Arafats Zukunft - sieht nicht rosig aus
Geschrieben von Hubert am 21. September 2002 09:00:16:
Als Antwort auf: Arafats Zukunft geschrieben von Heraklit am 21. September 2002 07:22:37:
Armee zerstört Großteil von Arafats Amtssitz - Erste Zusammenfassung (neue Einzelheiten)
Ramallah (AP) Die israelische Armee hat in der Nacht zum Samstag in Ramallah weitere Teile des Amtssitzes des palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat zerstört. Ein Berater Arafats sagte, lediglich ein Flügel des Hauptbürogebäudes sei verschont geblieben. Dort hält sich Arafat mit einigen Vertrauten sowie rund 20 Männern auf, die nach israelischen Angaben unter Terrorverdacht stehen. Am Morgen erschütterten fünf laute Explosionen den Komplex. Der UN-Sicherheitsrat will sich auf Antrag der Palästinenser am Montag mit der Situation im Nahen Osten beschäftigen.
Arafats Berater erklärten, sie befürchteten einen Zusammenbruch des Bürogebäudes. Arafat selbst sei in der Schusslinie von Scharfschützen. «Präsident Arafat und diejenigen, die bei ihm sind, sind in Gefahr», sagte Nabil Abu Rdeneh am Samstagmorgen. Er forderte ein unverzügliches Einschreiten seitens der internationalen Gemeinschaft.
Bulldozer hoben einen tiefen Graben um Arafats Amtssitz aus, und Soldaten umzäunten das Hauptgebäude mit Stacheldraht. Arafat war im Obergeschoss eingeschlossen, nachdem die Armee die Treppe zum Erdgeschoss mit einer Panzergranate zerstört hatte, wie die Palästinenser weiter mitteilten. Auch ein Übergang zu einem anderen Gebäudetrakt im ersten Stock wurde zerstört. Arafat wurde damit von einem Großteil seiner Leibwächter abgeschnitten. Die israelische Armee erklärte, ihr Ziel sei, die gesuchten Extremisten in Arafats Büro weiter zu isolieren, um sie zur Aufgabe zu bewegen.
Über Nacht verließen 27 Männer das Gebäude, die aber offenbar nicht auf der israelischen Fahndungsliste standen. Am Samstagmorgen erschütterten fünf Explosionen den Flügel des Gebäudes, in dem sich die Leibwächter aufgehalten hatten.
Mit der Belagerung des Hauptquartiers reagiert Israel auf den Selbstmordanschlag vom Donnerstag in Tel Aviv. Neben dem Attentäter kamen dabei sechs Menschen ums Leben, weitere 50 wurden verletzt.
Die USA riefen Israelis und Palästinenser zur Zurückhaltung auf. Der Pressesprecher des Weißen Hauses, Ari Fleischer, sagte am Freitag, Israel habe zwar das Recht zur Selbstverteidigung, müsse aber die Konsequenzen seines Handelns im Sinn behalten. Konkret erwähnte Fleischer den Reformprozess innerhalb der Palästinensischen Autonomiebehörde, der auf dem Spiel stehe. Zu den Palästinensern sagte er, sie hätten die Verantwortung, Anschläge zu verhindern und Extremisten festzunehmen.
Der Nahost-Sondergesandte der Vereinten Nationen, Terje Roed-Larsen, kündigte die baldige Entsendung eines Expertenteams in die palästinensischen Gebiete an. Wenn Israel seine Restriktionen im Gazastreifen und Westjordanland nicht lockere, «könnte die Krise binnen Monaten außer Kontrolle geraten», sagte Roed-Larsen vor dem Sicherheitsrat in New York. Der UN-Gesandte sprach von einem Teufelskreis: Israels gestiegenes Sicherheitsbedürfnis führe gleichzeitig zu einer Verschlechterung der Lebensumstände der Palästinenser. Die Hälfte der palästinensischen Bevölkerung sei gegenwärtig auf Lebensmittelhilfe angewiesen.