N: Im Südlibanon droht ein Konflikt ums Wasser (Welt)
Geschrieben von Subman am 20. September 2002 00:10:40:
Im Südlibanon droht ein Konflikt ums Wasser
Berlin - 1952 schossen die Israelis scharf, als die Syrer den Kibbuzim im Norden des Landes das Wasser abgraben wollten: Die Drohung wirkte. Aber bis heute ist der Streit um Golan und Westbank - auch - ein Wasserstreit. Denn alles Wasser läuft in den Jordan, der den See Genezareth speist und damit den National Water Carrier der Israelis. Wer daran rührt, spielt mit Krieg.Zu den oberen Zuflüssen des Jordan-Zubringers Nahr Hasbani gehört der Wazzani im südlichen Libanon. Die Regierung des Landes, gewiss nicht ohne Ermutigung aus Damaskus, will dessen Gewässer ableiten, um den Dörfern an der Grenze zu helfen. Die Israelis warnen, der kalte Krieg mit Hisbollah, dem Libanon und Syrien könne schnell heiß werden, wenn die Regierung in Beirut mit ihrem Projekt weitermacht. Damit droht, während der israelisch-palästinensische Konflikt weiter schwärt und der Irak von den USA in die Zange genommen wird, ein weiterer Konflikt in der Region.
Wahrscheinlich geht es in erster Linie nicht um Wasser, sondern um den drohenden Irak-Krieg. Die US-Politik muss auf Begrenzung setzen, wie schon 1991, als Washington alles tat, die Israelis herauszuhalten. Für die USA wird der Nebenkriegsschauplatz im Südlibanon, wo Syrien die Oberherrschaft hat und die schiitische Miliz Hisbollah den Alltag kontrolliert, zum falschesten Zeitpunkt eröffnet.
Die Israelis werden in die Entscheidung gezwungen, die Wasserableitung zuzulassen oder der amerikanischen Strategie in die Quere zu kommen. Schicken die Israelis ihre F-16, wird es für Saddam Hussein einfacher, sich zum Vorkämpfer der arabischen Sache aufzuwerfen, während Amerikas arabische Verbündete in Zerreißproben geraten zwischen Straße und Staatsräson. Die Araber dagegen vermuten, Israel nutze den Wasserkonflikt, um den Rückzug aus dem Südlibanon vom Mai 2000 rückgängig zu machen. So oder so: Die krisen- und kriegsschwangere Lage wird nicht besser.