Re: Extra ecclesiam nulla salus - Reinkarnation schon von Anfang an
Geschrieben von mica am 24. Oktober 2002 15:38:56:
Als Antwort auf: Re: Extra ecclesiam nulla salus - Reinkarnation schon von Anfang an geschrieben von Spookey am 24. Oktober 2002 14:47:15:
>so gehts mir auch...mit jahreszahlen hab ichs nicht so...aber gabs da nicht irgendein konzil um 500 n.Chr. auf dem die Reinakrnationslehre verboten wurde...
Also, jetzt doch noch ein ausführlicherer Text dazu, besser als meine Erinnerung *g* - denn der Kaiser hieß Justinian,; Diokletian war der mit den ersten Christenverfolgungen.Interessant ist, dass die Lehren des Origines, eines(des) großen Kirchenlehrers ggroßteils unterdrückt und verworfen wurden, dieser lag mit seiner "Wahrheit" aber näher an der ursprünglichen Jesus-Botschaft, so wie wir(u.a.die Jesus-Buddhismus-Fraktion *g*) sie verstehen.
Die schlimme Rolle der Kaiserin Theodora.
Sie war eine herrschsüchtige und ehrgeizige Frau. Sie war die Tochter eines Bärenwärters im Amphitheater von Byzanz. Ihren kometenhaften Aufstieg verdankte sie ihrer Rolle als Kurtisane. Im Versuch Ihre Vergangenheit zu bewältigen, liess sie als Kaiserin 500 ihrer ehemaligen Berufsgenossinnen misshandeln und martern und gab sich als sittenstrenge Herrscherin. Da sie nach den Gesetzen des Karma (die Origines in seinen Schriften "De principiis" und "Contra Celsum" eindeutig bejaht hatte) in einem späteren Leben für diese Greueltaten hätte büssen müssen, drängte sie den Kaiser, die Wiedergeburtslehre abzuschaffen.
Offenbar war sie von der Wirksamkeit dieser Aufhebung durch einen "göttlichen Beschluss" (= Konzilsbeschluss) felsenfest überzeugt.
Das Konzil von Konstantinopel war eine Farce.
Im Jahre 543 organisierte Kaiser Justinian eine Synode, an welcher praktisch nur ihm ergebene Bischöfe aus der Ostkirche teilnahmen. An dieser Synode wurden Bannflüche gegen die Reinkarnationslehre des Origines ausgesprochen, die dann der Papst unter grausamstem Zwang unterschreiben musste.
Zehn Jahre später wurde das verhängnisvolle Konzil von Konstantinopel einberufen. Die Verurteilung der Reinkarnationslehre stand jedoch nicht auf den Traktanden. Hingegen wurden die Bannflüche gegen Origines ohne nochmalige Diskussion den Konzilsunterlagen nachträglich beigefügt.
Dadurch wurde die Reinkarnationslehre offiziell zur heidnischen Irrlehre erklärt und abgeschafft. Der Papst weigerte sich an den Konzilssitzungen teilzunehmen, obwohl er sich in Konstantinopel aufhielt. Er war ganz entschieden gegen die Verhandlungsgegenstände - die Verurteilung längst verstorbener kirchlicher Autoritäten.
Mit andern Worten: Das Konzil von Konstantinopel im Jahre 553 war praktisch eine persönliche Veranstaltung von Kaiser Justinian, auf dem er gegen den Protest des Papstes und der Bischöfe der Westkirche die Lehre von der Vorexistenz der Seele willkürlich mit Fluch und Bann belegte und damit der ursprünglich christlichen Reinkarnationslehre die Grundlage entzog.
Und die Folgen!
Obwohl das kirchliche Lehramt sich nicht offiziell gegen die Reinkarnationslehre ausgesprochen hatte, wurde der Bannfluch an späteren Konzilien wiederholt.
Durch den Wegfall der Reinkarnationslehre war ein theologisches Vakuum entstanden, das sukzessive mit kirchlichen Dogmen ausgefüllt wurde. Damit aber wurde es immer schwerer, die historischen Irrtümer aus dem 6. Jahrhundert rückgängig zu machen. Wer sich weiterhin von der Reinkarnation überzeugt zeigte, wurde schliesslich von der Inquisition verfolgt und wie der gelehrte Mönch Bruno Giordano sogar zum Tode verurteilt (Vollzug der Todesstrafe um 1600).
Um auf Fragen um die Lehre von der Einmaligkeit des Menschenlebens, den Fragen nach der Gerechtigkeit Gottes, dem Sinn vom Leiden und andern Fragen eine Antwort geben zu können, wurde zunehmend auf den "unerklärlichen Ratschluss Gottes" verwiesen und es geradezu als Sünde dargestellt, wenn einem Zweifel über offizielle Lehrmeinungen plagten.
In diesem Zusammenhang entstanden dann die folgenden, dogmatisch fixierten Lehrmeinungen:Die Erschaffung der Seele durch Gott im Augenblick der Zeugung des physischen Leibes aus dem Nichts.
Die Erbsünde, die Todsünde, das Jüngste Gericht und das Fegefeuer.
Die ewige Verdammnis in der Hölle.
Die Gnadenfunktion der Amtskirche.
Die Prädestinationslehre.Die Folgerung.
Die Lehre von Karma und Reinkarnation ist keineswegs unchristlich. Der dubiose Bannfluch von Kaiser Justinian ist allerdings von der Kirche bis heute leider nicht revidiert worden. Im Gegenteil: Noch immer hält die Amtskirche an der Idee fest, der Bannfluch sei durch einen korrekten Konzilsbeschluss zustande gekommen.
Wie wir gesehen haben, stimmt dies aber nicht.
Die Kirche könnte gewaltig an Kredit gewinnen, würde sie sich an die Bewältigung ihrer geschichtlichen Vergangenheit machen. Und vor allem - sie könnte wieder zu ihren Wurzeln zurückfinden, was ein Gewinn für die Kirche, vor allem aber für die Gläubigen wäre.