Re: Ergänzung...
Geschrieben von Apollo am 06. Juli 2002 22:35:58:
Als Antwort auf: Re: Das war der Zweite! geschrieben von Apollo am 06. Juli 2002 22:26:54:
habe nochmals in meinem archiv die stelle über die " Beule " gefunden.
Es geht dabei um eine Seitenmauer am Tempelberg (Nähe Klagemauer ), mit möglicherweise brisanter auswirkung (meldung etwa Januar 2002 ) :>>Wann platzt die Beule?
Stürzt der instabile Teil der Südmauer des Jerusalemer Tempelbergs ein, könnte auch die Al-Aksa-Moschee beschädigt werden.
In Jerusalem bahnt sich eine archäologische und politische Tragödie an. Ein Teil der Südmauer des Tempelbergs droht einzustürzen. Dabei könnte die Al-Aksa-Moschee, die drittheiligste Stätte im Islam, ebenso beschädigt werden wie die darunter neu errichteten Moscheen. Es ist zu befürchten, dass bei einem Einsturz der Mauer eine Verschärfung der politischen Situation in Jerusalem droht, denn die arabische (und damit die moslemische) Welt würde Israel dafür verantwortlich machen.
Seit Monaten ist eine Ausbuchtung in der Südmauer sichtbar, die inzwischen bedrohliche Ausmasse angenommen hat. Über einen halben Meter ragt die Beule aus der Mauer heraus. Darüber hinaus ist das gesamte Mauerwerk so beschädigt, dass israelische Experten einen dauerhaften Schaden nicht mehr ausschliessen. Die beschädigte Mauerstelle beginnt rund 13 Meter von der Südostecke der Mauer aus gemessen und neun Meter unterhalb der Mauerbrüstung. Das dabei am meisten beschädigte Mauerstück ist knapp zehn Meter hoch und über 32 Meter breit. Insgesamt betroffen ist eine Mauerfläche von über 600 Quadratmetern. Dahinter befindet sich eine grosse Halle, die “salomonischen Ställe”.
Sie haben allerdings nichts mit dem biblischen König Salomo zu tun, sondern gehen auf Herodes den Grossen zurück, der sie im 1. Jh. v. Chr. im Zusammenhang mit seinem Tempelneubau errichten liess. Nach dem Geheiss des Königs und Baumeisters wurde das alte Tempelareal verdoppelt. Dies geschah im Süden durch Gewölbebauten, die man dem alten Tempelareal anfügte, um eine Plattform für den neuen Tempel zu schaffen. Die Unterbauten wurden zur Zeit Jesu als Lagerräume für den Tempeldienst benutzt. Im Mittelalter nutzten Kreuzritter die Hallen als Pferdestallungen. Sie waren es auch, welche die Untergrundbauten irrtümlicherweise auf König Salomo zurückführten. So kam es zu den “Ställen Salomos”.
Als die Römer 70 n. Chr. den Tempel schleiften, blieb von der südlichen Umfassungsmauer nur der untere Teil erhalten. Noch heute erkennt man die grossen herodianischen Steine sofort in der unteren Lage der Mauer. Sie sind in ausgezeichnetem Zustand, obwohl sie in der Antike ohne Mörtel verbaut wurden. Nach der römischen Zerstörung blieb der Tempelplatz verwüstet, bis 600 Jahre später die Omajjaden den Felsendom und die Al-Aksa-Moschee bauten und die Mauer wieder aufbauten, jedoch aus wesentlich kleineren Steinen. Es gelang nicht, die Stabilität der antiken Mauer zu erreichen, obwohl diesmal mit Mörtel gearbeitet wurde. Entsprechend liegt der instabile Abschnitt der Mauer im oberen Teil der moslemischen Mauer.
Wie es zur Mauerbeule kam, ist nicht eindeutig. Israelischen Experten ist die Expertise der Mauer untersagt. Der Tempelberg (von den Moslems als “Haram el Sharif” - als das “noble Heiligtum” - bezeichnet) wird vom Waqf, der moslemischen Religionsstiftung, verwaltet. Auch nach dem Sechs-Tage-Krieg beliessen die Israelis die Kontrolle über den Tempelberg in den Händen des Waqf, um die moslemische Welt nicht zu brüskieren.
