Test (owT)

Geschrieben von Test am 08. August 2002 23:05:33:

Das muß man einrahmen und über das bett hängen. zum ersten Mal wird eine Invasion von Seiten Russlands in einer großen deutschen tageszeitung angesprochen. merkt euch diesen Tag. Na ja...es geht voran.

"Ein Krieg gegen Irak würde keine fünf Wochen dauern"

Ex-CIA-Direktor Woolsey: Der Westen soll weitere Ölvorräte anlegen. Auf Saudi-Arabien ist kein Verlass mehr

Berlin - In Washington geht die Debatte um einen möglichen Krieg gegen den Irak weiter. Schon seit langem warnt James Woolsey vor der irakischen Bedrohung. Seine Stimme hat noch immer Gewicht unter den amerikanischen Sicherheitsexperten, selbst unter denen, die Präsident George W. Bush nahe stehen. Unter Bill Clinton bekleidete er von 1992 bis 1995 das Amt des CIA-Chefs. Mit James Woolsey sprach Nathan Gardels von "Global Viewpoint".

DIE WELT: Der Irak scheint wieder stärker ins Visier Washingtons zu treten. Ein Krieg würde auch das amerikanisch- saudi-arabische Verhältnis beeinträchtigen. Überhaupt hat Saudi- Arabien im Kampf gegen die Al Qaida nicht die beste Figur gemacht. Bleiben wir also zunächst bei den Saudis. Wie sollte Amerika mit ihnen umgehen?

James Woolsey: Zunächst müssen wir unsere Abhängigkeit von Saudi-Arabien verringern. Wir müssen mehr erneuerbare Treibstoffe produzieren. Wir müssen unsere Pipelines nach Russland ausbauen, damit die Russen einen größeren Anteil am Weltölmarkt übernehmen können. Darüber hinaus müssen wir nicht nur die Ölreserven der USA vergrößern, sondern auch unsere Verbündeten auffordern, ihre eigenen Rationen zu erhöhen, damit wir, falls und wenn die Saudis damit drohen, ihre Ölwaffe einzusetzen, dazu in der Lage sind, die Auswirkungen zu neutralisieren. All diese Maßnahmen werden die Fähigkeit der Saudis untergraben, das einzige wirkliche Mittel ihrer staatlichen Macht zu nutzen. Saudi-Arabien war einmal Amerikas Verbündeter im Kalten Krieg und sogar unser Freund. Doch diese Zeiten sind vorbei.

DIE WELT: Was soll gegen den Irak unternommen werden?

Woolsey: Eines ist wichtig: Wenn wir die Absicht haben, gegen das Regime im Irak vorzugehen, müssen wir das auch wirklich wollen. Unser Ziel muss sein, ein Regime zu schaffen, das auf Demokratie beruht. Wir sollten nicht nur einen Staatsstreich anstoßen, der einen Diktator durch einen anderen ersetzt. Wenn unsere Verbündeten auf unserer Seite stehen - und wir unsere Stützpunkte in Katar, Bahrain und Kuwait nutzen können -, sind wir dazu in der Lage, erfolgreich zu sein. Es wäre nützlich, eine Operationsbasis in Saudi-Arabien zu haben, aber nicht entscheidend. Tatsächlich werden wir die Kooperation der Saudis nur gewinnen, wenn sie sehen, dass wir auch ohne sie vorgehen können. Denn dann wollen sie in der Geschichte nicht auf der falschen Seite stehen, dort, wo sie jetzt sind.

DIE WELT: Welches militärische Szenario wird "Erfolg" haben?

