Ein weiterer Kandidat für einen 'Hochgestellten' in Richtung Balkan
Geschrieben von another am 13. Juni 2001 01:53:57:
Der frühere König vor Sieg bei Parlamentswahlen in Bulgarien
Sofia (dpa) - Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg hat ein früherer Monarch in Osteuropa gute Aussichten, Parlamentswahlen zu gewinnen. Dies gilt an diesem Sonntag in Bulgarien, wo der 1946 von den Kommunisten vertriebene bulgarische Monarch Simeon II. mit seiner so genannten Nationalen Bewegung bei den Wahlen zur "Volksversammlung" antritt. Nach jüngsten Meinungsumfragen kann sie mit bis zu 38 Prozent der Stimmen rechnen. Analytiker schließen wegen des Verhältniswahlrechts auch eine absolute Mehrheit der 240 Parlamentssitze nicht aus.
Wie der ehemalige König in Zukunft auf die Politik in Bulgarien Einfluss nehmen will, ist noch unklar. Denn er selbst bewirbt sich nicht um ein Abgeordnetenmandat. Er wolle keinen Eid auf die republikanische Verfassung ablegen, meinen seine Kritiker. Sie werfen ihm vor, "autoritär und totalitär" zu sein und die "schleichende Wiederherstellung der Monarchie" anzustreben. Auch Staatspräsident Petar Stojanow gehört zu den Simeon-Kritikern.
Doch das ficht den 63-Jährigen aus dem Hause Sachsen-Coburg-Gotha nicht an. Seine rasant wachsende Anhängerschar verehrt ihn mit nahezu religiösem Eifer. Er hat mit seinem Wahlprogramm die Stimmung der weitgehend verarmten Bevölkerung offenbar genau getroffen. "Wir wollen etwas Besseres", lautet ein Slogan. Korruption und die wachsende Armut im Lande wird den regierenden Vereinigten Demokratischen Kräften (ODS) unter Ministerpräsident Iwan Kostow angelastet. Wahlforscher rechnen für die ODS daher nur noch mit unter 20 Prozent der Stimmen.
"Das ist Folge der Enttäuschung und des sehr hohen Preises, den die Menschen für die Stabilisierung der Wirtschaft und die Reformen bezahlt haben", meinte Kostow bitter. Die internationalen Finanzinstitutionen sind hingegen mit den Reformen zufrieden. Doch der Bevölkerung geht es nach der Freigabe aller Preise, Massenentlassungen aus maroden Staatsbetrieben und nie gekannter sozialer Unsicherheit oft schlechter als in kommunistischen Zeiten. Der zur Schau gestellte Wohlstand der dünnen Schicht manchmal zwielichtiger, neureicher Reformgewinner weckt zusätzlich Neid.
Da musste das Versprechen Simeons, er werde für alle Bulgaren soziale Verbesserungen "innerhalb von 800 Tagen" durchsetzen, Wirkung zeigen. Er hat eine radikale Steuerreform ebenso angekündigt wie die Förderung von Fremdenverkehr und Landwirtschaft sowie die Entrümpelung der oft korrupten Staatsverwaltung. Mit Simeon, der in seinem spanischen Exil ein erfolgreicher Geschäftsmann gewesen sein soll, werde auch endlich verstärkt ausländisches Kapital ins Land strömen, hoffen seine Parteigänger. Vor diesem Hintergrund verlieren außenpolitische Erfolge der Regierung mit dem Heranführen des Landes an die EU und die NATO beim Wähler klar an Gewicht.
Von der Unzufriedenheit und der Enttäuschung der Bevölkerung können die oppositionellen Sozialisten (ehemals Kommunisten) im Gegensatz zum ehemaligen König offensichtlich nicht profitieren. Sie kommen nach den Prognosen am Sonntag auf 16 Prozent. Der von Simeon sorgsam gepflegte königliche Mythos erweist sich als zugkräftig. Er verspricht seinen Landsleuten, die vor der ausufernden Kriminalität und Korruption resigniert haben, eine "neue Moral". Einen "sauberen Anfang" will auch Regierungschef Kostow. Darin sehen Politikexperten den kleinsten gemeinsamen Nenner einer künftigen Koalitionsregierung, sollte Simeons "Bewegung" keine absolute Mandatsmehrheit schaffen.
- Was die Freunde in Pullach alles berichten warlord 13.6.2001 08:04 (0)