fast offT.: an die Kaffeetanten
Geschrieben von franz_liszt am 25. September 2002 11:03:29:
... wie mich *g*
fast off Topic? Nun, wer sagt "hauptsache billig", schneidet sich ins eigene Fleisch! Die Sorte Robusta schmeckt nicht, wird aber alleine übrigbleiben, wenn die kleinen Produzenten AUSGESTORBEN sind.
Gruß franz_liszt
Hier eine News mit vielen Infos:
Mittwoch, 25. September 2002
Preiskampf und Überproduktion
C-a-f-f-e-e - Wer trinkt so viel
Kaffee?Kaffee ist so billig wie noch nie. Im
Supermarkt kostet ein Pfund im
Sonderangebot zurzeit 2,49 Euro,
manchmal auch schon 2,20 Euro.
Zwischen drei und vier Euro muss
der Verbraucher für einen normalen
Filterkaffee bezahlen, 4,50 Euro
oder auch mehr für einen
Premium-Kaffee.
Was den einen freut, ist des anderen
Leid. Die Preise für die braunen
Bohnen liegen seit vier Jahren am
Boden. Dafür gibt es vor allem zwei
Gründe: Im Hauptanbauland
Brasilien hat sich zum einen die
Erntemenge seit dem Frostwinter
1997 stetig erhöht, in diesem Jahr
fährt das lateinamerikanische Land
gar eine Rekordernte ein. Zum
anderen ist mit Vietnam seit etwa
fünf Jahren ein neues Anbauland auf dem Markt getreten, dass binnen
kürzester Zeit zum zweitgrößten Exporteur weltweit aufgestiegen ist.
Mehr Kaffee aus Asien - weniger aus Kolumbien
Deutschland ist mit einem Einfuhrvolumen von rund 550.000 Tonnen
Rohkaffee das zweitwichtigste Abnehmerland nach den USA. Heute
kommt der Kaffee aber nicht mehr hauptsächlich aus Lateinamerika
sondern immer öfter aus Asien. Wichtigste Lieferländer waren 1981
Kolumbien (Anteil 33,9 Prozent), El Salvador (14 Prozent), Brasilien
(10,6 Prozent), Kenia (5,4 Prozent), Tansania (4,6 Prozent) und
Guatemala (4,1 Prozent). Im Jahr 2001 sah die Reihenfolge ganz anders
aus: Brasilien (25,3 Prozent), Vietnam (13,9 Prozent ), Kolumbien (11,5
Prozent), Indonesien (6,6 Prozent), Peru (5,4 Prozent) und Honduras (4,3
Prozent).
Mehr Kaffee aus Asien, das bedeutetet aber auch, dass in Deutschland
immer mehr Kaffee der billigeren aber minderwertigeren Sorte Robusta
konsumiert wird. Diese Kaffeeart wird vorwiegend in Asien angebaut und
an der Terminbörse in London gehandelt. Heute beträgt der Anteil der
Robustasorten 39 Prozent. Im Jahre 1960 stammten nur 20 Prozent der
Kaffeeernte von diesen Sträuchern. Vor allem in Süd- und Osteuropa wird
die kräftiger schmeckende Robustabohne bevorzugt.
In Nordeuropa beliebter und in der Regel qualitativ besser ist die Sorte
Arabica, die in Lateinamerika angebaut und in New York gehandelt wird.
Aber selbst in Brasilien steigen immer mehr Bauern auf die Robusta-Bohne
um. Der Preisunterschied zwischen beiden Sorten ist signifikant. Robusta
ist derzeit für 20 US-Cent je britisches Pfund zu haben, Arabica kostet
zwischen 50 und 60 Cent.
Kaffeepreis zum Teil unter Produktionskosten
Dieser Preis bedeutet aber immer noch ein historisches Tief. Laut Angaben
der Organisation TransFair in Köln, die - vor zehn Jahren gegründet - mit
inzwischen 800.000 Produzenten in den Anbauländern zusammenarbeitet,
liegen die Produktionskosten für ein Pfund Kaffee zwischen 80 und 90
Cent. Die Folge: Die Bauern verarmen und wandern in die Slums ab oder
bauen illegal Koka oder Mohn an.
