So entstehen Gerüchte...

Geschrieben von Swissman am 17. September 2002 23:53:39:

Als Antwort auf: Der Irak hat aus Brasilien atomwaffenfähiges Uran bezogen geschrieben von karlbauknecht am 17. September 2002 08:48:21:

Als ich die Meldung gestern zum ersten Mal las, war noch expressis verbis von *Uranerz* die Rede - Um daraus eine Nuklearwaffe zu bauen, muss muss zuerst einmal das Uran über mehrere Zwischenschritte extrahiert werden. Der enstehende "Yellow Cake" enthält ziemlich genau 0,7% U-235. Wenn man denn unbedingt eine Bombe auf Uranbasis bauen will, muss das U-235 auf eine waffenfähige Konzentration von über 99% angereichert werden. Der dazu nötige Aufwand ist derart gewaltig (die USA brauchten mehrere Jahre, und schmolzen den gesamten Silbervorrat der Fed zu Drähten für Calutrone um, um am Schluss ganze zwei (!) Bomben zu erhalten), dass man die Anreicherung bei 4,5% abbrechen, einen Atomreaktor bauen und Plutonium erbrüten wird, welches man anschliessend auf rein chemische Weise abtrennen kann. Zudem ist die kritische Masse für Plutonium deutlich tiefer, als für U-235. (Kein Mensch baut heute noch Uranbomben - und das aus gutem Grund)

Der langen Rede kurzer Sinn: Egal, ob Saddam sich für eine Uran- oder Plutonium-Bombe entscheidet, der nötige Vorlauf lässt sich im Zeitalter der Spionagesatelliten nicht mehr verheimlichen: Er braucht entweder einen Reaktor (hat er nicht) oder eine riesengrosse Halle mit Calutronen, bzw. eine nicht ganz so grosse Halle, mit Zentrifugen (der Markt für Ultra-Zentrifugen ist leicht überschaubar - eine entsprechende Lieferung in den Irak wäre aufgefallen, und mit Sicherheit abgefangen worden.).

Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass Saddam die Bombe zwar gerne hätte, sie aber in absehbarer Zukunft nicht bauen kann. - Die andauernd wiederholte Meldung, Saddams Wissenschaftler wüssten, wie sie die Bombe bauen müssten, es fehle ihnen "nur" noch waffenfähiges Material, ist ja wohl lächerlich: Ohne waffenfähiges Material nützt den Irakern ihr gesamtes Wissen um die A-Bombe rein gar nichts. Umgekehrt wage ich zu behaupten, dass im Prinzip jeder Physiker, rein theoretisch, in der Lage wäre, vorausgesetzt, man gäbe ihm reines Plutonium, daraus eine primitive Bombe (mit dementsprechend niedriger Sprengkraft) zu bauen.


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