News: Panik vor BSE ähnlicher Seuche

Geschrieben von Joachim am 15. August 2002 14:24:41:

Amerika nimmt sein Wild aufs Korn - Panik vor BSE ähnlicher Seuche

Von Gisela Ostwald, dpa =

New York (dpa) - Ein Hirnleiden, das dem Rinderwahn (BSE) und der
neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJK) bei Menschen
ähnlich ist, breitet sich mit Furcht erregender Geschwindigkeit unter
Nordamerikas Wild aus. Das Ministerium für Naturschätze im US-Staat
Wisconsin hat den Abschuss von 50 000 Hirschen bis zum Jahresende
angeordnet. Der Grund: Bis zu 20 Prozent der Tiere könnten mit dem
Nervenleiden Chronic Wasting Disease (CWD) infiziert sein. Und
niemand weiß genau, ob sich die Krankheit auf Menschen überträgt.

Auch in Kanadas westlicher Provinz Saskatchawan wurden schon mehr
als 100 CWD-Fälle bei Wild nachgewiesen, ausgerechnet bei Hirschen,
die wegen ihrer Keulen und des als Trophäe sowie als Aphrodisiakum
begehrten Geweihs gezüchtet wurden. Selbst an der Grenze nach Mexiko
gab es schon ein erstes CWD-Opfer. Im Raketentestgebiet White Sands,
im Süden von New Mexico, wurde das tückische Leiden bei einem
Maultierhirsch (Odocoileus hemionus) festgestellt.

Der Fall beunruhigt auch im Nachbarstaat Texas. Robert Cook, der
zuständige Minister in der Landeshauptstadt Austin, bemühte sich
deshalb redlich, Zuversicht unter Jägern zu verbreiten. "Die Lage
verlangt zwar Aufmerksamkeit", mahnt er, "... doch sollten wir uns
deshalb nicht von einer Jahrhunderte alten Tradition abbringen
lassen".

Dabei warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf
ausdrücklich vor dem Genuss von CWD verseuchtem Wild. Außerdem
sollten "Jäger auf jeden Fall Latex-Handschuhe anziehen, wenn sie
Wild im Freien zerlegen und das Fleisch von den Knochen abtrennen",
heißt es in einer Mitteilung des texanischen "Parks & Wildlife"-
Ministerium vom Juli. Tatsächlich zählt die Hirsch- und Elchseuche
CWD ebenso wie der Rinderwahn BSE zu den von Prionen verursachten
Hirnleiden. Sie durchsetzen das Gehirn ihrer Opfer wie ein Schwamm.

Zwar steht fest, dass das Fleisch von BSE-Rindern beim Menschen zu
der tödlichen vCJK führen kann, einer Variante der Creutzfeldt-
Krankheit bei jungen Leuten in ihren 20er und 30er Jahren. Der
gleiche Beweis steht für CWD jedoch noch aus. Dabei legen drei
Todesfälle von jungen Leute um 30, die entweder selbst jagten oder
das von Verwandten erlegte Wild aßen, den Verdacht nahe.

Der CWD-Befall eines Tieres lässt sich zweifelsfrei bisher nur
durch Obduktion und Gewebeproben vom Hirn bestimmen. Forscher in
Colorado sind dabei, einen Test zu entwickeln, der die Seuche an
einem Rachenabstrich erkennt. Nach Beschreibung des Jagdministeriums
von Wisconsin magert CWD infiziertes Wild nach einer Inkubationszeit
von 18 oder mehr Monaten bis auf die Knochen ab, verhält sich wirr
und torkelt, verliert ständig Speichel und kann kaum mehr schlucken,
bis es schließlich zusammenbricht.

Da CWD weitaus ansteckender zu sein scheint als der Rinderwahn
haben Dutzende von US-Staaten inzwischen den Import von Wild aus
Nachbarregionen verboten. Denn wie es aussieht, ist der Handel mit
Zuchthirschen schuld an der Verbreitung der Hirnseuche aus dem Rocky-
Mountains-Staat Colorado bis in den Norden Kanadas und an die Grenze
Mittelamerikas.

Erstmals seit 1876 wurde die Jagd auf Hirsche bereits im August
freigegeben. Das Angebot stieß auf großes Interesse. Schon in den
ersten Wochen stellte das Ministerium 1100 Jagdscheine aus. Außerdem
wurde rund 300 Landbesitzern erlaubt, noch im Hochsommer in ihren
eigenen Wäldern die Flinte anzulegen.

©dpa

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