Eine weitere Konsequenz : Qualität der angebotenen Ware sinkt, weil die
Bauern ihre Felder und die Pflanzen nicht mehr pflegen können, der Kaffee
schmeckt am Ende nicht mehr so gut. Die Produzentenorganisation Oxfam,
die 50.000 Kleinbauern in Lateinamerika vertritt, forderte gar eine
Vernichtung minderwertigen Kaffees um die Preise zu stützen.
Kaffee-Kartell funktioniert nicht
Doch Anbieterkartelle sind bisher stets am mangelnden Zusammenhalt
gescheitert. Was den Ölproduzenten mit der OPEC gelungen ist, nämlich
den Ölpreis weitgehend zu kontrollieren, will bei den Kaffeeanbauländern
nicht gelingen. Stattdessen drohe ein Zermürbungskrieg um die meisten
Marktanteile, meinen Analysten den Branche.
Anfang 2000 hatte die Vereinigung der Kaffee produzierenden Länder
(ACPC) in London beschlossen, dass die 14 Mitgliedsstaaten jeweils ein
Fünftle ihrer Produktion zurückhalten werden. Damit sollte der Trend
sinkender Kaffeepreise auf dem Weltmarkt gestoppt werden. Doch das
Kartell hat nicht gehalten. Indonesien hat gerade angekündigt seinen Anteil
am „Kaffeerückhalteplan“ wieder aufzugeben, weil Vietnam weiter ohne
Einschränkungen Ware verkaufe.
Vietnam hat mit Hilfe von Krediten der Weltbank seine Kaffeeproduktion
innerhalb weniger Jahre auf Weltmarktniveau gebracht. Das hat laut
Auskunft des Kaffeeverbandes in Hamburg unter anderem dazu geführt,
dass die Weltkaffeeproduktion seit ungefähr vier Jahren höher ist als der
Verbrauch. Mittlerweile sind in Europa die Lagerbestände so hoch, dass
damit der Jahresverbrauch gedeckt werden könnte. Das bedeutet aber
auch, dass Kaffee auf mittlere Sicht nicht teurer wird.
„Vom Kaffee leben können die Produzenten in Brasilien und Vietnam“,
meint Hans-Georg Müller, Sprecher des Kaffeeverbandes in Hamburg. „In
Kolumbien und Mittelamerika, wo der hochwertige Hochlandkaffee
angebaut wird, nehmen die Länder aber weniger ein, als sie für die
Produktion ausgeben.“ Mangelnde Pflege und weniger Ernten sind die
Folge.
Was ist in der "Jakobs Krönung"?
Für die Röster hierzulande bedeute dies, dass sie für wirklichen
Spitzenkaffee mehr bezahlen müssen als vorher. Und ein Anteil
hochwertiger Kaffee müsse in den gängigen Marken enthalten sein, sagt
Müller. „Die Röster passen sehr auf, dass sich beispielsweise der
Geschmack einer bekannten Marke wie Jakobs Krönung nicht verändert.
Da kann man nicht einfach mehr billigen Robusta-Kaffee untermischen.“
So spielt sich der Preiskampf bei Kaffee in Deutschland auch in den
Regalen der Supermärkte ab. „Es hat sich eingebürgert, dass Kaffee billig
sein muss“, beklagt Dieter Overath; Geschäftsführer von Transfair. Er
schätzt, dass rund 80 Prozent des Kaffees in Sonderaktionen über die
Ladentheke gehen. Müller vom Kaffeeverband kann diese Zahl nicht
bestätigen, gibt aber zu, dass Kaffee „Aktionsware“ sei, weil er die
Hausfrauen in die Läden locke.
Transfair bietet den Bauern 120 bis 140 Cent (für Bioware) je Pfund. Der
Kaffee ist im Laden dann entsprechend ein bis zwei Euro durchschnittlich
teurer als reguläre Ware. Der Anteil der fairen Ware ist in Deutschland
allerdings noch verschwindend gering. Mit 3000 Tonnen im Jahr liegt er bei
einem Prozent. Im Jahr 2001 hat Deutschland rund 10 Mio. Tonnen
Kaffee importiert.