Re: Wirtschaftskrise !!
Geschrieben von Deyvotelh am 02. August 2002 21:14:30:
Als Antwort auf: Wirtschaftskrise ? geschrieben von Martl am 01. August 2002 22:58:47:
>Hallo zusammen,
>hier ein kurzer Ausschnitt aus der aktuellen Börse Online:
>Gefährlicher Cocktail
>- Vertrauenskrise
>- Sicherheitslage
>- Konjunktursorgen
>- Hightechblase
>- Emerging Markets
>- Domino-Effekt
>Börse Online 32/2002:
>Mehr als 250 Milliarden Euro verloren die DAX-100-Titel seit Beginn dieses Jahres an Börsenwert. Das Minus im S&P 500 summiert sich auf mehr als drei Billionen Dollar. ... die sechs wichtigsten Gründe für den dramatischen Kursverfall:
>1) Trickser und Fälscher:
>Mit dem Begriff "Enronitis" bezeichneten Börsianer zunächst fast scherzhaft das wachsende Misstreuen gegenüber Unternehmen. Doch die beim Zusammenbruch des US-Energiehändlers festgestellten Bilanztricks waren nur der Anfang. Xerox, Merck, Tyco und andere US-Konzerne gerieten ins Zwielicht. Als Tiefpunkt gilt die Pleite des Telecomriesen WorldCom. In der Kritik stehen auch Wirtschaftprüfer und Banken, die dem Treiben zumindes zusahen. "Wem kann man noch trauen ?", fragen Anleger. Die US-Regierung beschloss eilig härtere Strafen für Bilanzfälscher, die Börsenaufsicht SEC will Vorstände künftig die Richtigkeit ihrer Geschäftszahlen beeiden lassen. Doch das Thema lastet weiter auf dem Markt.
>2) Die Welt bleicht in Angst:
>Mit den Anschlägen vom 11.09.2001 hat sich die Welt verändert. Angst vor neuen Terrorattacken und der Krieg in Afghanistan lassen die Börsen seit diesem Datum nicht mehr los. US-Präsident Bush scheint zudem fest entschlossen, den Irak anzugreifen. Er könnte das Werk seines Vaters aus dem Golfkrieg 1991 vollenden und Diktator Saddam Hussein stürzen. Doch ob er dabei auf die Unterstützung arabischer Staaten zählen darf, ist zweifelhat. Eine Krise in der sensiblen Golfregion würde den Ölpreis nach oben treiben und die Wirtschaft hart treffen. Immer mehr Sorgen macht auch die Eskalation im Nahen Osten. Beim Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern ist keine Lösung in Sicht. Kriegszeiten - das zeigt die Vergangenheit - sind selten gute Börsenzeiten.
>3) Lahmender Aufschwung:
>Viel deutete zu Jahresbeginn auf eine rasche Erholung der Konjunktur hin. Stolze 6,1 % Wachstum meldeten die USA für das erste Quartal. Doch inzwischen sind die Signale widerspüchlich. Manche Ökonomen prophezeien weiterhin einen "Double Dip" - also das erneute Abrutschen in die Rezession. Hierzu kommt der rasant fallende US-Dollar. Setzt sich der Kursverfall der Leitwährung in diesemTempo fort, drohen den Märkten schwere Turbulenzen. In Deutschland bleibt die Lage ohnehin trist: kaum Wachstum, hohe Arbeitslosigkeit und dazu eine Konsumflaute ungeahnten Ausmaßes. Mit dem Euro in der Tasche geben die Bürger ihr Geld noch zögerlicher aus als bisher. Auch ein möglicher Regierungswechsel am 22.09. dürfte daran wenig ändern.
>4) Kater nach der Party:
>Der Hype war grenzenlos: Vor gut zwei Jahren war EM.TV an der Börse soviel wert wie der VW-Konzern - heute ist ein Prozent des Autobauers teurer als der ehemalige Neue-Markt-Star. Ähnliche Exzesse gab es an der US-Technologierbörse Nasdaq. Wenn eine Blase von solchem Ausmaß platzt, dauert die Erholung lange. Auch in der Realwirtschaft wurde maßlos übertrieben: Vermeintliche Zukunftsbranchen leiden heute unter viel z hohen Kapazitäten. Der schmerzhafte Anpassungsprozess für Telecomausrüster, Softwarefirmen und dandere dauert noch immer an.
