Re: N: Däubler-Gmelin nach Bush-Hitler-Vergleich unter Beschuss der CSU

Geschrieben von Torsten am 19. September 2002 14:58:57:

Als Antwort auf: N: Däubler-Gmelin nach Bush-Hitler-Vergleich unter Beschuss der CSU geschrieben von XI am 19. September 2002 13:43:35:

Liebe Leute,

nun ja, einige Vergleiche drängen sich da schon auf. Unbewiesene Behauptungen: Achse des Bösen, Saddams "Trick" mit den UN-Inspektoren, Bedrohung Schorschis, jüdisch-bolschewistische Verschwörung, Gefahr aus dem Osten Adolfs bieten schon Parallelen. Auch die aggressive Umsetzung nationaler Interessen ("Präventivschlag") ist recht ähnlich. Klingt das "amerikanische Jahrtausend" (wenn auch nicht bei öffentlichen Auftritten verwendet) nicht wie "Tausendjähriges Reich"? Auch die Inhaftierung potentieller Gegner (sprich Muslime) ohne Anklage oder Gerichtsurteil nach dem 11.09. klingt nach Einrichtungen, die im Dritten Reich der konzentrierten Unterbringung und somit Entschärfung ideologischer Gegner dienten - das zugehörige Wort nenne ich nicht, man könnte mir sonst antiamerikanische Hetze vorwerfen. Zu schweigen von der völkerrechtswidrigen Behandlung von Kriegsgefangenen im Stützpunkt Guantanamo.

Andererseits gebe ich natürlich zu, daß Hitler eine wohl kaum erreichbare Qualität an Menschenfeindlichkeit, Demagogie und Brutalität verkörpert, so daß sich jeder persönliche Vergleich verbietet. Aber solche Vergleiche gehören zu den Ausdrucksmitteln politischer Rhetorik. So wurde ja auch die DDR mit dem Dritten Reich und Gorbi mit - war es Göring oder Goebbels? - verglichen. Solche "Patzer" sind nicht erst seit heute an der Tagesordnung. Sie lenken von der Sachdiskussion ab.

Sachlich betrachtet ist die US-amerikanische Außen- und Wirtschafts-, teilweise auch Innenpolitik einfach mit humanistischen und demokratischen Grundsätzen wie einem globalen Miteinander unvereinbar und oft genug völkerrechtswidrig - und da rede ich nur von der offiziellen Politik. Das im Detail zu diskutieren, würde aber gleichermaßen Entscheidungen und Handlungen der Deuschen Politik ins Schußfeld rücken - und daran ist natürlich keinem der Berliner Nichtsnutze gelegen. So begnügt man sich mit rhetorischen Scheingefechten, die den Bürger in der Gewißheit wiegen, daß sprachliche und sachliche Fehlgriffe nicht durchgehen. Dabei gehen nur sprachliche Fehlgriffe nicht durch. Währenddessen nehmen wir an Aggressionskriegen teil (Afghanistan) und bereiten weitere vor (oder stehen die ABC-Spürpanzer als Dekoration in Kuwait?).

Viele Grüße

Torsten




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