Dramatische Eskalation in Mazedonien

Geschrieben von another am 24. Mai 2001 16:03:58:

Dramatische Eskalation in Mazedonien - Offensive und Regierungskrise

Skopje (dpa) - Der Konflikt in Mazedonien hat sich wegen eines Geheimabkommens der Albaner-Rebellen mit den beiden albanischen Regierungsparteien dramatisch verschärft. Die mazedonische Regierung begann am Donnerstag eine Großoffensive gegen von Freischärlern besetzte Dörfern im Norden und verwies den Sondervertreter der OSZE, den US-Diplomaten Robert Frowick, des Landes. Die Rebellen berichteten über den bisher heftigsten Angriff, bei dem zwölf Menschen getötet und 200 verletzt worden seien.

Die mazedonische Armee rückte mit Panzern und im Schutz von Artillerie vor. Ziel der Offensive sei es, "Terroristen zu isolieren und zu zerschlagen", sagte Armeesprecher Blagoja Markovski. Der Einsatz im Gebiet um die Ortschaften Slupcane und Vaksince solle Bedingungen schaffen, um Zivilisten aus dem Kampfgebiet nördlich der Stadt Kumanovo herauszubringen. Nach mazedonischen Rundfunkberichten sind bis zu 1 000 Rebellen in elf Dörfern nördlich von Kumanovo in Stellung gegangen.

Der US-Diplomat Frowick sollte das Land noch am Donnerstag verlassen, hieß es in Skopje. Er wurde aus Regierungskreisen beschuldigt, an Verhandlungen zwischen albanischen Politikern und den als "Terroristen" bezeichneten Rebellen der UCK-Gruppe beteiligt gewesen zu sein. Er habe vorher über einen Korridor verhandelt, über den sich die albanischen Rebellen in das benachbarte Kosovo zurückziehen sollten.

Die neue mazedonische Allparteien-Regierung stand nur knapp zwei Wochen nach ihrer Bildung vor einem Zusammenbruch. Nach dem Abschluss eines Abkommens der Führer der mitregierenden Albanerparteien mit dem Anführer der Albanerrebellen waren Regierungsvertreter in der Nacht zum Donnerstag in Skopje zu einem Krisentreffen zusammengekommen. Nach Regierungsangaben kamen zu dem Gespräch auch die Botschafter der USA, Großbritanniens und Frankreichs.

Vor dem Treffen hatte der mazedonische Verteidigungsminister Vlado Buckovski erklärt: "Wir können es nicht zu zulassen, dass Terroristen zur Hintertür hereinkommen und zu einem politischem Faktor werden." Statt die Terroristen zu isolieren, würden sich nun die gesetzmäßigen Albanerführer politisch isolieren, sagte der Minister. Er beschrieb die Lage als "sehr ernst".

Die mazedonische Nachrichtenagentur MIA meldete, die Vorsitzenden der Demokratischen Albaner-Partei (DPA) und der Partei des Demokratischen Fortschritts (PDP), Arben Xhaferi und Imer Imeri, hätten sich nahe der Kosovo-Hauptstadt Pristina mit dem Anführer der Nationalen Befreiungsarmee UCK, Ali Ahmati, getroffen. Die beiden Politiker und der Rebellen-Chef hätten bei dem Treffen eine Vereinbarung über Zusammenarbeit und "gemeinsame Aktionen" unterzeichnet.

Nach Angaben der Zeitung "Dnevnik" (Donnerstag-Ausgabe) kamen die Albaner überein, die Verfassung zu ändern. Danach soll Albanisch zweite offizielle Landessprache werden; die Vertreter der ethnischen Volksgruppen in der Verwaltung sollen proportional vertreten sein.


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