Woolsey: Wir müssen Stützpunkte in der Türkei nutzen können. Und wir müssen mit den Briten zusammenarbeiten, die - wie die Kampagne in Afghanistan gezeigt hat - die Art von militärischem Potenzial haben, das sich gut mit unserem verflechten lässt - auf eine Art, die mit unseren anderen Alliierten nicht möglich ist. Die meisten europäischen Länder sind gut ausgerüstet, um sich mit Infanterie und Artillerie gegen eine Invasion aus Weißrussland zu verteidigen. Doch sie haben nur teilweise das Potenzial, sich gegen chemische oder bakteriologische Kriegsführung zu verteidigen, und keine sehr gut entwickelten Spezialeinheiten. Aber hier liegt der Schlüsselpunkt: Im Golfkrieg haben wir fünf Prozent der so genannten intelligenten Waffen eingesetzt, das sind Waffen, die ihre Ziele eigenständig finden. Damals haben wir nicht direkt auf Kommando- und Kontrollzentralen oder die Einrichtungen der Staatsmacht gezielt. In Afghanistan haben wir 65 Prozent dieser "smart weapons" eingesetzt. Davon ausgehend, dass wir im nächsten Irak-Krieg den gleichen Anteil dieser Waffen wie in Afghanistan einsetzen und diesmal verstärkt auf Kommando- und Kontrolleinrichtungen zielen sowie auf Schlüsselorgane des irakischen Staates, würde ein Lufteinsatz relativ früh entscheidende Resultate bringen. Sicherlich würde die Art von gezieltem Beschuss, den wir durchführen können, den Hauptteil der irakischen Armee überzeugen, sich dem zu ergeben, der gerade vorbeikommt. Es würde keine fünf Wochen dauern wie 1991, als die Armee vor jedem kapitulierte, auf den sie stieß, einschließlich italienischer Fernsehteams. Es besteht sogar die Chance, dass wir, bei der richtigen Zusammenarbeit mit den Kurden und Turkmenen aus den nördlichen Schutzzonen, eine effektive Militärstreitmacht aufstellen könnten - ähnlich der Nordallianz in Afghanistan. Im Süden gibt es keine Schutzzone oder vergleichbare Kräfte. Dort würden wir 100.000 bis 200.000 US-Soldaten brauchen. Selbst wenn der Hauptteil der Armee kapitulieren sollte, könnte es durchaus zu einem blutigen Krieg kommen. Deswegen müssen wir mit einer überwältigenden Truppenstärke hineingehen.

DIE WELT: Sind Sie besorgt, der Irak könnte seine Massenvernichtungswaffen gegen die Vereinigten Staaten einsetzen oder diese Waffen an Terroristen übergeben, die diese wiederum einsetzten?

Woolsey: Beides. Wenn wir zulassen, dass das irakische Regime - mit seinen Verbindungen zum Terrorismus, seinen historischen Ambitionen und seiner nachgewiesenen Bereitschaft, in einem Krieg chemische Waffen einzusetzen - sein Potenzial mit jedem neuen Monat weiter ausbaut, ist das ein Fehler, den wir mit Sicherheit auf tragische Weise bereuen würden. Historisch gesehen wäre dieser Fehler vergleichbar etwa mit dem Fehler der Alliierten, sich Hitler nicht schon 1934 entgegengestellt zu haben, als er das Rheinland einnahm. Als Europa sich dann gegen Hitler wehrte, als er 1939 in Polen einmarschierte, war er schon zu stark, um schnell aufgehalten zu werden. Der Westen kann nicht einfach darauf warten, dass Saddam sein Potenzial an Massenvernichtungswaffen ausbaut.

DIE WELT: Die neue Doktrin, die sich aus dem "asymmetrischen" Kampf gegen den Terror ergeben hat, ist "Abschreckung im Voraus" oder präventive Kriegsführung. Da Terroristen immer den Vorteil haben, jederzeit zuzuschlagen, besteht die einzige Verteidigung darin, sie dort zu erwischen, wo sie gerade sind, bevor sie das Potenzial für einen vernichtenden Schlag entwickeln. Sind Sie mit dieser neuen Doktrin einverstanden?