>5) Flächenbrand droht:
>In vielen Emerging Markets brennt es: Argentinien ist pleite. Misswirtschaft und die Bindung an den US-Dollar haben die Industrie des Landes ruiniert. Hohe verschuldung und Inflation kommen hinzu. Das Land kann seine Schulden nicht mehr begleichen. Die Furcht vor einer Ansteckung hat das Nachbarland Brasilien ergriffen. Hier stehen bald Wahlen mit ungewissem Ausgang an. Sorgenkind Europas bleibt die Türkei. Die zerfallene Regierung von Premierminister Bülent Ecevit kämpft mit hohen Schulden und galopperender Inflation. Wegen der strategischen Bedeutung des Landes unterstützt der internationale Währungsfonds die Türkei massiv.
>6) Baisse nährt Baisse:
>Wenn Kurse fallen, werden auch Beteiligungen weniger wert. Gerade in der eng verflochtenen "Deutschland AG" ist ein Domino-Effekt die Folge: Fällt etwa die Aktie von DaimlerChrysler, gerät meist auch der Kurs von Großaktionär Deutsche Bank unter Druck. Versicherungen sehen als Besitzer gewaltiger Aktienbestände ihre Reserven dahinschmelzen. Manche Gesellschaften ziehen die Notbremse und verkaufen. Das treibt die Kurse noch tiefer in den Keller. Schließlich hat die Baisse auch reale Vermögenseffekte: Vor allem in den USA sinkt der Private Verbrauch, wenn die Anleger viel Geld verloren haben. Darunter leidet die ohnehin nicht sehr stabile Konjunktur. Den Aktienmärkten droht eine Abwärtsspirale.
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>Eigene Anmerkung:
>Ich möchte noch schnell das Thema Goldpreis aufgreifen. In den letzen Tagen wurde anscheinend im größeren Rahemen Gold verkauft, um den Aktienmarkt durch Käufe zu stützen. Evtl. war es ja die US-Notenbank, die angeblich bereis zum vierten mal durch Aktienkäufe den Dow Jones gestützt haben soll.
>Soll uns evtl mit den steigenden Aktienkursen der letzten Tag nur etwas vorgetäuscht werden (siehe ja heutigen Börsentag !)
>Grüße
>MartlHi!
Und ob!! mörderischste Rezession seit 1974 ("Die Welt")
Ende der Baisse 2007 oder 2008, wir könnten uns gar nicht vorstellen, was auf uns noch alles zukäme (Witschaftswissenschaftler im Radiosender "Deutsche Welle")
Die Krise liegt nicht nur am geplatzten Hype der Seifenblase "New Economy", sondern auch an der Grenze des exponentiellen Wachstums. Am Nordpol lassen sich eben keine Kühlschränke verkaufen.
Außerdem (ich arbeitete mal in einem physikalischen Institut) laut Wissenschaftlern ist die Grenze für Integrationsdichte für Chips 2007 erreicht. Die werden ja bekanntlich mit Laser geätzt. Man müßte dann auf Werkzeuge zugreifen, dessen Wellenlänge wesentlich kleiner ist als Licht. Die kennt man aber bisher noch nicht.
Unser Wirtschaftssystem macht ja ihre Gewinne durch Rationalisierung, und diese wird eben bald nicht mehr möglich sein. Dann können die Banken der Wirtschaft keine allzugroßen Kredite mehr geben, die Banken machen keine großen Gewinne mehr, weil sie an Zinsen zu wenig verdienen, die Banken "rationalisieren" dann eben auch und entlassen Leute, die Wirtschaft sowieso. Also ein Strudel nach unten. Das Harte ist, daß alle diese Faktoren zusammenzukommen scheinen, also das Ende des Internetbooms, das Ende des Hightechbooms durch ihre eigenen physikalischen Grenzen, und die generelle Saturierung des Marktes.
Und die Raffgier der Unternehmer und Vorstände, die oft das zigfache eines Bundeskanzlers verdienen.(Deutsche Bank Chef: 40faches Jahreseinkommen vom Genossen der Bosse).Selbst bei Firmenzusammenbrüchen durch Finanzskandale brausen US-Unternehmer noch mit ihren Motorjachten über die Karibik, so abgesichert sind die.
Bereitet der Turbokapitalismus dem Kapitalismus das Ende?
Mfg Deyvotelh