Israel
Geschrieben von Silvermoon am 22. September 2002 09:28:03:
Der folgende Text hat nichts (!) mit Prophezeiungen zu tun (sorry Johannes), aber ich finde den Artikel sehr wichtig! Bitte weiterverbreiten!
Aus der Neuen Solidarität Nr. 19/2002 Jetzt
http://www.solidaritaet.comWas Scharon tatsächlich vorhat
Aus Israel kommen Stimmen, daß Scharon nur auf eine passende Gelegenheit wartet, um einen "Blitzkrieg" gegen Israels arabische Nachbarstaaten zu führen und gleichzeitig die Palästinenser nach Jordanien zu vertreiben.
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Van Crevelds Kriegsszenario
Stammtischparole oder Warnung?
Amerikas "christliche Fundamentalisten"
Arafat im Fadenkreuz
--------------------------------------------------------------------------------Am 28. April veröffentlichte der bekannte israelische Militärhistoriker Martin van Creveld eine vielbeachteten Artikel im Londoner Sunday Telegraph, in dem er darauf hinwies, daß der israelische Regierungschef Ariel Scharon auf einen umfassenden Nahostkrieg hinarbeite. Was van Creveld unter der Überschrift "Scharon will die Palästinenser über den Jordan treiben" schreibt, stimmt in vieler Hinsicht mit der Einschätzung über die Lage in Nahost überein, die der Leser aus dieser Zeitung kennt. Die Tageszeitung Die Welt, der Prof. van Creveld seinen Aufsatz ebenfalls anbot, wollte offensichtlich dem deutschen Publikum diese Einschätzung nicht "zumuten".
Van Creveld geht davon aus, daß Scharons Kriegsplan auf seiner Vision eines Groß-Israel basiert, worin Jordanien ein "Palästinenserstaat" ist und die Ausschaltung der "terroristischen Infrastruktur" darin besteht, die palästinensische Bevölkerung über den Jordan zu vertreiben.
Im September 1970, als König Hussein von Jordanien gegen die Palästinenser in seinem Königreich vorging - so van Creveld - , hätte der damalige General Scharon argumentiert, Israels Unterstützung für den König sei ein Fehler gewesen. Israel hätte vielmehr versuchen sollen, das Haschemiten-Regime zu stürzen. Dann hätte man die Palästinenser aus den besetzten Gebieten in den neuen "Palästinenserstaat" vertreiben können. Scharon habe sich seither nie von dieser Auffassung distanziert.
Van Crevelds Kriegsszenario
Im Krieg von 1948 vertrieb Israel 650000 Palästinenser aus ihrer Heimat in die Nachbarländer, schreibt van Creveld. Doch wenn Israel etwas Ähnliches heute wieder versuchte, könnte dies sehr schnell zu einem regionalen Krieg führen. "Immer mehr Leute in Jerusalem glauben, genau das sei Scharons Ziel." Das sei auch eine Erklärung dafür, "warum Scharon - bekannt für seine weit vorausplanende Fähigkeit - immer so tut, als hätte er keinen Plan. Tatsächlich aber verfolgte er stets einen sehr genauen Plan - nichts weniger als Israel von den Palästinensern zu befreien."Nach van Creveld könnte sich folgendes Szenario entfalten: Sobald sich für Scharon eine günstige Gelegenheit ergäbe - etwa im Rahmen eines amerikanischen Angriffs auf den Irak, Unruhen in Jordanien oder eines spektakulären Terrorakts in Israel mit Hunderten Toten - würde ein neuer "Blitzkrieg" begonnen. "Israel würde blitzschnell seine Streitkräfte mobilisieren. Seine drei hochmodernen U-Boote gingen in Angriffsposition auf See, die Grenzen würden geschlossen, eine Nachrichtensperre verhängt und alle ausländischen Journalisten als Gäste der israelischen Regierung in einem Hotel festgesetzt." Man muß hier hinzufügen, daß die drei aus Deutschland stammenden U-Boote der Dolphin-Klasse nuklearwaffenfähig sind.