Woolsey: Das ist ein wichtiger Teil des neuen Denkens. Was allerdings die Rechtmäßigkeit betrifft, so befinden wir uns mit dem Irak noch immer im Krieg. Die Vereinten Nationen und der US-Kongress haben ihn 1991 autorisiert. Saddam glaubt nicht, dass der Krieg vorbei ist. Er verstößt noch immer gegen das Waffenstillstandsabkommen. Das eigentliche Risiko besteht darin, dass jemand bei den Vereinten Nationen mit einem unausgegorenen Inspektionsplan ankommt, dem Saddam zustimmt und bei dem die Menschen sagen: "Ah, jetzt ist das Problem gelöst." Unsinn. Er hat schon früher die Inspektoren getäuscht. Er hat vorgegeben, keine biologischen Waffen zu haben, bis sein Schwiegersohn überlief und ausgepackte. Jetzt lügt Saddam, wenn er sagt, dass er diese Waffen vernichtet hat. Und wir wissen, dass er über mobile Laboratorien verfügt. Wie kann man einer Inspektion vertrauen, wenn es mobile Laboratorien gibt, die durch die Hintertür verschwinden, wenn man vorne an die Tür klopft? Sein Potenzial ist zu weit verstreut und vergraben. Jeder, der glaubt, dass eine Inspektion funktioniert, verschließt sich der Realität wie ein Strauß, der den Kopf in den Sand steckt. Wir führen einen neuen Krieg, in dem Attentate, Täuschung und Verstellung die Strategie des Feindes dominieren - die traditionellen Eigenschaften eines Wüstenkriegs. Wir können nicht versuchen, diesen Krieg so zu führen, als ob ein Staat einen anderen angreift. Wir müssen den Krieg führen, der zu uns gebracht wurde. Die schiitischen und sunnitischen Islamisten haben mit Entführungen, unvermuteten Terroranschlägen und versteckten Geldtransfers gegen uns gekämpft. Die Baath-Faschisten unter Saddam Hussein haben einen traditionelleren Krieg geführt, als sie in Kuwait einmarschierten. Dieses Mal wird Saddam nicht noch einmal den gleichen Fehler machen. Er wird versuchen, seinen Einfluss geltend zu machen, weil er Massenvernichtungswaffen besitzt. Er wird versuchen, diese Waffen an Terroristengruppen zu übergeben, um uns zu schlagen - wie Saddams Sohn Quesay neulich angedroht hat. Es wäre töricht zu glauben, dass unsere Feinde sich an die Vertragsregeln halten werden, die man seit dem Westfälischen Frieden und dem Entstehen von Nationalstaaten kennt. Heute stehen wir einem sehr viel schwierigeren Krieg gegenüber als dem zwischen zwei bewaffneten Nationalstaaten. Also müssen wir mit gleicher Münze zurückschlagen. Präventive Kriegsführung oder "Abschreckung" sollte eines der neuen Werkzeuge in unserem Arsenal sein.


James Woolsey

James Woolsey, 1941 in Oklahoma geboren, gehört zu den
Urgesteinen amerikanischer Sicherheitspolitik. Von 1968 bis 1970 war er Mitarbeiter des Nationalen Sicherheitsrates, 1970 bis 1973 Berater des Streitkräfteausschusses des Senats. Nach kurzer Zeit in der Privatwirtschaft wechselte Woolsey erneut in die Politik und bekleidete von 1977 bis 1979 unter Präsident Carter das Amt des Staatssekretärs im Marineministerium. Auch Präsident Ronald Reagan wollte auf Woolsey nicht verzichten. Er machte ihn zum Gesandten zur besonderen Verwendung bei den amerikanisch-sowjetischen Gesprächen über die Reduzierung strategischer Waffen (Start). Von 1989 bis 1991 war Woolsey Präsident Bushs Vertreter bei den Verhandlungen über den KSE- Vertrag. In seiner 22-jährigen Laufbahn in Washington, während der er in vier Administrationen diente, hat sich Woolsey den Ruf eines scharfsinnigen, dabei gemäßigten Experten für Militär- und Rüstungskontrollfragen erworben. DW


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