Re: Das langsame Sterben beginnt...

Geschrieben von Ananda am 22. Juli 2002 20:57:26:

Als Antwort auf: Das langsame Sterben beginnt... geschrieben von XSurvivor am 22. Juli 2002 18:45:48:

hallo xsurvivor,

"Der angeblich "Aufschwung" der letzten jahre stellt sich als großer Schwindel
heraus. Niemand kann sich heute mehr sicher sein, nicht schon morgen zum Heer
der Arbeitsolsen zu gehören."

das habe ich mir auch schon gedacht dass das gaze wirtschaftssystem wie wir
es haben im prinzip nur ein gigantisches schneeballsystem ist das nur solange
funktioniert solange es genug dumme gibt die darin einzahlen. nun wurde in den
letzten jahren hierzulande auch durch viel werbung eine aktienkultur
aus dem boden gestampft und eine ganze menge neuer einzahler aktiviert um
das sterben zu verlangsamen aber wie es scheint geht es jetzt trotzdem langsam
dahin. vor ein paar jahren zum beispiel war in meinem freundeskreis plötzlich
thema nr. eins nur noch aktien. aktien hier, aktien da und das von leuten die
vorher garnicht genau wusten was das eigentlich ist, eine aktie. ich
glaube dieser begeisterungssturm wurde mit absicht losgetreten.


"Nach der nächsten Wahl wird dort dann die unterstützung kräftig
zusammengestrichen werden und jeder Bedürftige zum Billigjob gezwungen werden."

das ist schon paradox: eigentlich müsste es ja von jahr zu jahr besser gehen.
immer neuere maschinen, computer und software, die arbeit wird weniger die
produktivität höher und irgendwann landen wir bei menschenleeren fabriken
weil menschliche arbeitskraft (fast) nicht mehr gebraucht wird. das ist ja
eigentlich eine schöne utopie - nur es hat niemand was davon wenn
die technik soweit ist und wir immer noch das selbe wirtschaftssystem haben.
dann lebt die menschheit nicht in einem arbeitsfreien paradies sondern
in einer hölle aus massenarmut und elend. die verteilung machts eben und für
die verteilung sind zinsen massgeblich mitverantwortlich.


Es gibt nur zwei Auswege aus dem Dilemma:

1.) Zinsfreie Wirtschaft oder
2.) Krieg

ich glaube nicht das das so einfach ist. zinsen sind meiner ansicht nach in
erster linie ein symptom und dann erst eine ursache. die wahren gründe liegen
nicht in einem wie auch immer gearteten system sondern an der menschlichen
einstellung, sprich ethik. das zinssystem fiel ja nicht vom himmel sondern
wurde von der gesellschaft ihren wünschen gemäss so eingerichtet und ein ganz
besonders grosser wunsch ist es möglichst viel zu verdienen und dafür möglichst
wenig zu arbeiten. und dafür sind zinsen ja geradezu ideal.
(genaugenommen ist es ja nicht das geld das arbeit sondern ein anderer damit er
die zinsen bezahlen kann.)
nicht dass das jetzt grundsätzlich verwerflich wäre aber wenn man die zinsen
abschafft fällt den leuten wieder etwas anderes ein um wieder ein "ideales",
d. h. den egoistischen wünschen entsprechendes system, zu errichten.

die planwirtschaft hat ja auch nicht funktioniert obwohl dort nicht egoismus
als triebfeder gedient hat sondern die befriedigung der bedürfnisse aller.
zumindest theoretisch aber auch dort haben es ein paar schlaumeier geschafft
etwas gleicher zu sein als andere und in saus und braus zu leben während
der rest die dummen waren - orwells "animal farm" läst grüssen.
den wunsch nach übervorteilung und geldgier schafft man nicht ab indem man
zinsen abschafft. da hilft nur ein gesellschaftlicher umdenkprozess und die
frage ist nun die: wie kann man das erreichen und wie hat das umdenken
auszusehen.

heute kann man ja oft die durchhalteparole antreffen "unsere wirtschaft muss
doch wachsen" - um arbeitsplätze, den wirtschaftsstandort und was weiss ich
noch alles zu erhalten und zur not muss man dem eben ein paar hektar regenwald
opfen, ein paar grenzwerte senken usw usw nur damit das hamsterrad weiterlaufen
kann. unser jetziges wirtschaftssystem funktioniert eben nur solange man
unbegrenzt weiterwachsen kann. das wirft doch die frage auf ob da nicht
grundsätzlich etwas falsch läuft und von daher schadet es glaube ich nichts
sich die grundsätze der wirtschaftswissenschaften mal näher anzusehen.

"die menschlichen bedürfnisse sind praktisch unbegrenzt, während die geeigneten
mittel zur bedürfnisbefriedung nicht in unbeschränkter menge zur verfügung
stehen, sondern von natur aus knapp sind. diese naturgegebene knappheit der
güter, d.h. das spannungsverhältnis zwischen bedarf und deckungsmöglichkeit,
zwingt die menschen zu wirtschaften, d.h. : ..."
usw usw bla bla bla


das bekommt man in der schule zum auswendiglernen vorgesetzt und es hört
sich irgendwo auch logisch an aber könnte es nicht sein das es sich hier
um eine falsche grundannahme handelt?

auf gut deutsch heist obiger satz nämlich nichts anderes als das die menschliche
gier grenzenlos ist und deshalb nicht genug für alle da ist. so ist es in der
tat - ABER DAS KANN MAN ÄNDERN!
zwischen unbegrenzten wünschen und einem wirtschaftssystem das auf unbegrenztem
wachstum basiert denke ich bestehen schon gewisse zusammenhänge. zinsen hin
oder her ändern daran nichts grundsätzliches.

erst wenn dem massenbewustsein klar wird das unbegrenzter konsum und
"mehr-haben" nicht automatisch auch ein mehr an glück und zufriedenheit bedeutet
kann man meiner ansicht nach ein auf dauer funktionierendes wirtschaftssystem
auf die beine stellen. nur - wer will das schon?

im grunde genommen bräuchte man nämlich überhaupt kein geld, güter kann man
auch so verteilen. jeder bringt seine arbeitskraft kostenlos ein und erhält
dafür kostenlos was er zum leben braucht. mit leben meine ich nicht nur das
reine vegetieren sondern auch die befriedigung der kulturbedürfnisse.
das funktioniert bisher nur nicht weil wenn es irgendwo was kostenlos gibt
(z.b. freibier ;-)) dann beginnt der grosse run und alles ist in null komma
nichts weg.
eben weil sich jeder schnappt soviel er kriegen kann oder zumindest weil
denkt dass das all die anderen so tun.

viele grüsse
ananda


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