Dann kämen die elf gepanzerten Heeresdivisionen Israels zum Einsatz: fünf gegen Ägypten, drei gegen Syrien und eine gegen Libanon, womit drei übrig blieben, die sich nach Osten wenden könnten, und noch genügend Reserven, um einen Panzer in jedem arabischen Ort innerhalb Israels und in den besetzten Gebieten auffahren zu lassen. Nach Auffassung van Crevelds müßte man sich die Vertreibung der Palästinenser ungefähr so vorstellen: "Die Leute würden nicht einzeln aus ihren Häusern geholt, sondern mit schwerer Artillerie fortgejagt; die Schäden, die in Dschenin angerichtet wurden, würden sich dagegen vergleichsweise harmlos ausnehmen." Israelische Militärexperten meinten, so van Creveld, daß die ganze Operation in acht Tagen abgeschlossen sein könnte.
Keines der arabischen Nachbarländer, wie Jordanien, Ägypten, Syrien oder Libanon, wäre militärisch stark genug, um den israelischen Angriff aufzuhalten. Gegen den Irak, so meint van Creveld, könnte Israel sogar sein Nukleararsenal einsetzen. "Sollte Saddam so verrückt sein, auf Massenvernichtungswaffen zurückzugreifen, wäre Israels Reaktion so ,eindrucksvoll und schrecklich' (wie der frühere Ministerpräsident Jitzhak Schamir einmal sagte), daß sie jede Vorstellung überstiege."
Da nicht davon auszugehen sei, daß Europa Scharon in den Arm fallen werde, so van Creveld, könne nur eine einzige Regierung Scharon stoppen: die Vereinigten Staaten von Amerika. Aber die USA sähen sich "im Kriegszustand mit Teilen der moslemischen Welt", die der Unterstützung Osama Bin Ladens verdächtigt werden. "Amerika wird nicht notwendigerweise etwas einzuwenden haben, wenn diesen Ländern eine Lektion erteilt wird - besonders wenn dies so schnell und brutal wie der Feldzug von 1967 ablaufen und die Ölzufuhr nicht zu lange unterbrochen wird."
Stammtischparole oder Warnung?
In einem separaten Interview mit der Nachrichtenagentur EIR ging van Creveld weiter darauf ein, wie die Amerikaner Scharon unter bestimmten Bedingungen unterstützen würden. "Was wäre, wenn es zu einem massiven neuen Terrorakt in Amerika wie auf das World Trade Center käme? Oder was wäre, wenn wir in einigen Tagen in der New York Times läsen, daß hinter dem 11. September ein saudisches Komplott gemeinsam mit Bin Laden gestanden hätte? Unter solchen Umständen würden die Amerikaner sicherlich einen solchen Plan Scharons dulden."Wenn das so sei, wurde er daraufhin gefragt, wäre es nicht vorstellbar, daß bestimmte israelische Kreise selbst einen Terrorakt in Szene setzen könnten, um einen Vorwand für militärisches Losschlagen zu bekommen? Vielleicht sei er entrüstet, wenn man ihm eine solche Frage stellte, aber... "Warum soll ich entrüstet sein? Ich glaube es allerdings nicht", sagte van Creveld. "Wir haben uns damit in den 50er Jahren die Finger verbrannt [bei der sogenannten Lavon-Affäre, als israelische Agenten in Ägypten Bombenanschläge gegen amerikanische Einrichtungen verübten, um Amerika gegen die Regierung Nasser aufzubringen, aber dabei erwischt wurden]. Ich kann Ihnen aber sagen, daß man in den Internet-Chatrooms hier in Israel vielfach Vorschläge findet, der Mossad möge doch einen Terroranschlag inszenieren, den man dann den Arabern in die Schuhe schieben könne. Das klingt ziemlich verrückt, aber das kann man im Internet lesen."