Doch die israelische Hoffnung, mit diesem diplomatischen Griff dem Frieden näher zu kommen, erfüllte sich nicht. Im Gegenteil. Seit Jahrzehnten betreibt der Waqf eine systematische Zerstörung jüdischen Erbes auf dem Tempelberg. Archäologen konnten in 40 Fällen die bewusste Zerstörung antiker (und damit jüdischer) Baulichkeiten nachweisen. Doch die israelischen Behörden sind bislang nicht gegen diese Zerstörungen des jüdischen Kulturerbes eingeschritten, weil der Tempelberg als politisches Pulverfass gilt. Zurzeit ist es Nicht-Moslems verboten, den Tempelberg zu betreten. Das gilt genauso für westliche Pressevertreter oder die Bauspezialisten der Israelis.
Neben der natürlichen Erosion vermuten die Ingenieure die massiven Bauarbeiten in den “Ställen Salomos” als Ursache für den grossen Mauerschaden. Bereits 1996 eröffneten die Moslems im Bereich der “Ställe Salomos” eine unterirdische Moschee. Damals sind Tausende Tonnen Erdreich ohne archäologische Aufsicht abgetragen worden. Seit 1999 wurden hier mit einem Bulldozer weitere Bauarbeiten vorgenommen, wobei Hunderte von LKW-Ladungen antiken Bauschutts (durchsetzt mit archäologisch bedeutsamem Material) in das nahe gelegene Kidrontal gekippt wurden.
Die Bauarbeiten galten der Schaffung eines breiten Eingangs in die neu errichtete Marawami-Moschee, welche die grösste Moschee im Nahen Osten ist und Platz für 10 bis 15000 Menschen bietet. Beschwerden israelischer Archäologen wurden vom Waqf mit dem Hinweis zurückgewiesen, dass palästinensische Archäologen den Bauschutt untersucht hätten, dabei aber keine Anzeichen auf Reste jüdischer Bauten entdeckt worden seien.
Westliche Medien nehmen kaum Notiz von den Vorgängen auf dem Tempelberg, die von der Archäologin Eilat Mazar (Hebräische Universität Jerusalem) als eine “Zerstörung und Vergewaltigung des Tempelberges” bezeichnet werden (vgl. Interview und Bericht in “factum” 11/12 2001). Dabei hat die “Jerusalem Post” mehrfach darüber berichtet und Webseiten im Internet liefern aktuelle Informationen und Bilder.1 Während eines Informationstreffens in Jerusalem zeigte sich Dr. Mazar hocherfreut, dass “factum” ausführlich über den Tempelbergskandal berichtet hatte.
Sollte die Südmauer einstürzen, dann besteht die Gefahr, dass die Araber Israel dafür verantwortlich machen. Ein Aufflammen des Hasses in der moslemischen Welt könnte die Folge sein. In Amerika hat die Fachzeitschrift “Biblisch Archäologische Rundschau” auf die enorme Gefahr des Mauereinsturzes hingewiesen. Dem Herausgeber Hershel Shanks ist zuzustimmen, wenn er mahnt: “Eine Sache ist klar: Unverzüglich müssen Schritte unternommen werden, um die Südmauer zu stabilisieren und einen Einsturz zu verhindern. Dies ist eine Sache, wo Israel und der Waqf fruchtbar kooperieren könnten.”2
Ob es dazu kommt, ist - nach dem bisherigen Verhalten des Waqf zu urteilen - mehr als zweifelhaft. Jerusalem ist und bleibt ein Zankapfel der Nationen, wie es in der Bibel vorausgesagt ist (vgl. Sacharia 12-14), und der Tempelberg ist das Zentrum dieser Auseinandersetzung. Hier tickt eine Zeitbombe ungeheuren Ausmasses.n
ALEXANDER SCHICK <<
gruss apollo