Deutsche Bank : Wirtschaft/Ölpreis-Analyse zum Irakkrieg

Geschrieben von Fred Feuerstein am 04. Oktober 2002 18:43:00:

Als Antwort auf: Bush's "Präventivkrieg" und die Börse geschrieben von Astro am 04. Oktober 2002 16:14:46:

04.10.2002 - 16:50 Uhr
Deutsche Bank erwartet globale Zinssenkungen bei Irak-Krieg
Frankfurt (vwd) - Die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) werden nach Einschätzung von Deutsche Bank Research "in den kommenden Monaten" die Zinsen um weitere 50 Basispunkte senken. Nachlassendes Wirtschaftswachstum und Kursverluste an den Aktienmärkten dürften die Zentralbanken veranlassen, die Wirtschaft gegen Abwärtsrisiken abzusichern heißt es im neuen globalen "Ausblick. Mit der erwarteten Konjunkturbelebung werden die Leitzinsen der Fed und der EZB auf Jahressicht aber wieder auf 1,75 und 3,00 Prozent erhöht.

"Die Weltwirtschaft scheint aus dem Tritt gekommen", konstatieren M. Cary Leahey und Peter Hooper. In den USA sinke das Wachstum wieder unter die Trendrate, Hoffnungen auf eine merkliche Erholung in Euroland müssten auf 2003 verschoben werden und in Japan zeichne sich nur ein moderater Aufschwung ab. Besorgt heißt es weiter: "Anfang 2003 könnte die Weltwirtschaft parallel zu einer dann von uns für wahrscheinlich gehaltenen Invasion im Irak deutliche Schwächesymptome zeigen. Zwar rechnen wir mit einem raschen Sieg der USA, im Vorfeld der Invasion könnten jedoch die Ölpreise in die Höhe schnellen und die Aktienkurse einbrechen."

Zur Jahresmitte 2003 sieht Deutsche Bank Research die Lage dann wieder günstiger, ausgehend von einem Regimewechsel in Irak, womit "dann wieder mehr Öl in die Märkte gelangen und sich das Vertrauen und die Finanzmärkte erholen dürfte". Es bleibe aber das Risiko bestehen, dass es selbst bei einem raschen militärischen Erfolg der USA zu einem "double dip" kommen könne. Dies könnte dann der Fall sein, wenn die US-Verbraucher auf die erlittenen Vermögensverluste mit einer weiter kräftig steigenden Ersparnisbildung reagierten. Dann wäre erst 2004 eine spürbare Erholung von US- und Welt-Wirtschaft zu erwarten.

Die aktuellen Prognosen der Deutschen Bank gehen für 2002/2003 von einem Wirtschaftswachstum in den USA von 2,3/2,9 Prozent, im Euroraum von 0,7/1,2 Prozent und in Japan von minus 0,5/plus 1,6 Prozent aus, die Inflationsraten werden auf 1,7/1,7 Prozent für die USA und auf 2,3/1,9 Prozent für die Eurozone und auf minus 0,9/minus 0,3 Prozent für Japan geschätzt. Insgesamt sollte nach dieser Prognose die Weltwirtschaft 2002/2003 um real 2,7/3,5 Prozent wachsen, das G-7-BIP um 1,4/2,2 Prozent, Asien (ohne Japan) um 6,2/6,5 Prozent. Weil trotz Ölpreisanstieg die Inflation mäßig erscheine eröffne sich für die Zentralbanken Zinssenkungsspielraum.

Ein "Krieg mit Irak" sieht Deutsche Bank Research an den Ölmärkten weitgehend eingepreist, die Nachfrage sei schon auf Grund der Aufstockung der strategischen Reserven gestiegen. Erhöhte Ungewissheit zu Beginn des Krieges könnten die Risikoprämien weiter steigen lassen. Bei einem Erfolg der USA sollte aber rasch wieder eine Korrektur eintreten.

Der Ölmarkt-Ausblick der Deutschen Bank sieht dabei wie folgt aus: Der Ölpreis bleibt mit 26 bis 30 USD je Barrel auch im ersten Quartal 2003 hoch im Vorfeld einer möglichen Invasion im Irak dürften die Ölpreise in der Spitze 35 USD je Barrel erreichen. Die Rückkehr zu Preisen von 20 USD je Barrel hänge vor allem vom "erfolgreichen Abschluss des Irak-Konflikts ab der sich bereits relativ früh im ersten Quartal 2003 abzeichnen dürfte".
+++ Hans Hutter
vwd/4.10.2002/hu/ptr




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