Der Gang der Ereignisse im Nahen Osten und in Washington scheint van Crevelds Überlegungen zu bestätigen. Scharons Kriegspläne laufen parallel zu Washingtons Bestrebungen, einen Krieg gegen den Irak zu führen, die von Vize-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz, Richard Perle und den Kreisen um Zbigniew Brzezinski mit Nachdruck verfolgt werden. Ihr Ziel ist nicht, wie Anfang der 90er Jahre, mit Arabern und Westeuropäern eine Anti-Irak-Koalition zusammenzubringen, die dann mit einer neuen Madrider Friedenskonferenz abgespeist würde, sondern jetzt geht es darum, den Krieg der Zivilisationen anzuzetteln.
Amerikas "christliche Fundamentalisten"
Wie es derzeit aussieht, unterstützt kein einziges europäisches, geschweige denn arabisches Land einen Krieg gegen den Irak, und daran wird sich auch in absehbarer Zukunft nichts ändern. Van Creveld erklärte gegenüber EIRNA, er sehe auch erhebliche Widerstände im amerikanischen Establishment und der amerikanischen Bevölkerung. Was läge also näher, als daß jetzt Scharon einen "plausiblen Vorwand" sucht, um einen neuen Nahost-Krieg anzufangen?Innerhalb der Vereinigten Staaten wird Scharons Kriegskurs von den "christlichen Fundamentalisten" vorbehaltlos unterstützt, die bereits damit gedroht haben, den Republikanern bei den Kongreßwahlen im Herbst die Gefolgschaft zu versagen, wenn die Bush-Administration Druck auf Scharon ausüben sollte.
Ein weiterer führender israelischer Historiker drückte gegenüber EIR seine große Sorge über diese Entwicklung aus: "Ich beobachte die Beziehungen zwischen den christlichen Fundamentalisten und Israel seit einiger Zeit. Ich war sehr erschrocken, als ich jetzt im Radio hörte, wie 50 Millionen ,konservative christliche' Amerikaner, die hinter Israel stehen, aufgerufen wurden, Druck auf Präsident Bush auszuüben, Israel zu unterstützen und sich gegen die Vereinten Nationen in der Dschenin-Frage zu stellen. Das ist schon eine sehr große Zahl, aber ich halte sie für plausibel."
Bush unternimmt derweil Schritte, um seine Bindung an die christliche Rechte weiter zu konsolidieren. So ernannte er Jay Lefkowitz zum Leiter des Rates für Innenpolitik des Weißen Hauses, wo er für die Beziehung zum Kongreß zuständig ist. Die Washington Post berichtete, Lefkowitz solle sich dabei besonders zu der Beziehung zur "religiösen Rechten" kümmern. Dafür ist der ehemalige Mitarbeiter des berüchtigten Sonderermittlers Kenneth Starr in der "Lewinsky-Affäre" bestens geeignet, da er ein strammer Neokonservativer mit engen Beziehungen sowohl zu "christlichen Fundamentalisten" wie zu extremistischen Unterstützern Scharons in den USA ist.
Arafat im Fadenkreuz
Der erwähnte israelische Historiker befürchtet, daß sich die Regierung Bush auf Scharons Pläne zur "Ausschaltung" Arafats eingelassen hat. "Scharon geht von der Prämisse aus, daß die Palästinenserbehörde eine ,terroristische Organisation' und Arafat der ,Oberterrorist' ist. Es könnte so ablaufen, daß Arafat aus seiner Gefangenschaft in Ramallah freikommt, es dann aber zu einem Selbstmordattentat mit vielen getöteten Israelis kommt. Bei den darauf folgenden gewaltsamen Auseinandersetzungen würde Arafat dann getötet."Hinzu kommt der Umstand, daß die Regierung Bush zusammen mit Scharon die Bemühungen von UN-Generalsekretär Kofi Annan sabotiert hat, die Kriegsverbrechen im Flüchtlingslager Dschenin von einer unabhängigen Kommission untersuchen zu lassen. Bush belohnte Scharon jetzt sogar mit einer Einladung ins Weiße Haus, obwohl sich dieser nicht auf Bushs Forderung einließ, die israelischen Truppen aus den Palästinensergebieten zurückzuziehen.
Militärbeobachter in Israel selbst erklären unterdessen, man erwarte jederzeit eine neue Runde terroristischer Anschläge, die dann zu einer neuen Großoffensive der israelischen Armee führen würde.
Dean Andromidas
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