@ Badland, Swissman, Enigma und Liszt / Anthrax
Geschrieben von Savonarola am 02. Juli 2002 21:04:08:
Moin Kollegen
Kürzlich hatten wir weiter unten über das Thema Anthrax-Seuche diskutiert.
Mir war die Tatsache bereits letzten Herbst bekannt. Jetzt scheint es offiziell
zu sein.Freundliche Grüsse Savonarola
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Die Berliner Morgenpost berichtet:
Ist Mr. Anthrax enttarnt?Wer ist der Absender der tödlichen
Milzbrand-Briefe? Das FBI nennt erstmals einen
Namen: Steven Hatfill, BiowaffenexperteVon Ulli Kulke
Washington - Dass Waldbrände, wie jüngst in den USA, schon mal
von Feuerwehrleuten gelegt werden, zählt zur pyrohistorischen
Allgemeinbildung. Nun aber verdichten sich die Hinweise darauf,
dass auch die Milzbrandattacken im September und Oktober 2001
ausgerechnet von jenen verübt wurden, die die Menschheit vor
solchen Katastrophen schützen sollen. Eine neue Art schizoiden
Täter-Retter-Verhaltens zeichnet sich ab - vor der Kritiker des
amerikanischen «Biodefense-Programms» freilich seit längerem
warnen.
Zum ersten Mal hat die US-Bundespolizei FBI jetzt den Namen eines
Mannes genannt, dessen Haus sie durchsucht und den sie zum
Lügendetektortest geladen hatte: Steven J. Hatfill. Der
Biowaffenexperte, der als Angehöriger der Privatfirma SAIC bis
März für das Pentagon tätig war, ist nach wie vor auf freiem Fuß,
aber die Profiler dürften ihre Freude an der Vielzahl einschlägiger
Hinweise in der Biografie gehabt haben.Hatfill hatte 1999 für seine Zuarbeit für das Pentagon eine Studie in
Auftrag gegeben: Wie und mit welchem Erfolg können Anthrax-Sporen per
Briefpost verschickt werden? Der Autor der Expertise, die der Zeitung
«Baltimore Sun» auszugsweise bekannt ist, konnte nicht kompetenter sein:
William J. Patrick, prominenter Veteran des US-Biowaffen-Programms aus
den 60er- und 70er-Jahren und Freund Hatfills. Auch Patrick wurde intensiv
verhört, anschließend aber als Sachverständiger ins Fahndungsteam aufgenommen.Hatfill, der in den 90er-Jahren mit Unscom im Irak das dortige
Biowaffenprogramm aufspürte, ist seit Jahrzehnten mit dem Thema
Anthrax befasst. Er ist gegen Milzbrand geimpft, was ihm einen
etwas unbefangeneren Umgang mit den Erregern erlaubt. In den
späten 70er- und frühen 80er-Jahren studierte der heute 48-Jährige
an der Godfrey Huggins Medical School in Rhodesien, dem späteren
Simbabwe. Sein damaliger Aufenthalt ist für Beobachter heute in
zweifacher Weise interessant. 1979 und 1980 war Rhodesien Ort
der größten bekannten Milzbrandepidemie der Geschichte.
Schätzungsweise 10 000 Menschen fielen ihr zum Opfer. Schnell
war seinerzeit ein böses Gerücht im Umlauf, das bis heute nicht
verstummt ist: Die Epidemie wurde im Zuge des Bürgerkriegs
zwischen der Armee und der Guerilla als taktische Waffe eingesetzt.
Für diese Lesart sahen auch Experten sahen Anhaltspunkte.Ein zweites Detail aus Rhodesien bringt Hatfill in Erklärungsnot:
Seinerzeit wohnte er in der Hauptstadt Harare nahe einer
Greendale-Schule. Dieser Name tauchte vergangenen Herbst als
Absender auf einigen vermeintlich von Kinderhand beschrifteten
Briefumschlägen mit den Milzbranderregern auf: «Greendale School,
New Jersey» - eine Lehranstalt, die in diesem Ort unbekannt ist.Von 1997 bis 1999 arbeitete Hatfill im medizinischen
Forschungszentrum der US-Armee, USANRIID in Fort Detrick. Seit
Monaten gehen Experten auf Grund genetischer Analysen davon
aus, dass von dort die Milzbranderreger abgezweigt wurden, die im
vergangenen Herbst fünf Menschen per Post töteten.Seit 1999 bis vor drei Monaten schließlich arbeitete Hatfill in der
Privatfirma SAIC, die allerdings auch die Sicherheitsstandards des
Verteidigungsministeriums einhalten muss. Dazu gehört unter
anderem ein sehr exklusiver Zugang einzelner Forscher zu den
sensibelsten Bereichen. Und hier passierte etwas, das jeden
Kriminologen, insbesondere den Motivforscher, im Nachhinein
aufhorchen lässt: Ende August, also nur wenige Tage vor dem
11. September und kurz vor dem Versand der Milzbrand-Briefe,
entzog das Pentagon Hatfill die Lizenz zum Forschen: Die
Hochsicherheitszonen im SAIC-Komplex durfte er fortan nicht mehr
betreten. Im März schließlich flog er aus der Firma. Zu der
interessanten Frage nach dem Grund für das Berufsverbot wollte
sich die US-Regierung bislang nicht äußern.Quellen:
Bild des Bacillus und weitere Berichte