wird nicht anders als zu Ackergeräten und zum notwendigen Gebrauche der Menschen dienen. Das Böse wird zwar versuchen, sein Haupt zu erheben, aber gleich unterdrückt wird es wieder unterliegen. Doch welches Gut ist auf Erden beständig? Eine gewisse heidnische Nation aus entfernten Gegenden, die das Glück der Christen beneidet, wird in die Länder derselben einfallen und wird, weil sie sehr stark ist, alles zugrunde richten. Dann werden viele Laster und Elend herrschen, woraus das bessere Selbst des gelehrten Christen wieder zu Verstande kommt, und sie werden von Gott, zwar nicht ohne ein himmlisches Wunder, erlangen, daß jener Sturm aufhört und die Heiterkeit nach dem Rechte der Rückkehr wiederhergestellt wird. Unterdessen wird das Römische Reich sinken, und Fürsten, welche mächtig, gezwungen Demut lernen; weil ein jedes Volk sich seinen Fürsten, den es für den besten halten wird, selbst wählt. Hierauf kehrt das Unglück wieder, und selbst die römische Kirche wird nicht von Drangsalen befreit bleiben; denn ein fürchterliches Schisma wird sie zerreißen. So wird alles zur Aufnahme des Antichristen vorbereitet.

Jener boshafte Mensch wird an verborgenen Orten Proben seiner Ungerechtigkeit ablegen und nicht eher öffentlich auftreten, als bis er sich in allen Graden von Lastern durch Übung zur Bosheit ausgebildet hat. - Endlich tritt er öffentlich auf und wird dann sowohl durch eigene Anlage als auch mit Hilfe und durch die Wirkung des bösen Geistes mit unglaublicher Macht die ganze Welt an sich ziehen, und zwar so anziehen, daß sich alle nach ihm, wie die Christen nach Christum, nennen werden. Er wird durch für den Schein hervorgebrachte und allerdings Staunen erregende Wunderzeichen unterstützt werden: Denn er wird, wegen der Erlösung seines Volkes durch den Tod, sich stellen, als wenn er stürbe, und durch seine Auferstehung, als wenn er auferstehe. Doch nicht lange wird Gott es zugeben, daß die Sterblichen betrogen werden; denn er wird zur Verkündigung der Wahrheit den Henoch und Elias senden, welche, da sie eifrig ihr Amt verrichten, der Antichrist, wenn sie in seine Gewalt gebracht sind, töten wird.

Endlich wird der Antichrist selbst die Tragödie vollenden; denn er wird, wie Christus, eine Himmelfahrt versuchen, und während er schon in die Höhe gehoben, werden auf Gottes Befehl die Fuhrleute der Luft entführt werden, und er wird häuptlings zu Boden stürzen und den Geist aushauchen. Wenn so der Irrtum der Menschen zerstört worden ist, wird die Wahrheit mit größerem Lichte glänzen.



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