Re: Nix Stoiber - Den Linken gehen nur die Argumente aus

Geschrieben von Johannes am 19. September 2002 02:34:44:

Als Antwort auf: Re: Nix Stoiber - Den Linken gehen nur die Argumente aus geschrieben von H.Joerg H. am 19. September 2002 01:33:31:

> Dir scheint es unter 16 Jahren Kohl´scher Verkohlung besonders gut
> gegangen zu sein,


N'Abend Jörg,

was heißt besonders gut? Besonders gut nicht, aber ich kann auch nicht klagen. Zumindest hatten wir Frieden in dieser Zeit.

Danach kam Rot-Grün dran, und so war es Deutschland endlich (?) wieder möglich, sich an Kriegen zu beteiligen. Was vorher undenkbar war, wurde Wirklichkeit. Ich sehe noch die Bilder vor mir, wo unser Verteidigungsminister stolz verkündete, die Flugezuge der Bundeswehr seien von ihrem ersten Tageseinsatz unversehrt wieder zurückgekehrt. Wow, wir sind wieder wer! Und Deutschland erfüllt nun endlich wieder seine Rolle in der Welt! ???

Du wirst wahrscheinlich sagen, das wäre unter Kohl auch passiert. Aber genau da habe ich meine Zweifel. Nicht wegen Kohl, der hätte wohl mitgemacht. Aber die Grünen in der Opposition - die hätten als Opposition doch eher den Bundestag in Schutt und Asche gelegt, als einen Angriff von deutschem Boden aus zuzustimmen. Aber einmal in der Regierung, da lockt natürlich die Macht und bringt alles andere zum Schweigen. So daß ich behaupte: Dieser erste Krieg (seit 45) war nur möglich, weil die Grünen in die Regierung eingebunden waren.

Für mich hat das zu einem Umdenken geführt. Mit einem Freund habe ich mich sehr, sehr lange unterhalten. Der eine von uns eher konservativer FDP-Wähler, der andere Stammwähler einer der beiden Volksparteien. Und wir haben uns damals zur Europa-Wahl entschieden, daß es so nicht weitergeht. Der eine von uns wählte dann eine linke Splitterpartei, der andere eine rechte Splitterpartei. Nein, nicht aus Überzeugung. Freiwillig hätten wir beide diese Parteien nicht gewählt. Aber als Versuch, eine Alternative zu ermöglichen zu den im Bundestag vertretenen Parteien, die im Endeffekt doch alle das gleiche machen und die Bevölkerung erst gar nicht fragen. Und so konnten wir beide der Entscheidung des anderen zustimmen, eine Partei zu wählen, die wir bestimmt nicht als erste Wahl ansehen. Aber vielleicht als Alternative.

> wenn du nun mit dem Vorwurf einer Fälschung der Grünen daherkommst.

Du kannst daran auch umgekehrt sehen, daß ich zumindest heute dem (früheren) Anliegen der Grünen recht positiv gegenüberstehe (in Bezug auf Umweltschutz). So halte ich auch Renate Künast für die fähigste Ministerin unserer Regierung.

Aber eben deshalb, weil ich den Betrug am Wähler satt habe (Einheitspolitik der etablierten Parteien statt echten Alternativen) möchte ich echte Information, nicht Betrug am Wähler. Und somit ist es für mich unterste Schublade, sich als die auszugeben, die man in Wirklichkeit bekämpfen will. Wer will denn solchen noch glauben, wenn sie an der Macht sind? Ich wünsche mir statt dessen Politiker, die geradeheraus zu ihrer Meinung stehen und nicht versuchen, als Wolf im Schafspelz das Lager des politischen Gegners von innen heraus aufzumischen. Und daß dieser geplante Betrug am Wähler (durch Verunsicherung) ernst genommen wird, hast Du ja hier im Forum gesehen.

> Als ob ein bisschen Regionalgeplänkel ausschlaggebend für den Ausgang der
> Wahl am Sonntag wäre.

Dies war kein Regionalgeplänkel, sondern das Betrugsschreiben ging wohl bundesweit an alle größeren Gemeinden und die Meldung wurde auch über dpa verbreitet.

> "Dein" Stoiber

Ich werde, wenn Du es schon ansprichst, mit meiner Zweitstimme übrigens weder die Union noch Rot-Grün wählen, sondern eine Kleinpartei, die ich zuvor noch nie gewählt habe.

Was den Ausgang der Wahl angeht, so bin ich überzeugt, daß Deutschland in den Krieg ziehen wird, wenn Schröder Kanzler bleibt. Die jetzige Zurückhaltung ist nur Wahlkampftaktik, danach wird es schon einen Grund für die Solidarität geben. Nicht vergessen sollten wir, daß der Bündnisfall der Nato noch immer gilt, er wurde nicht zurückgenommen.

Wenn Stoiber Kanzler wird, dann haben wir eine starke Opposition. Die als erstes gegen einen höheren Rentenbeitragssatz protestieren wird, den auch Schröder sofort festsetzen würde (müßte) - und dann gegen den Krieg, den auch Stoiber führen würde. Nur haben wir dann eine starke Opposition, die keine Rücksichten mehr nehmen muß, um nur ja mit an der Macht zu bleiben. Hier halte ich in der Folge Unruhen für möglich, schlimmer als "68".

Du siehst, es ist für mich wie Pest oder Cholera, ich kann keinem von beiden zustimmen, aber ich sehe unterschiedliche Folgen. Und werde in Abwägung der Umstände dieses Mal meine Zweitstimme lieber einer Kleinpartei geben (und in Hessen gegen 2 der Regierungsvorlagen für die Verfassungsänderung stimmen).

Aber hier im Forum werde ich mich nicht dazu äußern, wen ich nun genau wählen werde, denn Parteipolitik hilft uns nicht weiter. Was uns aber weiterhelfen würde, das wären echte Argumente. Und Parteien, die Inhalte vertreten und nicht zum Kanzlerwahlverein mutieren. Während ich gerade deshalb Frau Künast schätze, war die genannte Aktion der Kernkraftgegner dagegen nicht nur lau, sondern mies. Dagegen wollte ich protestieren und mich nicht pro Stoiber oder Schröder äußern. Zumal ich keinen der beiden wählen werde.

Gruß

Johannes


Antworten: