Re: Mich würde die Rolle der Mafia interesssieren...
Geschrieben von Swissman am 26. Oktober 2002 17:20:46:
Als Antwort auf: Mich würde die Rolle der Mafia interesssieren... geschrieben von Weitblicker am 25. Oktober 2002 08:52:47:
Zuerst einmal folgendens: Anders als etwa auf Sizilien gibt es in Russland keine einheitliche Mafia - vielmehr bestehen mehrere Dutzend grosse, sowie einige hundert kleinere und kleinste Organisationen, die sich häufig auf eine bestimmte Spielart der Kriminalität spezialisiert haben.
Die bedeutenden russischen Mafia-Organisationen, wie etwa die Solnzewskaja, werden samt und sonders von "ehemaligen" KGB-Offizieren geleitet. Das Fussvolk rekrutiert sich teilweise teilweise ebenfalls aus ehemaligen KGB-, Armee-, Miliz, und Parteimitgliedern, grösstenteils handelt es sich aber doch um gewöhnliche Kriminelle, die gegen Bezahlung die Drecksarbeit erledigen.
Daneben gibt natürlich auch die gewöhnliche organisierte Kriminalität: Die entsprechenden Strukturen sind zahlenmässig zumeist eher klein, häufig nur von lokaler Bedeutung, oder entlang ethnischer Grenzen organisiert.
Die Staatsgewalt bekämpft naturgemäss in erster Linie die nicht-staatlichen Organisationen. Wenn eine dieser Gruppen droht, zu mächtig zu werden, wird diese von den grösseren Clans gewaltsam zurückgestutzt.
Für den KGB bietet die Kontrolle der organisierten Kriminalität grosse Vorteile: Beispielsweise lassen sich geheimdienstliche Operationen oft unter dem Deckmantel der Mafia ausführen, wobei eine staatliche Mitwirkung nur schwer nachgewiesen werden kann. Nicht zuletzt aber ist die organisierte Kriminalität überaus lukrativ: Man geht davon aus, dass der Rauschgifthandel, nach erwirtschafteten Gewinnen, den weltweit bedeutendsten Wirtschaftszweig darstellt. Auf Platz zwei folgen Frauenhandel und Prostitution. Erst auf dem dritten Platz taucht erstmals ein (teilweise) legales Geschäft auf: Waffenhandel.
Gerade diejenigen, die immer argumentieren, Russland scheitere bereits daran, dass es gar nicht genügend Finanzen habe, um Krieg zu führen (was übrigens lächerlich ist - leere Kassen haben einen Kreig noch nie verhindert!), sollten niemals vergessen, dass die russische Organisierte Kriminalität sowohl im Drogenhandel wie auch in der Prostitution einen sehr grossen Marktanteil innehält, der zudem aufgrund ihrer ausgeprägten Skrupellosigkeit Jahr für Jahr steigt. Allein diese beiden Betätigungsfelder dürften jährlich ein mehrfaches des regulären Staatshaushaltes abwerfen.