Der Stand der Technik
Geschrieben von Swissman am 24. Juli 2002 23:43:47:
Als Antwort auf: Re: N: Space rock 'on collision course' geschrieben von Badland Warrior am 24. Juli 2002 11:54:30:
>Kleinkram. So ein zwei Kilometer großer Brocken kann zwar ziemlich heftig >sein, aber wir haben den Sauriern gegenüber einen Vorteil: Atomwaffen. Zwei >oder drei Bomben oder Raketen vom Typ Hiroshima und die Sache hat sich >erledigt.
Rein theoretisch hast Du recht: Die Nasa und die russische Awiakosmos haben vor einigen Jahren in einem gemeinsamen Projekt untersucht, ob und wie man einen Asteroiden oder Kometen, der sich auf Kollisionskurs befindet, abwehren könnte. Abgesehen von verschiedenen mehr oder weniger futuristischen Ideen, die, mangels entsprechender Technologien, erst mittel- oder längerfristig realisierbar sind, zeigte es sich, dass Thermonuklearwaffen, bzw. (bei Kometen) Neutronenbomben, gegenwärtig das Mittel der Wahl wären. Als Trägersystem würde man die mächtigste Rakete, die derzeit noch produziert wird, die russische Energija, verwenden.
Obwohl man eine Serie von Sprengköpfen im Megatonnenbereich einsetzen würde, um den Asteroiden von seiner Bahn abzudrängen (bei Kometen wären Neutronenbomben besser geeignet), ist die resultierende Ablenkung derart winzig, dass man bereits weit von der Erde entfernt eingreifen müsste, damit diese nicht mehr in der Gefahrenzone liegt: Daher, und aufgrund der notwendigen Vorbereitungen, ist es nach Ansicht der Wissenschaftler notwendig, den Impaktor mindestens zwei Jahre (!) vor dem potentiellen Einschlag zu entdecken und seine Bahn exakt zu berechnen, um wenigstens eine Chance zu haben, diesen zu verhindern - alles was darunter ist, wäre voraussichtlich zuwenig.
Und genau diese zwei Jahre sind das Problem: Die Bahnen bekannter Himmelskörper kann man im Prinzip berechnen (obwohl bei derart kleinen Körpern, wie es Asteroiden und Kometen sind, die Bahn von vielen Unbekannten beeinflusst werden kann - es sind nicht wenige Fälle von Asteroiden bekannt, die als "verschollen" gelten, weil sich ihre Bahn, z. B. durch die Kollision mit einem unentdeckten Asteroiden, verändert hat), die meisten potentiellen Impaktoren dürften uns aber noch gar nicht bekannt sein... Kometen kann man anhand ihres Schweifes zwar bereits recht früh orten, auf Asteroiden trifft dies aber nicht zu: Diese sind klein und dunkel, und mithin meist nur sehr schwer zu orten (insbesondere dann natürlich, wenn sie auch noch aus Richtung Sonne anfliegen!). Es kam schon wiederholt vor, dass Erdbahnkreuzer, die der Erde bedrochlich nahe kamen, erst mehrere Tage nach ihrem Vorbeiflug entdeckt wurden - wäre deren Bahn nur minimal anders verlaufen, hätte uns buchstäblich der Blitz aus heiterem Himmel getroffen.
Alles in allem ist es derzeit eher unwahrscheinlich, dass man einen Impaktor rechtzeitig abfangen könnte... :-(