Ölmärkte in Unruhe nach Bericht über OPEC-Austritt Nigerias

Geschrieben von IT Oma am 22. Juli 2002 15:59:17:

Ölmärkte in Unruhe nach Bericht über OPEC-Austritt Nigerias
- Nigerianische Regierung kündigt Erklärung für 1. August an
(mit mehr OPEC, Hintergrund)

Wien/Abuja, 22. Juli (AFP) - Berichte über den möglichen Austritt
Nigerias aus der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC)
haben die Öl-Märkte in Unruhe versetzt. In London gaben die Preise
am Montag deutlich nach. Die OPEC dementierte die Meldung des
britischen «Independent» (Sonntagausgabe), wonach Nigeria die
Organisation wegen eines Streits über Förderquoten verlassen
könnte. Die nigerianische Regierung wollte die Meldung allerdings
weder bestätigen noch dementieren und verwies auf eine geplante
Erklärung zu dem Thema Anfang August. Das afrikanische Land ist der
sechstgrößte Öl-Exporteur der Welt.

Am Londoner Öl-Markt wurden am Nachmittag wurden für einen Barrel
(159 Liter) der Nordsee-Referenzsorte Brent rund 26 Dollar gezahlt.
Dies waren 43 Cent weniger als am Freitag. Zu dem Preisverfall trug
nach Angaben von Händlern allderdings auch Spekulationen über einen
angeblich bevorstehenden Preiskrieg der OPEC mit Russland bei.

Von der OPEC in Wien wurde der britische Zeitungsbericht als bloßes
Gerücht zurückgewiesen. «Nigeria kann sich nicht erlauben, die OPEC
zu verlassen», sagte ein OPEC-Vertreter, der nicht genannt werden
wollte, der Nachrichtenagentur AFP. Nigeria hat derzeit die
Präsidentschaft der Organisation inne. OPEC-Generalsekretär Alvaro
Silva Calderon wollte sich zu dem Bericht nicht äußern.

Die britische Zeitung «Independent» hatte berichtet, die Regierung
in Abuja wolle das Kartell verlassen. Das Blatt berief sich auf
OPEC-Kreise. Demnach könnte Nigeria beim nächsten Treffen der
Organisation am 18. September im japanischen Osaka mit dem Austritt
drohen. Bereits am 1. August will die nigerianische Regierung nach
Angaben eines Sprechers eine Erklärung abgeben. Weitere Kommentare
wollte er am Montag nicht machen.

Hintergrund der Berichte ist, dass Nigeria notorisch die von der
OPEC festgelegten Förderquoten überschreitet. Eigentlich darf das
Land höchstens 1,787 Millionen Barrel pro Tag produzieren,
tatsächlich werden aber 2,12 Millionen Barrel täglich gefördert.
Nigeria will seine Förderkapazitäten bis 2010 sogar auf vier
Millionen Barrel täglich ausbauen. Aus dem Verkauf von Rohöl
gewinnt Nigeria 95 Prozent seiner Devisen-Einnahmen.
Presseberichten zufolge haben auch die USA ein strategisches
Interesse an einer verstärkten Ölförderung in Nigeria, um ihre
Abhängigkeit von den Energiequellen im politisch instabilen Nahen
Osten zu verringern.

eha/mt
AFP

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