Arafat: Israel bereitet "fürchterlichen Krieg" vor

Geschrieben von ExImagina am 01. Juni 2001 10:52:45:

Arafat: Israel bereitet "fürchterlichen Krieg" vor

Brüssel/Jerusalem (Reuters) - Palästinenser- Präsident Jassir Arafat hat Israel vorgeworfen, die begrenzte Waffenruhe nur als Vorwand für "einen fürchterlichen Krieg" gegen seine Regierung zu benutzen. In Brüssel, wo er mit Vertretern der belgischen Regierung und mit EU-Politikern sprach, sagte Arafat am Donnerstag, Israel wolle mit der ausgerufenen Feuerpause die israelischen Massen mobilisieren und sie auf einen groß angelegten Krieg gegen die Palästinenser vorbereiten. Zu dem plötzlichen Herztod seines Ministers für Jerusalemfragen, Faisal el Husseini, sagte er, ein israelischer Angriff mit Tränengas habe Husseinis Herz geschwächt. Der 60-Jährige war in Kuwait an Herzversagen gestorben.

Arafat nannte Husseini einen langjährigen Weggefährten, der ihm sehr nahe gestanden habe. Er werde am Freitag in Jerusalem beerdigt, sagte Arafat. Husseinis Herzprobleme hätten sich vor vier Tagen verschlimmert, als er auf dem Weg von Jerusalem nach Ramallah mit Tränengasbomben angegriffen worden sei.

Husseini war in den Augen der Palästinenser de facto der Bürgermeister von Ost-Jerusalem. Er gehörte zu den Gründern der PLO und kämpfte an der Seite Arafats. Im Jahr 1987 wurde er von der israelischen Justiz ohne Prozess inhaftiert, die ihn einen Terroristen nannte. Nach seiner Freilassung 1989 wurde er der führende Sprecher des ersten Palästinenser-Aufstandes gegen die israelische Besetzung (Intifada).

Der Präsident der Europäischen Kommission, Romano Prodi, forderte Arafat auf, sein Möglichstes zu tun, um die "radikalen Kräfte" in seiner Bevölkerung zu kontrollieren und "terroristischen Aktionen" vorzubeugen. Internationale Beobachter in der Region könnten zwar helfen, das Vertrauen wieder herzustellen. Zuvor müssten aber alle Beteiligten eine weit reichende Übereinkunft erzielen, sagte er nach einem Gespräch mit Arafat. EU-Außenkommissar Chris Patten und der palästinensische Planungsminister Nabil Shaath unterzeichneten eine Vereinbarung über EU- Finanzhilfen an die Palästinenser in Höhe von 60 Millionen Euro.

Die Gewalt in den Palästinenser-Gebieten setzte sich auch am Donnerstag fort. Im Westjordanland erschoss ein Palästinenser nach Armeeangaben einen 63-jährigen Israeli aus der Siedlung Mevo Dotan, als dieser im Auto bei Tulkarm unterwegs gewesen sei. Nach Palästinenser-Angaben erschossen Soldaten einen Palästinenser und verletzten einen weiteren. Bei einem Schusswechsel wurden zudem ein Palästinenser und ein arabischer Israeli verletzt. Bei den seit acht Monaten andauernden Unruhen sind mehr als 550 Menschen gestorben, zumeist Palästinenser.

Aus israelischen Regierungskreisen verlautete, Ministerpräsident Ariel Scharon habe in einem Telefonat US- Außenminister Colin Powell gedrängt, den Druck auf Arafat für ein Ende der Gewalt zu verstärken. Die palästinensischen Angriffe seien nicht hinzunehmen. Das Außenministerium teilte mit, Powell habe Scharon und Arafat in Telefonaten aufgefordert, ihre Zusammenarbeit wieder aufzunehmen.

Israels Präsident Mosche Katzaw sagte nach einem Treffen mit US-Präsident George W. Bush in Washington, er habe dem Präsidenten gesagt, Arafat habe die Macht, die Gewalt zu beenden. Mit dem US-Engagement in Nahost sei er "sehr zufrieden". Ein Sprecher des US-Präsidialamtes sagte, US-Vermittler William Burns werde am Wochenende wieder in die Krisenregion reisen.

Das Auswärtige Amt teilte indes mit, Bundesaußenminister Joschka Fischer trete am Freitag eine fünftägige Nahost-Reise an, die ihn nach Israel, in die Palästinenser-Gebiete sowie nach Ägypten und Jordanien führen werde. Vorgesehen seien unter anderem Gespräche mit Scharon und Arafat.

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