Der Niedergang der Amerikanischen Spionageabwehr

Geschrieben von Swissman am 29. Mai 2001 18:09:39:

Offenbar hätte der kürzlich enttarnte Verräter Robert Hanssen, etwas mehr Initiative seitens der zuständigen Stellen, bereits 1996 (!!) aus dem Verkehr gezogen werden können: 1996 wurde mit Earl Pitts ein anderer russischer Spion ausgehoben, der im Verhör seiner Vermutung Ausdruck verlieh, dass Robert Hanssen ebenfalls für den Osten spioniere! - Es ist absolut unverständlich, aber durchaus bezeichnend für den Schlendrian der Regierung Clinton, weshalb man diesem wichtigen Hinweis nicht nachging. Bereits eine einfache Überprüfung von Hanssens finanziellen Verhältnissen hätte Pitts Aussage untermauert. - Ohnehin wundert man sich, dass dies bei einem Mann in Hanssens Position nicht routinemässig von Zeit zu Zeit getan wird: In den 15 Jahren, während derer er für die Sowjets, bzw. Russen, spionierte, wurde er eingestandenermassen nie überprüft, noch musste er sich einem Lügendetektortest unterziehen.
Zu meinem Erstaunen werden übrigens die meisten Geheimnisträger in Diensten der US-Regierung nicht mehr, bzw. nur auf einen einigermassen konkreten Verdacht hin, mit einem Polygraphen getestet. - Lediglich für Personen mit Zugriff auf Informationen besonders hoher Geheimhaltungsstufen wird dies nach wie vor verlangt (Der Artikel (leider habe ich den Link nicht mehr) bezog sich auf die Zustände unter Bill Clinton: es ist gut möglich, und auch zu hoffen, dass George W. Bush andere Saiten aufziehen wird - in Anbetracht der kurzen Zeit, die er im Amt ist, wäre es jedoch ziemlich naiv, anzunehmen, dass sich vieles geändert hätte). Dieser "Test" ist jedoch völlig wertlos: Es gilt zu unterscheiden zwischen einem "freundlichen" und einem "unfreundlichen" Test. Der "freundliche" Test ist nicht viel mehr als ein freundliches Gespräch des Testers mit der Testperson. Dass jemand durchfällt kommt höchst selten vor. Unter Bill Clinton wurde das Verfahren, um auch ja "politisch korrekt" zu sein weiter verwässert: Gewisse Fragen darf man nicht mehr stellen - es könnte ja sonst geschehen, dass sich eine gesellschaftliche Minderheit "diskriminiert" fühlt (ein, geradezu klassisches, Beispiel hierzu ist die Frage "Sind sie homosexuell?" - dabei ist nun wirklich jedem, der sich ein wenig mit der Materie auskennt, klar, dass kaum jemand sein Land aus Gründen philosophischer Natur verrät: Viel häufiger sind die Gründe darin zu suchen, dass der betreffende erpressbar geworden ist, sei es, weil er Schulden hat, Drogen nimmt, trinkt, dem Glücksspiel verfallen ist, auf kleine Jungs steht, beim Seitensprung gefilmt wurde, homosexuell ist,... - sehr oft ist es auch schlichtwegs Geldgier) ... Und das muss man um jeden Preis verhindern - selbst wenn dies die Aushöhlung der nationalen Sicherheit mit sich bringt... :-(((
Beim "unfreundlichen" Test ist das Vorgehen gänzlich anders: Vorgängig wird der Verdächtige einer detaillierten Hintergrundüberprüfung unterzogen, während des Tests wird die Testperson unter anderem mit den Ergebnissen konfrontiert. Das Ziel der Übung besteht darin, den Befragten zu provozieren, ihn nervös zu machen, um ihn aus der Deckung herauszulocken (dem Befragten wird ziemlich schnell klar, dass er im Verdacht steht, für die Gegenseite zu arbeiten, zudem scheinen die Prüfer (gewöhnlich zwei bis drei Personen) alles über ihn zu wissen) - nur so ist es möglich, mittels eines Polygraphen einigermassen verlässliche Ergebnisse zu erzielen - da es sich aber keinesfalls um eine exakte Wissenschaft handelt, muss ein negatives Ergebnis zu Recht mittels Beweisen untermauert werden, um zu einer Verurteilung zu führen.
Dennoch ist der Polygraph, in den Händen eines erfahrenen Operateurs, ein äusserst nützliches Werkzeug zur Spionagebekämpfung - Davon abgesehen, dass damit von Zeit zu Zeit ein Verräter enttarnt werden kann, bringt der flächendeckende, wenn möglich auch noch unangekündigte, Lügendetektor eine generalpräventive Wirkung mit sich: Manch einer wird es sich zweimal überlegen, ob seine 30 Silberlinge das Risiko wirklich wert sind - Zumindest aber dürfte die Qualität seiner Nachtruhe empfindlich darunter leiden... ;-))

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