Re: Rückzug

Geschrieben von Peter Pan am 15. Juni 2001 12:45:52:

Als Antwort auf: Re: Rückzug geschrieben von Zet am 15. Juni 2001 12:07:40:

>Hallo PP!
>>wie z.B. Freigeld, auch im Ansatz verteufelt.
>Nun, ich kenne mich hier nicht sonderlich aus.
>Kannst Du mir einmal "Freigeld" mit einfachen Sätzen erklären?
>Danke im voraus.
>Gruß
>Z
Hmm, in wenigen Sätzen. Gar nicht so einfach, andere haben Bücher darüber geschrieben.
Also, der Hintergrund ist der, das unser Geld kein Warenequivalent ist, daß macht es den Waren überlegen. Es kann nämlich zeitlich unbegrenzt aus dem verkehr gezogen werden, ohne an Wert zu verlieren und verursacht keine Lagerhaltungskosten (Ich gehe jetzt mal nicht auf Inflation und Deflation ein). Reale Waren verlieren immer über die Zeitachse an Wert bzw. verursachen Kosten. Kauf mal für 100 DM Äpfel, lager sie ein Jahr und schau mal, wieviel Du auf dem Markt dafür bekommst. Der 100 Markschein ist noch genauso viel Wert wie vor einem Jahr. Sicher ein Extrembeispiel, zeigt aber das Problem auf. Da unser heutiges Geld, im Gegensatz zu den Waren sich verlustfrei "zurückziehen" kann (Hortung, "Liquidität"), muss eine Prämie gezahlt werden, um das Geld wieder "herauszulocken", der Zins. Um den Zins zu bezahlen, muss also über das geliehene Geld hinaus Leistung erbracht werden, die durch keinerlei Gegenleistung gerechtfertigt ist. Da der Zins in jedem Fall gezahlt werden muss, da sonst das gehortete Geld sich nicht zur Verfügung stellt (kann jeder für sich prüfen, wer legt sein Geld ohne Zinsen aufs Sparbuch, na?), muss also um den Zinsbetrag eine Mehrleistung erbracht werden, um nicht Verluste zu machen - daher der Wirtschaftswachstumszwang. Hätten wir kein Wachstum, müssten wir die Zinsen aus der Substanz bezahlen - wir würden verarmen bzw. arbeitslos (Typischer Unterschied USA-EU).
Die Zinsen sind also nicht "böse" sondern nur eine Folge des Ursprungsproblems-das Geld (es gibt noch eine Komponente, das Bodenproblem, da gehe ich jetzt nicht drauf ein, ist auch "leichter" zu lösen).
"Freigeld" ist eine Idee, das Problem beim Geld zu beseitigen. Die "Liquiditätsprämie" (Keynes) kann durch eine "Gebühr" neutralisiert werden. D.h. Geld wird den Waren angeglichen und verfällt im Wert um einen bestimmten Wert pro Zeiteinheit (3-6% im Jahr sind angedacht). Dadurch ist Horten und "Liquiditätshaltung" nicht mehr attraktiv. Das Geld kommt jetzt freiwillig zu den Leuten und bietet sich an, je nach Angebot und Nachfrage ohne bzw. mit wenig Zins. Der Gläubiger kann seinen Geldwert also über einen vergebenen Kredit erhalten, der Schuldner trägt den natürlichen Wertverlust.
Es hat in der Vergangenheit schon einige Kulturen mit Freigeld gegeben und Versuche in Österreich (Wörgl) und Deutschland (Wärageld), die aber in letzteren Fällen wegen zu großen Erfolges durch die Reichsbanken verboten wurden (Geldmonopol).
Ich hoffe so in kürze einen ersten Überblick verschafft zu haben. Mehr Infos unter:
www.systemfehler.de
und www.geldreform.de
Besonders empfehlen kann ich Helmut Creutz (sehr umfangreich) und Margret Kennedy (gut für den leichten Einstieg, kleinere logische Fehler)
Das Buch von Creutz ist komplett unter www.geldreform.de im Netz! Neben anderen, ich glaube auch Kennedy.

Viele Grüße

Peter Pan

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